New Orleans im Sommer ist wie die Karibik, bloß heißer und feuchter, und ohne Sandstrand. Durch das French Quarter schlendern betrunkene Touristen, überall ist Musik, und vor ein paar Tagen wurde der Todestag von Marie Laveau gefeiert, die berühmte Voodoo-Hexe, deren Grab heute noch geschmückt wird wie das von Jim Morrison.
Wo wir von Hexen sprechen, gestern habe ich Michele Bachmann gesehen. Denn ich bin leider nicht hier, um Jazz zu hören und Gumbo zu essen, sondern bei einem Parteitag der Republikaner, die alle glauben, Amerika sei das großartigste Land aller Zeiten — man muss alle zwanzig Minuten aufstehen und das unter Beifall wiederholen, sonst gerät das in Vergessenheit — und Ronald Reagan war der großartigste Präsident aller Zeiten, und jetzt wird es Zeit, unser Land zurückzuholen. Von wem, ist nicht so ganz klar, aber das Publikum besteht zu 99 Prozent aus Weißen, davon drei Viertel über sechzig.
Zwischendurch trat noch ein kommunistischer Präsidentschaftkandidat aus Louisiana namens Buddy Roemer auf, der über die Wall Street, Goldman, Sachs, General Electric und die Ölindustrie schimpfte, die mit ihren Parteispenden das Land im Würgegriff und die Politik an der Leine hätten, sachlich nicht falsch, ich fand es trotzdem erstaunlich, dass er so viel Beifall bekam. Aber das ist Louisiana, der Staat von Huey Long.
Der einzige, der Anhänger unter 30 hatte, war Ron Paul, sogar gleich ganze Busladungen, was Wunder, ist sein Bezirk Galveston nur ein paar hundert Meilen entfernt. Für ihn gilt das gleiche, wie für Roemer, good on paper, aber wenn der gewählt wird, bin ich Obi Wan Kenobi.
Was Bachmann angeht, sie will Intelligence Design in Schulen lehren und das Defizit dadurch beheben, dass sie Subventionen für ein Cowboy Poetry Festival im Wilden Westen streicht. Die wähle ich auf keinen Fall.