F: judytaylorstudio D iese Bilder heissen „Lehrling“, „Verlorene Kindheit“ und „Textilarbeiterinnen“ (v.l.n.r.). Sie gehören zu einem elf-teiligen, monumentalen Wandgemälde, das im Arbeitsministerium von Augusta im Bundesstaat Maine hängt.
Doch die Tage des Kunstwerks sind gezählt. Es passt nicht in das Weltbild des neuen Gouverneurs von Maine. Paul LePage hat entschieden, es abzunehmen. Weil es „einseitig“ sei. Zur Begründung zitiert der Gouverneur das Fax eines anonymen (sic!) Autors, der sich beschwert habe.
D er Gouverneur will auch sieben Konferenzsäle in seinem Arbeitsministerium umbennennen. In einem E-Mail sind die Beschäftigten der Behörde aufgefordert, neue Namen vorzuschlagen: „Berge, Landkreise oder sonst etwas“.
Bislang heisst einer der Säle: „Frances Perkins“ – wie die aus Maine stammende US-Arbeitsministerin, die für die Sozialreformen der 30er Jahre verantwortlich war, darunter die Einführung der 40-Stunden-Woche, das Verbot von Kinderarbeit und die Arbeitslosenversicherung. Ein anderer Saal heisst jetzt noch: „César Chávez“ – wie der Gründer der Landarbeitergewerkschaft „–> United Farm Workers „, der vor allem Latinos angehören.
D er bilderstürmende Gouverneur, ein Republikaner, ist im vergangenen November mit Unterstützung der Tea-Party gewählt worden. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt im Januar provozierte er seinen ersten Eklat. Da antwortete Paul LePage erst gar nicht nicht auf die Einladung der afro-amerikanischen –> NAACP zum Jahres-Empfang zu Ehren von Martin Luther King jr. Sondern richtete den Organisatoren auf dem Umweg über eine Journalistin des „Portland Press Herald“ aus, sie könnten ihn „am Arsch lecken“ –>Kiss my butt. Als nächstes kündigte der Gouverneur an, er wolle die Löhne im Öffentlichen Dienst senken, die Gewerkschaften loswerden und das zulässige Mindestalter für den Arbeitbeginn senken. Dann versuchte er, das Verbot der Chemikalie „Biosphenol A“ für die Herstellung von Plastikflaschen rückgängig zu machen. O-Ton Paul LePage: „Schlimmstenfalls wachsen den Frauen eben kleine Bärte“.
Für die Künstlerin Judy Taylor aus Maine war der Zuschlag für das Wandgemälde, den sie im Jahr 2007 erhielt, der bislang grösste Auftrag ihrer Karriere. Sonst macht sie vor allem Portraits, Landschaften und Stilleben.
A uf den Propaganda-Vorwurf des neuen Gouverneurs reagiert die Künstlerin ratlos: „Ich habe Szenen aus der Geschichte von Maine gemalt.“ Ihr komplettes, insgesamt mehr als zehn Meter breites, Wandgemälde ist –>hier zu sehen.