vonDetlef Guertler 24.10.2009

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Gerade mal ein bisschen im bitfrischen Koalitionsvertrag gescrollt (pdf), vielleicht kommen ja später noch weitere Neuwortanregungen dazu. Aber fangen wir an mit Seite 58 und den letzten beiden Sätzen des Bildungskapitels:

Wir wollen Deutschland zum Exportweltmeister von Bildungsangeboten machen und die Vermarktung gezielt fördern. Bildung und Forschung werden zu einem Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit den Schwellen- und Entwicklungsländern.

Ich bin noch ein bisschen unschlüssig, was ich mir unter diesem Bildungsangebotsexport so genau vorstellen soll: Deutsche Berufsschulen von Santiago bis Senegal? Die Gründung von Fraunhofer-Instituten in aller Welt (nur in islamischen Ländern werden sie natürlich Herrnhofer-Institute genannt)? Pensionierte Lateinlehrer versorgen die Welt mit humanistischer Bildung? Frühpensionierte Marxismus-Leninismus-Lehrer versorgen die Welt mit antihumanistischer Bildung?

Nur dass die derzeit aktiven Lehrer just dann, wenn hier der Lehrermangel ausbricht, regimentsweise nach China und Brasilien ausgeflogen werden, kann doch wohl nicht wirklich der Plan sein – mit wem sollte Angela Merkel denn sonst ihre Bildungsrepublik machen, die sie vor einem Jahr schon mal vergeblich anschob, jetzt aber offenkundig ernsthaft umsetzen will?

Dass man die Bildungsqualität in Deutschland drastisch erhöhen kann, indem man die Zahl der Lehrer ebenso drastisch reduziert, hat zwar der Wortist in seinem BildungswunderBuch behauptet, aber für derart radikale Bildungsreformen ist wohl weder das Land noch die Kanzlerin zu haben.

Also das Land ganz bestimmt nicht.

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