Der „ideologische“ Streit um die Gentechnik „spaltet die Bewegung“ gegen Hunger und Armut, sagte Bill Gates anläßlich der Verleihung des World Food Prize an den Sorghum-Forscher Gebisa Ejeta, der an der Purdue University in den USA (ganz ohne Gentechnik) neue Sorten entwickelte, die in seiner Heimat gegen Dürre und die parasitische Striga-Pflanze resistent sind. Gates, der zu den wichtigsten Geldgebern der Entwicklungshilfe gehört und u.a. ein massives Programm in Afrika unterstützt, das Bauern mit Kunstdünger, Pestiziden und neuem Saatgut versorgt, gilt als Freund technologischer Lösungen.
In seiner ersten Grundsatzrede zur Landwirtschaft schimpfte Gates auf „Ideologen“, die die Einführung der Gentechnik in Afrika verhindern wollten und gegen jede Produktivitätssteigerung allergisch reagierten. Kunstdünger, Pestizide und Gentechnik sind seiner Meinung nach dringend erforderlich, um die Produktivität afrikanischer Kleinbauern in den nächsten Jahren so zu steigern, dass sie die kommenden Härten des Klimawandels überstehen können. Etwa 5 Prozent der insgesamt 1,4 Milliarden Dollar, die die Bill und Melinda Gates Foundation in landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte steckt, fördern die Gentechnik. Der Leiter der Abteilung der Stiftung ist der ehemalige Vize-Präsident von Monsanto, Robert Horsch.Mehr zur Gates Foundation in einem älteren Bericht auf diesem blog. Gates betonte allerdings auch, die „grüne Revolution“ in Afrika, die er anstrebe, müsse sich an Kleinbauern orientieren und deren Eigeninitiative fördern und „Exzesse“ der ersten „grünen Revolution“ vermeiden. Sein neues Saatgut, gentechnisch oder nicht, wolle er ohne Lizenzgebühr zur Verfügung stellen. Nachhaltigkeit und Produktivitätssteigerung dürften nicht als Gegensätze behandelt werden. Es wäre falsch, ihm um des heilen Weltbilds willen schiere Ignoranz vorzuwerfen. Hier seine ganze Rede
Gates beherrschte mit seiner Rede die Berichterstattung über den diesjährigen World Food Prize, einen der renommiertesten Preise auf dem Gebiet der Landwirtschaft, der von dem dieses Jahr verstorbenen „Vater der Grünen Revolution“, Norman Borlaug, ins Leben gerufen wurde und für besondere Verdienste im Kampf gegen den Hunger vergeben wird. Borlaug, der in seinen letzten Jahren ebenfalls ein vehementer Gentechnik-Befürworter war, wurde auf der Veranstaltung vielfach geehrt. Ein ganzes Gebäude wurde nach ihm benannt und mit einem soliden Ölschinken des Friedensnobelpreisträgers ausgestattet, das von seinen Kindern und allerlei Prominenz enthüllt wurde.
Gates scheint sich in Borlaug’s Fußstapfen wohl zu fühlen und läßt seine PR-Maschine schon mal fragen: Kann der reichste Mann der Welt sie auch ernähren?
Dr.Gebisa Ejeta, der diesjährige Gewinner des Preises, der dabei etwas in den Hintergrund geriet, blickt auf eine Bilderbuch-Karriere zurück: In Äthiopien ging er 20 Kilomenter zu Fuss zur Schule und erkämpfte sich schließlich einen Studienplatz in den USA. An der dortigen Purdue Universität, einem der weltweiten Zentren landwirtschaftlicher Forschung, entwickelte er als einer der ersten Sorghum-Hybridsorten, die bisherigen Sorten in vieler Hinsicht überlegen sind und heute im Sudan und Äthiopien erfolgreich eingesetzt werden. Geehrt wurde er v.a. für seine Erfolge bei der Dürre-Toleranz und für seinen Kampf gegen Striga, eine Pflanze, die parasitisch verschiedene Kulturpflanzen für das eigene Wachstum benutzt und zu einem der grössten Probleme der afrikanischen Landwirtschaft zählt.
Ebenfalls auf dem Treffen vertreten war der US-Landwirtschaftsminister, Vilsack, der sich zur Frage der Gentechnik erheblich vorsichtiger äußerte und darauf hinwies, dass die neue Regierung gegenwärtig ihre Gentechnikgesetzgebung überprüft. Vilsack hat auch angekündigt, die Agrarforschung seines Ministeriums auf den Prüfstand zu stellen und spricht davon, dass gegenwärtig die Chance bestehe, diese grundlegend neu zu gestalten.