Grün und europäisch, irgendwie dynamisch brav, so kommt das neue Biosiegel der EU daher, das ab 1. Juli alle Bioerzeugnisse schmücken soll. Designerisch ist es gegenüber dem alten logo fraglos ein Fortschritt; auch wenn es inhaltlich (wie auch das deutsche Biosiegel) das Zeichen für den niedrigsten verfügbaren Biostandard nach der EU-Öko-Verordnung bleibt.
Pünktlich zur morgigen Eröffnung der Biofach in Nürnberg ist das neue logo, das von einem Düsseldorfer Desingstudenten entworfen wurde, jetzt fertig. Auf der Bioseite der EU waren zuvor die Botschaften aufgelistet worden, die das logo transportieren soll. Unser Favorit: „Bio. Wir vertrauen dem, was gut ist.“ Noch Fragen?
Welch gravierende Unterschiede es auch bei dem, was gut ist gibt, stellt exemplarisch eine Gegenüberstellung von Bioland dar, in der die Unterschiede zwischen den eigenen und den EU-Vorschriften aufgelistet sind. Ob z.B. der ganze Betrieb oder nur Teile davon biologisch bewirtschaftet werden müssen, ob Stickstoff (wenn auch kein Kunstdünger) auch aus konventioneller Herstellung zugekauft werden darf, 280 oder 580 Hähnchen pro Hektar zulässig sind, Kühe per Stromschlag am „artgerechten Koten“ gehindert werden dürfen und Nitritpökelsalz im Biofleisch zum Einsatz kommen darf, ist nicht ganz unerheblich.
Auch die Biobranche erkennt, dass Glaubwürdigkeit nicht umsonst daherkommt. Dabei geht es weniger um Skandale und Betrügereien, deren regelmässige mediengängige Aufdeckung wohl zum Preis des Erfolges einfach dazugehören, als um die Frage nach Prinzipien und Zielen: Industrie-Bio gegen Regional-Bio? Zunehmende Spezialisierung und Vergrösserung der Betriebe (auch bei Bio ist „wachse oder weiche“ ein Thema), billige Saisonarbeiter, globalisierter Handel und Konzentration der Marktmacht im Einzel- und Grosshandel sind in den letzten Jahren zu wichtigen Themen geworden. Die Biofach hat steht dieses Jahr unter dem Motto „organic & fair“. Nach Auskunft der Messeleitung ein „Traumpaar“. Meistens, wollen wir mal sagen. Der weltgrösste Biohändler für Bananen und ein wichtiger transfair Partner in diesem Bereich beispielsweise heißt Dole und ist im „Nebenberuf“ der grösste konventionelle Bananen-Konzern der Welt, der sich mit vier anderen Konzernen 90% des globalen Handels teilt. Dass seine Praktiken nicht immer fair sind, zeigt dieser Tage der Berlinale-Film Bananas!*
Hier die drei logos, die unter Tausenden eingesandten Entwürfen für die Endabstimmung ausgewählt wurden. Dass 67% der 130.000 online Abstimmenden sich für das Blatt aus Düsseldorf entschieden, wundert einen nicht :
Für Fortgeschrittene noch eine kleine Auwahl sonstiger Bio-Siegel. Wenns noch etwas mehr Bio sein soll, empfehlen wir besonders Demeter, Bioland, Naturland, Biokreis, Gäa und Ecovin.