vonDetlef Kuhlbrodt 19.03.2010

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Morgends war Frühling. Fenster offen. Sonne. Vögelzwitscher. Von weitem Autos. Heavy Metal kommt aus dem geöffneten Fenster irgendeiner Wohnung. Menschenstimmen. Im Winter hatte man ganz vergessen, dass hier auch noch andere Menschen wohnen. Wie angenehm ist es doch, mit dem Fahrrad durch den Görlitzer Park zu fahren! Es fühlt sich super an, wie der Fahrradreifen über die weiche Erde fährt.

Am Paul Lincke Ufer saß ein junger Mann und las in einer alten rororo-Taschenbuchausgabe „der Begriff Angst“ von Sören Kierkegaard; ich dachte an irgendeinen Artikel, in dem gestanden hatte, Angst sei ein häßliches deutshes Wort. Was ja überhaupt nicht stimmt.

Noch etwas erstaunt über sich selber lächeln einen Menschen fast an; also machen ganz kurz bevor sie wirklich lächeln würden, noch einen Rückzieher; manche lächeln einen auch ganz an. Hormone spielen sicher auch eine Rolle. Nur die Kellernin in der Ankerklause schien schlecht gelaunt.

Abends guckte ich eher zufällig die Süper-Tiger-Show im ZDF-Neo-Kanal. Ein sympathischer Freestylefussballer und Guinness-Buch-der-Rekorde-Rekordhalter ist zu Gast. Es ist eine komplett positive Show. Gast und Gastgeber mögen und respektieren einander. Sie begegnen sich auf Augenhöhe. Die Gäste – meist aus den Bereichen Schauspielerei und Sport – sind durchweg sympathisch, intelligent, smart.  Zum Glück ist die Sendung sehr angenehm und sympathisch. Vor zwei Jahren hatte ich Tiger kennenlernt und einen langen Text über ihn geschrieben. Wenn ich’s richtig verstanden hab, fährt Tiger, dessen EM-Stüdyo vor zwei Jahren richtig gut war, im Sommer zur WM und macht da dann sein WM-Stüdio. Das war sein Traum; darauf hatte er hingearbeitet.

Als ich weitergucke fällt mir wieder ein, warum  ich vor einem halben Jahr dann doch nichts geschrieben hatte, (oder aus dem, was ich schon geschrieben hatte, keinen Text mehr formuliert hatte) als Tiger zum ZDF-Neokanal gewechselt war: das satirische Umfeld, in dem Tiger nun im öffentlich rechtlichen Fernsehen agiert, ist einfach furchtbar! Schon allein wie die Komiker ihre Stimme etwas höher auf lustig schalten; grusel! Als es dann zur Wahl zur „Miss Brauch“ ging, schalte ich den Fernseher einfach wieder aus und denke noch mal kurz und voller Entsetzen an die zehn Minuten Satiregipfel o.ä., jedenfalls im ersten Programm. Es ist davon auszugehen, dass bestenfalls zehn Prozent aller satirischen Beiträge im Fernsehen erträglich sind; der Rest ist schlecht, furchtbar, unerträglich, armselig, bieder, bestürzend dumm, einfallslos, kleingeistig; voller Resentiments.

Der Kaugummiautomat da oben steht übrigens in der Manteuffelstraße in Ufernähe.

Die neuen Hikmet Abi – Clips gefallen mit auch gut:



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