vonEva C. Schweitzer 28.07.2009

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Der Streit um Henry Louis Gates geht unverdrossen weiter, als gäbe es in den USA kein anderes Thema, vom Mord an Michael Jackson mal abgesehen. Vorhin las ich einen Artikel in der New York Times mit der Überschrift 911 Tape Raises Questions in Gates Case und mein erster Gedanke war, es ist ein geheimes Tonband aufgetaucht, das NineEleven und unseren Pentagonchef, der auch Gates heißt, zusammen bringt, nein, es geht um den anderen Gates, der 58-jährige Harvard-Professor, der trotz Krücke für einen Einbrecher gehalten wurde.

Jedenfalls, in dem Artkel hieß es, die Frau, die die Polizei gerufen hat, habe gar nicht von einem schwarzen Mann gesprochen, und: Sie habe die Polizei darauf hingewiesen, dass es sich auch um den Hausbewohner handeln könne. Derweil musste die stellvertretende Pressesprecherin des Manhattaner Borough President zurücktreten, weil sie auf ihrer Facebooksite Obama nach der Gates-Krise “O-dumb-a” genannt hatte. Das wirft folgende Frage auf: Wozu braucht ein Borough President zwei Pressesprecher?

Bevor ich gehe, die Katzen füttern, der nächste Teil meiner Serie: Der Redakteur. Es gibt, das muss auch mal gesagt werden, gute Redakteure. Und mit guten Redakteuren ist es wie mit guten Friseuren: Man kann sie nicht anlernen, man muss sie finden. Hat man einen gefunden, folgt man dem am besten nach, egal, für welche Zeitung der arbeitet.

Having said that, hier ist der nächste Typ von Redakteur, den ich nicht ausstehen kann: Der belehrende Erbsenzähler. Insbesondere der, der einen anruft, nachdem ein Artikel abgeliefert wurde, um einen eigens darauf hinzuweisen, dass an dieser oder jener Stelle des Satzes ein Komma fehlte. Schätzchen, Kommafehler auszubügeln, ist dein Job, dafür wirst du bezahlt. Sei froh, denn wenn ein Computer das könnte, würdest du wegrationalisiert. Das sage ich natürlich nie laut, was ich sage ist (mit vor Bosheit funkender Stimme): “Das ist aber schön, dass die Sparmaßnahmen bei Ihnen noch nicht gegriffen haben; Sie können wenigstens noch Auslandsgespräche führen, auch wenn sie nicht zwingend notwendig sind.”

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009,Taschenbuch, 9,95 €

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