Und wir haben kein Nationalstolz und das alles bloß wegen Adolf –
ja toll schöne Scheiße der Typ war doch eigentlich ’n Österreicher
Ich frag mich was soll das, als wäre ich Herbert Grönemeyer
Die Nazizeit hat unsere Zukunft versaut
die Alten sind frustriert deshalb badet die Jugend es aus
Und wir sind es Leid zu leiden, bereit zu zeigen
wir fangen gerne von vorne an, Schluss mit den alten Zeiten
Siehs mal so:Dies hier ist unser Deutschland
Dies hier ist euer Deutschland
Dies ist das Land wo wir leben
Dies ist das neue DeutschlandMan weiß gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll, so kreuzdämlich, dümmlich und einfältig ist das leider, was Samy Deluxe da von sich gibt.
Die geschichtliche Ahnungslosigkeit? Dieser platte, billige Pathos in der immer unangenehmen Kombination mit dem Ruf nach mehr Nationalstolz?
„Und wir haben kein Nationalstolz und das alles bloß wegen Adolf“? Ist das so, ja? Hat das nicht vielmehr damit zu tun, dass Deutschlands Nationalstaatswerdung sehr spät stattfand – und dass Identität in Deutschland bis heute vor allem regional ist, also als Hamburger, Schwabe, Kölner, Berliner?
„Der Typ war doch eigentlich ’n Österreicher“? Als hätten die Deutschen Hitler nicht zugejubelt und als sei es wichtig, dass Hitler auf der österreichischen Seite der deutsch-österreichischen Grenze geboren worden ist – und als sei damals keine Debatte um großdeutsch und kleindeutsche Lösung geführt worden.
„Die Nazizeit hat unsere Zukunft versaut“? Ach, wo denn? Als hätte es keinen Marshallplan gegeben, kein „Wirtschaftswunder“ und keine Wiedervereinigung? Man fragt sich schon, wie jemand der offenbar jede einzelne Stunde des Geschichtsunterrichts geschwänzt und in seinem Leben keine einzige Zeitung gelesen hat, auf die Idee kommt, über Politik zu rappen.
„Und wir sind es Leid zu leiden, bereit zu zeigen / wir fangen gerne von vorne an, Schluss mit den alten Zeiten“? Thomas Mann hat 1945 gesagt: „Man hat zu tun mit dem deutschen Schicksal und deutscher Schuld, wenn man als Deutscher geboren ist.“ Das, Samy Deluxe, nennt sich Anstand. Und Verantwortung. Und daher bleibt es auch dabei.
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