Heute beschäftigt sich die New York Times mit Deutschland. Das ist meist ein skurriles Ereignis weil die Times nie über Deutschland schreibt, sondern immer nur über das, was im Kopf eines jüdischen New-York-Times-Korrespondenten passiert, wenn er über Deutschland schreibt. Jedenfalls, der Autor ist Roger Cohen und er beklagt sich darüber, dass die Wahl in Deutschland so langweilig sei. Andererseits findet er es auch wieder gut, dass Deutschland langweilig ist, denn sonst würde Deutschland sofort in Polen einmarschieren. Desungeachtet findet es es aber auch schlecht, dass Deutschland langweilig ist, weil, es will nicht in Afghanistan und den Irak einmarschieren. Manchen Leute kann man aber auch gar nichts recht machen.
Roger Cohen war mal Deutschlandkorrespondent der Times, rückte dann zum Auslandschef auf — das war in der Zeit, als die Times die Massenvernichtungswaffen des Irak fand —, wurde aber im Rahmen der Judith-Miller-Affäre geräuschlos entsorgt und ist nun, ich weiß nicht, Kolumnist für dies und das.
Das merkwürdige bei Roger-Cohen-Artikeln ist, dass die Details niemals aus Interaktionen mit Deutschen herrühren, sondern immer nur aus den Notwendigkeiten des Korrespondentendaseins. Alles, was er beobachtet, sind Hotelzimmer, Flughafenterminals und Taxis, alle Leute, die er zitiert, sind entweder Taxifahrer, Stewardessen, Hotelpagen, oder aber Amerikaner, oder doch wenigstens Politiker und Journalisten, die mal in Amerika gelebt haben. Tut der Mann eigentlich was anderes, als mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel zu fahren und dort CNN zu gucken?
In der gleichen Ausgabe hat Nicholas Kulish einen Artikel, wo er herausgefunden hat, dass fliegende Händler auf dem Alex Bratwurst verkaufen. Mach Sachen, das gibt es wirklich? Und Kulish hat nur fünfzehn Jahre gebraucht, um das zu entdecken? Na, immer noch schneller als Roger Cohen, der steckt noch in den fünfziger Jahren fest. Ich vermute mal, die Times wird die Piratenpartei entdecken, wenn die mit der FDP in einer großen Koalition ist. Dann aber im Gestus der vollkommenen Überraschung. Und wahrscheinlich sind die Deutschen dann irgendwie schuld, dass das nicht schneller ging.