vonChristian Ihle & Horst Motor 19.04.2007

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Zum achten Mal findet das britisch-irische Filmfestival „Britspotting“ in Berlin statt, das in den letzten Jahren weithin gefeierte Insel-Filme wie „Bloody Sunday“ des in diesem Jahr oscarnominierten Paul Greengrass, „I’ll Sleep When I’m Dead“ des „Get Carter“-Regisseurs Mike Hodges, „24 Hour Party People“ von Michael Winterbottom oder – letztes Jahr – „Layer Cake“ mit Neu-Bond Daniel Craig im feinen Programm vorzuweisen hatte.

Eine kurze Vorausschau auf das 2007er Programm:

Höhepunkt des diesjährigen Programms sind zweifelsohne die beiden Dokumentationen des britischen Punkurgewächses Julien Temple. Am Freitag (acud, 22h) wird dessen Dokumentation über das wichtigste Musikfestival der Welt, Glastonbury, gezeigt. Aus über 900 Stunden Filmmaterial bastelt Temple in sinnüberflutender Gänze eine wahrhaft erschöpfende Geschichte dieses riesigen Festivals, das immer noch verzweifelt versucht, den Spagat zwischen Hippie-Ursprüngen und unausweichlicher Kommerzialisierung verträglich zu gestalten. Von Doherty zu Bowie, Pink Floyd zu Primal Scream, Morrissey zu Prodigy, Radiohead und Pulp sind Festivalauftritte aus den letzten 35 Jahren zu sehen.

Mit großer Spannung wird Temples Dokumentation über Leben und Wirken von Joe Strummer erwartet. Strummer, der „rebel with a cause“, galt als “the political conscience of punk, and one half of its greatest songwriting partnership” (The Guardian), war Sänger und Frontmann von The Clash und verstarb mit 50 Jahren viel zu früh wenige Tage vor dem Weihnachtsfest 2002. Temple war ein Weggefährte Strummers seit frühesten Punktagen und zeichnet mit Strummer – The Future Is Unwritten(Sa, fsk, 22.30h) dank Archivaufnahmen, Konzertmitschnitten und Interviews mit Jim Jarmusch, Steve Buscemi, Johnny Depp und Strummers ehemaligen Bandmitgliedern ein umfassendes, bewegendes Porträt des Sängers.

Für Kinoliebhaber dürfte auch The Pervert’s Guide To Cinema faszinierend sein (So, 20.30h, fsk), ein zweieinhalbstündiger Streifzug durch die Filmgeschichte mit dem Philosophen und Psychoanalytiker Slavoj Zizek, während dem Zizek das Kino selbst einer Psychoanalyse unterzieht und Filme von Kubrick, Tarkovsky und Hitchcock bis zu Charlie Chaplin wie David Lynch bespricht (hier eine begeisterte Kritik vom Toronto-Filmfestival).

Auf der Spielfilmseite werden große Erwartungen in Middletown (Di, 20h, Hackesche Höfe) gesetzt. Der irische Thriller über den Feldzug eines heimkehrenden Priesters gegen Trunk- und Spielsucht im tiefreligiösen Irland und damit auch gegen seinen eigenen Bruder wurde von der Irish Times als „bester irischer Film seit Adam & Paul“ (letztjähriger Berlinale-Beitrag) gelobt.

Auch Like Minds (So, 22h, Hackesche Höfe) ist ein düsterer Thriller um zwei untrennbar verbundene Personen. Der 17-Jährige Alex wird angeklagt, seinen Freund mit der Schrotflinte erschossen zu haben. Toni Collette als Polizeipsychologin untersucht Alex und stößt auf verstörende Wahnvorstellungen.

Mit der in Deutschland leider nie gezeigten Comedy-Serie „Spaced“ wurde Simon Pegg in Großbritannien zum Star, seine wunderbare Zombie-Parodie „Shaun Of The Dead“ sorgte vor zwei Jahren aber auch in Deutschlands Kinosälen für Lachsalven. Das „Shaun Of The Dead“ – Team ist nun wieder für den neuen Pegg-Streich zusammengekommen: Hot Fuzz (Mi, 20h, Hackesche Höfe) parodiert aus dem Actiongenre von „Lethal Weapon bis zu „Stirb Langsam“ alles, was bei Drei nicht auf dem Hochhaus ist.

Gespannt darf man auch auf Terry Gilliams („12 Monkeys“) neuen Film Tideland(Mi, 20h, acud) sein. Der ehemalige Monty Python präsentiert eine Mischung aus „Psycho“ und „Alice im Wunderland“ auf dem Britspotting. Als Tideland auf dem Filmfest München aufgeführt wurde, antwortete Gilliam auf die Bitte, ob es nach der Filmvorführung möglich sei, ihm Fragen zu stellen: „Fragen? Das kann ich schon machen. Wenn nicht alle nach dem Film hinauslaufen und sich am nächsten Baum aufhängen.“

Christian Ihle

Das komplette Programm: hier

Berlin: 19.4. – 25.4.
München: 10.5. – 15.5.
Stuttgart: 17.5. – 23.5.

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