Gerade habe ich die Michael-Jackson-Welle hinter mir, gegen die der Tsunami ein laues Plätschern war — oder beinahe, denn soweit ich das überblicke, ist der eigentliche Leichnam noch nicht beerdigt —, da kommt schon der nächste Media-Overkill: Brüno. Der Film ist noch nicht einmal angelaufen, aber ich habe das Gefühl, ich werde seit Wochen derart damit beschallert, dass selbst ein öffentlicher GV zwischen Brüno und Bushido das nicht toppen könnte. Auf der Huffington Post, einst angetreten, die Lücken der MSM zu füllen, wird jeder Pups zur Spitzenmeldung aufgeblasen. Und die MSM und selbstredend die deutschen Medien ziehen brav mit.
Dabei teilt sich die Woge in zwei Teile: Die einen glauben, sie seien selber obercool, wenn sie Brüno ganz toll finden, die anderen glauben, sie seien noch cooler, wenn sie Brüno von gestern finden (so wie A. O. Scott, andererseits, dem gefällt fast nie was). Hier darf ich übrigens allen deutschen Kollegen erklären, warum Brüno ein schwuler Österreicher ist. Das hat gar nix mit dem Schicklgruber zu tun (so gebildet sind die Amis nicht), das liegt daran, dass das österreichische Küß-die-Hand-Herr-Hofrat-Getue auf Amerikaner effeminiert und damit schwul wirkt.
A bisserl Bech mit dem Timing hat der Brüno allerdings schon, er ist eingesandwicht zwischen dem toten Michael Jackson und dem ums Überlebenden kämpfenden Harry Potter, der kommende Woche anläuft. Hier habe ich immerhin das Buch schon gelesen. Am Ende stirbt Dumbledore, der übrigens auch schwul sein soll.
Nun wieder zu mir; eigentlich wollte ich heute die Serie fortsetzen, Der Redakteur, das unbekannte Wesen. Aber wie es der Zufall will, traf ich gestern einen freien Kollegen, der genau das gleiche tat, was mir bei Redakteuren auf die Nerven geht, nämlich Vorschläge zu machen, was ich wann und wo schreiben soll, ohne auch nur annähernd in der Lage zu sein, Aufträge zu erteilen. Der kriegte dann das gesammelte Fett ab. Gut, ein bisschen unfair, aber das Leben ist nicht fair.