vonMargarete Stokowski 13.10.2012

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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...und dieser Mann ist schuld!

Eigentlich mag ich keine Krimis. Ich lese/höre/sehe selten welche. Ist einfach nicht so mein Ding. Wie Fußballgucken oder alkoholfreies Bier: Ich weiß nicht, was ich damit soll. Trotzdem gehe ich zu der Veranstaltung „Wie schreibe ich einen Krimi?“, irgendwas zieht mich da hin. Vielleicht die Hoffnung darauf, dass es endlich mal wirklich um Bücher geht. Nicht um AutorInnen und VerlegerInnen und Gelaber und gegenseitiges Eierkraulen von Feuilletonisten.

Hanns-Josef Ortheil hat die Reihe „Kreatives Schreiben“ im Duden-Verlag herausgegeben, und Christian Schärf hat dafür den Band „Spannend schreiben“ geschrieben, eine Anleitung zum Schreiben von „Krimi, Mord- und Schauergeschichten“. Beide lehren Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Uni Hildesheim. (Weitere Bände sind: „Schreiben auf Reisen“, „Schreiben dicht am Leben“, „Schreiben Tag für Tag“, „Schreiben unter Strom“ und „Auf weiße Blätter schreiben“ – ein Blankobuch mit weißen Seiten (ganz hinten gibt es noch einen Aufsatz), das ist ziemlich konsequent und irgendwie sehr charmant, finde ich.)

Christian Schärf erzählt jedenfalls etwas über verschiedene Techniken beim Krimischreiben, also darüber, wie man den Plot erzählt. Er unterscheidet zwischen der „Handlung als Wettstreit“ und „als Labyrinth“. Es gibt zum Beispiel „das geschlossene Labyrinth“. Das Genre „Dorfkrimi“ gehört dazu: Das Dorf ist die „ideale Szenerie der geschlossenen Gesellschaft“, sagt Schärf. Bestimmte Landschaften eignen sich dafür besonders gut, vor allem solche, die sich „durch ihre markante Abgeschiedenheit und ihre schlichte Tristesse auszeichnen“: „isolierte Hochgebirgsdörfer“, „Moor- und Heideortschaften“, „triste Klinkerdörfer“.

Hab ich mir noch nie überlegt, stimmt aber wohl. „Wenn Sie einen Dorfkrimi schreiben wollen“, sagt Schärf, „mieten Sie sich mal zwei Monate in ein Dorf ein, das Sie nicht kennen. Dann haben Sie schon fast den Plot.“

„Spannend schreiben“ hat so tolle Kapitelüberschriften wie „Regeln für den ästhetisch ansprechenden Mord“ oder „Die Bedrohung wird zur außermenschlichen Größe“. Dazu gibt es praktische Schreibübungen:

„Versuchen Sie, in Anlehnung an E. T. A. Hoffmans ödes Haus einen Ort zu schaffen, auf den sich zunächst die Aufmerksamkeit konzentriert, aus der dann die Angst entsteht.“

Ich weiß nicht, ob Leute, die nicht gut schreiben können, durch diese Art von Büchern tatsächlich etwas lernen, und ich weiß nicht, ob irgendwer solche Schreibaufgaben wirklich macht. Keine Ahnung auch, ob Leute, die Literaturwissenschaften studiert haben, so etwas albern finden. Aber mich macht das irgendwie heiß. Heiß darauf, mir einen Krimi auszudenken und aufzuschreiben.

Und das ist verrückt, denn ich hatte darauf noch nie, nie, nie Lust.

Morgen lese ich „Schreiben auf Reisen“. Kann sein, dass ich dann irgendwo hin fliegen muss. Ich sag es nur schon mal.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2012/10/13/ich-glaub-ich-muss-nen-krimi-schreiben/

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kommentare

  • Natürlich, bei den Verlagen einreichen, los! Und wenn der erste es ablehnt und vielleicht der fünfzehnte immer noch, dann nimmt es vielleicht der sechzehnte. Würde ich jedenfalls so machen.

  • Und wenn du dann fertig bist willst du dich dann bei Verlagen bewerben, oder einfach nur für dich selbst und deine Freunde und Bekannten schreiben?
    Ich bin nämlich schon fertig und überlege mir gerade den nächsten Schritt. Soll ich es probieren, oder soll ich nicht? Irgendwie traue ich mich nicht so richtig. Habe Angst davor, dass ich abgelehnt werde, oder keine Ahnung. Wenn ich mein Buch selbst verlege, habe ich Angst, dass mir das professionelle Lektorat doch fehlt. Irgendwie finde ich diese Seite zu dem Thema ganz informativ.
    Manuskript einreichen

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