Alle rein da.
Leipzig, hallo, es kann losgehen. Die Sonne scheint, der Schnee glitzert, überall sind die Messestände aufgebaut und alle Leute sind noch frisch und auch noch gar nicht betrunken.
Der Anfang war chaotisch. Der ICE von Berlin nach Leipzig war überfüllt wie… naja, wie wenn Buchmesse ist. Nachdem ich meine Tasche im Zug auf den Boden gestellt hatte, kam ich nicht mehr ran, weil alle Leute so eng und ineinander verhakt standen. Ich wollte auf dem Weg eigentlich „Fish’n’Chips & Spreewaldgurken“ von Jakob Hein und Jacinta Nandi lesen, weil deren Buchvorstellung die erste war, die ich mir für heute rausgesucht hatte. Ich kam an das Buch also nicht mehr ran, was aber nicht schlimm war, weil ich Jakob Hein und Jacinta Nandi schon auf dem Bahnsteig getroffen hatte.
Wir lästerten ein bisschen über die Menschen aus dem Literaturbetrieb, denen man sehr ansieht, dass sie Menschen aus dem Literaturbetrieb sind.
In Leipzig hab ich dann erst mal die falsche Tram genommen, aber dann, in der Pension, in der wir taz-Leute schlafen, durfte ich mir sogar ein Zimmer aussuchen. „Nehmse das Zimmer mit dem Panoramablick und dem ganz breiten Bett, könnse sich nachts noch jemand mitnehmen, näch?“, sagte der Pensionsbesitzer.
So schön, wie sich der Pensionsbesitzer freute, dass Buchmesse ist – oder eher darüber, dass es sowas wie die Buchmesse überhaupt noch gibt. „Heute, wo alle immer so hektisch sind und immer telefonieren und alles, und wo es diesen ganzen Scheiß gibt wie Facebook und so – da bin ich echt beruhigt, dass es noch Bücher gibt! Hab zwar keine Zeit, die zu lesen, aber trotzdem.“
Apropos keine Zeit, Bücher zu lesen. Diese Buchmesse hier kommt zu früh. Ich hab Frankfurt noch gar nicht verarbeitet, das war doch erst im Oktober. Die vielen Bücher, die Zeitungen und Magazine, das meiste liegt zuhause auf einem Stapel und verstaubt. Bei manchen Büchern tut es mir richtig leid. Der Konkursbuchverlag Claudia Gehkre hatte mir hinterher noch zwei Bücher geschickt, die bestimmt beide ganz toll sind, die ich aber immer noch nicht geschafft habe zu lesen. Obwohl ich wollte, also wirklich wollte.
Die Buchvorstellung von Jacinta Nandi und Jakob Hein im taz-Studio war kürzer als geplant, weil beide gleich weiter zu einem Termin mussten. Hektik überall, gleich am ersten Tag. Die beiden haben ein Buch darüber geschrieben, warum aus englischer Sicht die DDR total geil war und aus DDR-Sicht London total geil war. Es geht um Jacintas idyllische Vorstellungen von Oralsex im Sozialismus und Jakobs Gegendarstellung vom harten Ossileben. Erzähl ich jetzt nicht alles, weil Julia Niemann das für taz.de aufschreibt.
Bemerkenswert war vor allem, dass die Moderatorin D. dachte, „Nana“ sei das englische Wort für Penis. Es heißt aber Oma.
Mit freundlichen Grüßen
[…] ich mich geärgert hatte, dass ich die Bücher vom Konkursbuchverlag Claudia Gehrke nicht geschafft habe zu lesen, […]