vonMargarete Stokowski 13.10.2013

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Es wäre blöd, von der Buchmesse zu bloggen, ohne das Gastland Brasilien zu erwähnen. Ich hab von Brasilien nicht viel Ahnung. Ich war nie da, ich kann kein Portugiesisch, und ich glaube tatsächlich, der einzige brasilianische Autor, den ich bisher gelesen habe, ist – ähem – Paulo Coelho. Ja, verdammt, ist so.

 

Aber jetzt: Marçal Aquino. Der hat ein Buch geschrieben, das heißt „Flieh. Und nimm die Dame mit.“ Der Originaltitel ist ein bisschen anders, er hieße übersetzt: „Von deinen schönen Lippen würde ich mir die schönsten Nachrichten überbringen lassen.“ Bin nicht sicher, ob ich das Buch mit diesem Titel bestellt hätte.

 

Ich wollte das Buch vor der Buchmesse lesen, aber es kam nicht bei mir an (vielleicht ist es bei der taz verloren gegangen, was ganz, ganz gelegentlich passiert), deswegen habe ich es erst am Mittwoch am Stand vom Unionsverlag bekommen. Zumindest die ersten 50 Seiten habe ich geschafft, hier auf der Buchmesse zu lesen. Was verrückt genug ist.

 

Deswegen kann ich zum Inhalt noch nicht so viel sagen. Nur so viel: Es ist die Geschichte des Journalisten und Fotografen Cauby, der in eine Goldgräberstadt im Norden Brasiliens kommt um über Prostitution zu recherchieren. Dort lernt er Lavínia kennen. Dann geht das Drama los. Deswegen wohl auch das Motto am Anfang des Buchs: „Die Liebe ist sexuell übertragbar“. Ein so schöner Satz.

 

Die Buchvorstellung von „Flieh. Und nimm die Dame mit.“ war bereits am Mittwoch. Marçal Aquino stellte sein Buch gemeinsam mit seinem Kollegen Paulo Lins vor. Beide Autoren sind 1958 geboren, die Bücher von beiden wurden verfilmt, und beide lasen aus ihren neuen Werken. Lins sang sogar ein bisschen.

 

Aquino erzählte, dass er eigentlich ein anderes Buch schreiben wollte: „Ich wollte endlich eine Liebesgeschichte schreiben. Ich habe das jetzt in drei, vier Büchern versucht, und jedes Mal ist etwas anderes dabei rausgekommen.“ Er glaubt, es liegt daran, dass er „ein realistischer Schriftsteller“ ist: „Ich schreibe über das, was mich umgibt.“ Also auch über Gewalt, zum Beispiel. Und wie eine lyrische Geschichte sich an einem gewaltsamen Ort abspielen kann.

 

Das Thema Gewalt komme in der brasilianischen Literatur oft vor, stellte die Moderatorin fest. „Ja“, sagte Paulo Lins, „Brasilien ist von Gewalt geprägt. Ganz Südamerika ist von Gewalt geprägt.“

 
Ich werde „Flieh. Und nimm die Dame mit.“ zuende lesen, ich glaube, es ist ein tolles Buch. Es zu lesen, fühlt sich ein bisschen an wie verreisen. Manchmal gibt es Sternchen im Text, dann stehen unten auf der Seite Erklärungen zu brasilianischen Dingen, die ich nicht kenne. Pflanzen, Sänger, Fernsehserien und Drogen. Zum Beispiel.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2013/10/13/die-liebe-ist-sexuell-ubertragbar/

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