vonMargarete Stokowski 16.03.2014

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Noch einmal in die Klamotten, die inzwischen mehrfach mit getrockneten Longdrinks imprägniert und total verraucht sind. Zwei Stunden geschlafen. Noch einmal hoffen, dass in der Tram nicht wieder diese komische Klanginstallation läuft, die irgendwie Kunst aus der Schweiz ist, aber irgendwie auch ein bisschen krank.

Noch einmal durch die Gänge schieben, gucken, wie die Cosplayer einander die Perücken zurechtrupfen und wie die Bundesregierung in Halle 2 USB-Sticks an schlaue Jugendliche verschenkt. Wer keine Quizfragen beantworten kann, kriegt immerhin ein Autogramm des Regierungssprechers.

Noch einmal hoffen, dass Kollegin S. nicht hinter mir läuft.

Kollege M. ist gestern nachhause gefahren. „Ist doch komisch hier“, hat er gesagt. „Man sieht all diese Stände, sie sehen gut aus, man geht da hin, drängelt sich durch und steht dann davor, klappt ein Buch auf, und dann ist da einfach Text drin. Überall ist Text. Man kann sich doch da nicht hinstellen und lesen! Ist doch bescheuert.“

Ach, man kann so Vieles nicht auf einer Buchmesse. Man verpasst so viel. Wie gerne wär ich am Freitag früh zu der Veranstaltung „Fremdvögeln geht gar nicht“ gegangen, vom Schirner-Verlag über „die Chancen von gelebter Spiritualität & Sexualität“. Tja, verpasst.

Ich habe auch so viel verpasst hier zu erzählen von den letzten Tagen. Ich habe gar nicht von der Lesung mit Luise Pusch erzählt, so eine tolle, intelligente Autorin, und so viele kennen sie nicht. Ich habe nicht von dem glücklichen Jungen erzählt, dem TOM am taz-Stand ein Buch geschenkt hat, mit Autogramm und reingemaltem Bild. Ganz stolz war er. Ich habe nicht von der Veranstaltung „Wie werde ich KinderbuchautorIn und/oder KinderbuchillustratorIn?“ erzählt, in der fast nur Frauen in meinem Alter im Publikum saßen.

Ich habe nicht von der Diskussion über Schlesien erzählt, in der ein polnischer Professor (oder so) erzählt hat, dass es Leute gibt, die nicht mehr Wrocław oder Breslau sagen, sondern nur noch Bresław. Und ich habe nicht von der Lesung über Alkoholismus erzählt, für Jugendliche ab 13 Jahre: „Oma, wer hat den Schnaps erfunden: Erinnerungen eines kleinen Mädchens an den Säufervati“. Hat Bierschaum wirklich mehr Alkohol als der Rest vom Bier?

Weiter geht’s.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2014/03/16/letzter-tag-uberall-ist-text/

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