vonMargarete Stokowski 12.03.2015

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Ich habe einen sehr kostengünstigen Abend verbracht, einen dreibeinigen Windhund gesehen und einen Fuck-Pegida-Schriftzug, und ich habe mir Gedanken gemacht, die ohne Wikipedia nicht weit kamen.

Weil ich zur offiziellen Eröffnung wie erwähnt keine Einladung hatte (angeblich konnte man sehr leicht welche kriegen, aber das werte Fräulein hat es nicht mal versucht), ging ich erst zum Empfang hin, angeblich konnte man da einfach reinlatschen, und ja, war auch so. Weißwein getrunken, Buffet so gut es ging leergegessen, über „Ich“ und „Wir“ im Feuilleton geredet. Ich denke, Leute, die etwas zu sagen haben und gut schreiben können, können in „Ich“- und „Wir“- und „Ihr“-Form schreiben, wie sie Bock haben, und alle anderen kriegen es auch in anderen Formen nicht hin. „Ich“ zu schreiben ist ein Trend, weil es billig ist im Sinne von ressourcensparsam (so billig wie mein Blog hier), aber das wird sich auch wieder geben. Wartet nur, bis das Feuilleton die Emojis entdeckt.

Auf der Eröffnungsveranstaltung gab es Musik vom Gewandhausorchester. Berlioz, Beethoven und Wagner. Auf dem Nachhauseweg habe ich mich gefragt, ob es nicht ein bisschen skurril ist, eine Buchmesse mit dem Gastland Israel ausgerechnet mit Wagner zu eröffnen, aber ich habe keine Ahnung und kam deswegen nicht weit beim Nachdenken. Wikipedia sagt, „in Israel ist Wagner immer noch heftig umstritten. Die öffentliche Aufführung von Wagners Werken ist praktisch nicht möglich.“ Naja, in Leipzig scheint es möglich zu sein.

So. Morgen könnte ich den Tag beginnen mit „Allgemeinen betriebswirtschaftlichen Fragen im Buchhandel sowie Existenzgründungsberatung“ oder mit „20 Jahre Sailor Moon in Deutschland“, ich denke aber, dass ich mir was mit Lyrik angucken werde. Lyrik ist wichtig für diese Buchmesse (weil Jan Wagner nominiert ist für den Preis der Leipziger Buchmesse), und Lyrik ist auch überhaupt wichtig (fürs Leben).

Foto: Michael Brake

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2015/03/12/ich-und-wir-und-ihr/

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kommentare

  • Warum ist Lyrik wichtig für mein Leben?

    Vor geschätzt einhundert Jahren musste ich Gedichte auswendig lernen wie „Campbell Square“, kennt sicherlich niemand, „Dunkel War’s“ http://www.familie-ahlers.de/witze/dunkel_wars.html und „Ach!“
    http://www.lyrikline.org/de/gedichte/ach-2431#.VQFc8OG8rD0 .
    Ach ja, Zicke Zacke Hühner kann ich auch.

    Ich verstehe das wirklich nicht. In hektischen, stressigen, traurigen und so fort Lebenssituationen fallen mir Sprüche ein. Oft aus der Kategorie Volksweisheit. Wie: Ein Jetzt ist besser als zwei Dann. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wo das Banner der Wahrheit wallt, ist der Aberglaube im Hinterhalt. So nicht besonders tiefes Zeug. Warum Lyrik? Was habe ich nicht mitbekommen. Wenn ich schon mal dabei bin. Klassische Musik hören verstehe ich auch nicht richtig. Was für einen Nutzen zum Leben hat das? Hält das Demenz fern? Verblödung? Whatever.

    Ach, eigentlich wollte ich den letzten Satz nicht hinterfragen. Ist nur grad so schön warm in meiner Internetcafénische in der Müllerstraße (Berlin). Wichtigere Fragen: Warum ist es so kalt? Wo ist der Frühling?

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