vonMargarete Stokowski 14.03.2015

Buchmesseblog

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Die Buchvorstellung von Benjamin Lacombes Graphic Novel „Leonardo & Salaï“ ist im Programm als „ab 16 Jahre“ angegeben, und das klingt schon mal gut.

Leonardo, das ist Leonardo da Vinci, und Salaï, das ist sein junger Schüler und Assistent, sein Modell und sein Lover. Zusammen mit Paul Echegoyen hat der Illustrator Lacombe die „historisch verbürgte Geschichte“ dieser Beziehung zu einem sehr schönen Buch gemacht, das zwar stylemäßig nicht meins ist, aber sehr interessant. Die Geschichte wird aus zwei Bänden bestehen, der erste ist gerade erschienen, bei Jacoby & Stuart.

Ich wusste weder, dass Leonardo da Vinci schwul war, noch dass Michelangelo schwul war, noch dass der eine einen Partner hatte, der wesentlich jünger war als er und den ihm der andere ausspannen wollte. Salaï war, wie man sagt, auch das Modell für die Mona Lisa und auch im Bild von Johannes dem Täufer soll Salaï erkennbar sein. Über 500 Jahre alter Gossip.

Schwulsein war ein Problem zu dieser Zeit und an diesem Ort, und das nicht nur, wenn man ein berühmter Maler war und den Papst als Auftraggeber hatte. Dementsprechend musste die Beziehung zwischen Leonardo und Salaï möglichst geheim bleiben. Zwei mal gab es Gerichtsprozesse gegen Leonardo, in denen er seine Homosexualität leugnen musste.

Lacombe ist eine Art Star, 320.000 Menschen folgen ihm auf Facebook, Leute lassen sich seine Motive tätowieren. Er hat für das Buch die Bilder von Leonardo da Vinci in seinem eigenen, mangamäßig-psychedelischen Schnörkelstil gezeichnet. „That wasn’t easy“, sagt er, denn er war schon immer, seit er sieben oder acht war, fasziniert von diesen Werken. Er wollte sie daher auch nicht kopieren, sondern interpretieren. Das musste er auch, denn die Originale haben teilweise Lücken, die nicht mehr rekonstruierbar sind. Er hat es gut gemacht.

Benjamin Lacombe & Paul Echegoyen: Leonardo & Salaï. Band 1. Jacoby & Stuart, 96 Seiten, 18 €

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