vonMargarete Stokowski 15.03.2015

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Der Moderator wirkt dumm neben Dolly Buster. Er wirkt, als hätte er sich das einfacher vorgestellt: der trashigen, blondierten Frau ein paar lustige Fragen stellen. Sie hat ein Buch aus der Sicht eines Hundes geschrieben, hey, was soll man da groß reden. „Sie malen ja auch viel, nicht wahr?“ – „Nur Frauen, ja, nackte Frauen.“ – „Malen Sie in Zukunft auch nackte Hunde?“ – „Nein. Mein Ding sind eigentlich die Menschen. Ich finde an jeder Frau ist etwas Wunderschönes, ob das ein Arm ist oder ein anderer Körperteil.“

Hö? Das klingt zu sehr nach Hesse, also fragt der Moderator – laut Google Politikredakteur, wir lassen ihn mal anonym – lieber nach Hunderassen. „Bei Ihnen gibt es ja verschiedene Hunderassen, alle möglichen, auch Chihuahuas, aber eine fehlt: die Möpse!“ Haha. Ja. Stimmt.

Dolly Buster hat ein Buch geschrieben, zusammen mit Ghostwriter Rainer Pototschnig, es heißt „Ohne Maulkorb – Aus dem Tagebuch meines Hundes“. Es soll ein „satirischer Tatsachenroman“ sein. Buster, mit bürgerlichem Namen Nora Baumbergerová, wurde als Pornodarstellerin bekannt und ist heute, mit 45, Autorin, Malerin, Produzentin, Regisseurin, Schauspielerin und Restaurantbesitzerin. Möpse. Haha.

Sie habe in vielen schrottigen TV-Shows mitgemacht, erzählt Dolly Buster. 2004 war sie im Dschungelcamp. Danach fing sie an zu malen, kandidierte in Tschechien fürs Europaparlament, lernte Aktzeichnen, ließ sich die Brüste verkleinern. „In den letzten Jahren habe ich bewusst nicht mehr an diesen Shows teilgenommen“, sagt sie. „Die Zicke und die hohle Nuss, das waren die Rollen, die mit zugeordnet wurden. Das wusste ich vorher nicht. Und dann habe ich gesagt: Wenn das die Bedingung ist, dann möchte ich da nicht mitmachen.“

Diese Frau hat diverse Berufe, der Moderator fragt trotzdem hauptsächlich zum Themenkomplex Titten. Mit einem Satz: Er nimmt sie nicht ernst. Warum die Erotikshows aus dem Fernsehen verschwunden seien, fragt er. „Das kann ich ihnen sagen, wegen der Werbung“, sagt Buster. „Viele Werbepartner haben ein Problem damit in einer Erotiksendung Werbung zu schalten, obwohl die Leute das gerne sehen.“ Ob das etwas mit dem Internet zu tun habe, fragt der Moderator. „Nein, die Sendungen liefen gut“, sagt Buster, das sei in dem Fall mal ausnahmsweise etwas, was nicht mit dem Internet zu tun habe.

Ob sie „Fifty Shades of Grey“ gelesen habe? Ja, sagt sie, rezensiert sogar. Wenn auch nicht komplett zuende gelesen. Angeblich lesen ein Drittel der Leute „Fifty Shades“ nur zu einem Drittel, sagt der Moderator, „was denken Sie, warum das so ist?“ – „Was für eine Frage“, sagt Buster. „Die Frage erübrigt sich. Haben Sie mein Buch gelesen?“ – „Ja.“ – „Bis zum Ende.“ – „Na sehen Sie.“

Fehlt noch die eine letzte Frage, die man einer Frau über 40 in einem Gespräch ohne Niveau stellen muss: „Ist 50 ein Alter, auf das Sie mit Ängsten gucken?“ – „Nö“, sagt sie. „Früher, so mit 20, dachte ich, wenn ich 35 bin, nehme ich Zyankali. Musste ich dann aber doch nicht.“

Eine Frage dann doch noch zum Buch: „Wie haben Sie das Buch geschrieben?“ – „Für mich muss schon getippt werden“, sagt Dolly Buster. Sie diktiert den Text, weil sie nur mit zwei Fingern tippen kann und damit sehr langsam ist. „So mache ich alle meine Bücher.“ Sie hat nämlich auch schon zwei andere Bücher veröffentlicht. Auch darüber hätte man reden können.

Dolly Buster & Rainer Pototschnig: Ohne Maulkorb. Aus dem Tagebuch meines Hundes. Ein satirischer Tatsachenroman. Heyne, 224 Seiten, € 8,99.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2015/03/15/dolly-buster-titten-hoehoe-und-moepse/

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kommentare

  • Schade, der Moderator hätte gern mit auf dem Bild sein dürfen, hätte zu gern die Physiognomie des Typen mit seinen peinlichen Fragen studiert, hätte ihn zu gern neben der Dolly Buster, also der Nora Baumbergerová gesehen. Wusste bislang noch gar nicht, dass sie, die Dolly, also die Nora, so einen hübschen Namen hat. Baumbergerová, das klingt doch schon nach Poesie und Schmetterlinge über einer duftenden Blumenwiese. Schöner Beitrag über einen Ex-Pornostar und die Wahrnehmung eines solch liebenswerten Menschen…

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