vonMargarete Stokowski 13.10.2015

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Ich freue mich. Es ist meine siebte Buchmesse, oder sagt man siebente? Word unterstreicht beides nicht rot. Scheint beides zu gehen. Meine siebte Buchmesse also. Ich war drei Mal in Leipzig und drei Mal in Frankfurt, jedes Mal habe ich für die taz gebloggt, und es ist nicht wenig passiert, seit das losging, 2012. Auf den drei Buchmessen in Frankfurt wurde mir jedes Mal ein Dreier angeboten. In Leipzig nie. Vielleicht ist das der größte Unterschied zwischen den beiden Buchmessen. Der Größenwahn in Frankfurt.

Also, ein Dreier im sexuellen Sinne. Wurde das klar eben? Kein Blog zu dritt oder so. Ich vermeide die Formulierung „flotter Dreier“, weil sie so scheiße klingt. Nichts, was „flott“ heißt, kann Spaß machen.

Apropos zu Dingen eingeladen werden. Das ist jetzt die erste Buchmesse, wo ich auch zu Veranstaltungen eingeladen werde. Das ist sehr entspannend, weil ich mich dann nicht mehr reinschleichen muss wie so ne Obdachlose.

Ich war zur Eröffnung heute um fünf eingeladen, das war nett, aber jetzt bin ich nicht da. Guter Start. Mein Zug hatte Verspätung, und ich wollte erst mein Zeug ins Hotel bringen, und Hunger hatte ich auch, aber dann hätte ich es nicht mehr hin geschafft, also, erster Blogeintrag vom Hotelzimmer aus. Weil, wenn ich eins gelernt hab auf Buchmessen bisher, dann, dass man sich nicht am ersten Tag schon stressen sollte, sondern lieber gar nicht. Sehe gerade auf Twitter, dass ich Conchita Wurst verpasst habe deswegen. Hm. Vielleicht nicht so schlimm.

„Fuddele“ heißt das, was ich hier mache, habe ich gerade gelernt. „Ungenaues Arbeiten“ auf Frankforterisch. Es gibt so ein Heft dazu hier im Hotelzimmer. Schöne Wörter haben sie hier. „Alde Atzel“ heißt „alte Elster“. Das ist doch verrückt, warum haben die eine eigene Variante von „alte Elster“? Frankfurt, ey. Weitere schöne Wörter: „abbummbe“ (zügig austrinken, praktisch für Buchmesse), „Bröckelscher lache“ (sich übergeben, passend dazu), „Fratzegeballer“ (offener Schlagabtausch), „Hackklötzje“ (unsensible Person), „Knodderbiggs“ (sich beschwerender Mensch (Kritiker quasi)) und „Zorngiggel“ (sich empörender Mensch (die auf Twitter, wie manche sagen)).

Ach, Mist, apropos, jetzt sehe ich auf Twitter, dass ich auch Salman Rushdie verpasse. Der redet gerade und twittert gleichzeitig ein Bild von sich. Profi.

Später ist noch Party, ich bin verabredet, aber ich sage nicht, mit wem. Vielleicht schreibe ich darüber, vielleicht nicht. Das gibt mir eine geheimnisvolle Aura.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2015/10/13/fuddele-am-anfang/

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kommentare

  • Schön mal wieder was von Ihnen zu lesen. Siebente ist nicht falsch, sondern einfach nur mittelhochdeutsch (auch: siebende). Im Althochdeutschen hieß das “sibunto”, aber das wird so gut wie gar nicht mehr benutzt und kennt deshalb auch keine Sau mehr.

    By the way:
    Ich finde ein Zweier hat viel mehr mit Größenwahn zu tun, als ein Dreier. “Geteiltes Hemd, ist halbes Hemd”, sagt man bei uns deshalb auch und “flott” im Sinne von “flutschen” steht dem Spass doch auch nicht im Wege.

  • Der Herr Rushdie hat nur erzählt, dass man immer und überall erzählen dürfen muss. Kategorischer Plapperativ habe Vorfahrt gegenüber kulturellen Sympathien.

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