vonMargarete Stokowski 15.10.2015

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Rowohlt-Party! Endlich darf ich mit Vollberechtigung auf dieser Party rumhängen, sie haben mich eingeladen, aber nein, ich muss meine SPON-Kolumne schreiben bis morgen früh, also heute früh, also gleich, also kein Suff bis zum Ende, sondern gemäßigtes Disziplinnippen. Das aber ein paar Gläser lang. Ähem. Toll. Aber, nein, noch mal unironisch: Wirklich toll. Ich muss mir auch mal angewöhnen, nicht immer erst „Rowolth“ zu schreiben und es dann mit Glück noch in „Rowohlt“ zu korrigieren. Bisschen peinlich. Naja.

Die letzten drei Male war es so, dass ich nicht eingeladen war, und das macht im Grunde nichts, weil bei Rowohlt immer alle draußen rumstehen in diesem Innenhof und man muss dann immer nur jemanden kennen, der eine Einladung hat, und von drinnen Getränke holt, und man darf nicht pinkeln müssen, weil die Klos natürlich auch drinnen sind.

Letztes Mal musste ich dann irgendwann aber dringend, und dann durfte ich auch mal rein, ausnahmsweise und so – und wie viel hatte ich schon über diese Toiletten gehört! (Hier ein Beitrag von meiner Kollegin Julia Niemann über die Klos auf der Rowohlt-Party.) Das sind so High-Tech-Dinger mit sehr vielen Einstellungen, und dann durfte ich da letztes Jahr also auch rein – und was war? Der Klo-Computer war kaputt und man konnte nur pullern und spülen wie ein normaler Mensch, aber nicht wie eine Rowohlt-Autorin. Toll. Keinerlei Vorteil ergaunert.

Aber diesmal! Inzwischen sind die Klos repariert, und man hat wieder die volle Auswahl. Ich bin ehrlich gesagt absichtlich, als ich noch im Hotel war, nicht nochmal auf Toilette gegangen, um dann pinkeln müssend bei Rowohlt anzukommen und direkt mal das Klo auszuchecken. Alles ausprobiert. Komplett. Warme Klobrille. Rear, rear (soft), Front, Pressure geändert, Position geändert, Massage, Dryer, alles. Ich muss sagen, das Trockenföhnen fand ich unangenehm. Rest okay. Das warme Wasser, das man da reingestrullert kriegt, macht leider, dass man denkt, man muss immer noch pinkeln. Kurios.

Kurios übrigens auch der Einlass. Man kriegt, wenn man rein darf, einen Hello-Kitty-Stempel. Hello Kitty! Vier Jahre warte ich, um mal auf diese Party eingeladen zu werden, und dann ist mein Legitimationssymbol ein Stempel mit dem Kopf von Hello Kitty. So was ahnt man doch vorher nicht.

Kollege H. erzählt, ich hätte den Suhrkamp-Empfang verpasst, da habe Peter Sloterdijk aus einem erotischen Roman vorgelesen und es sei der Ausdruck „der raue Rüssel“ gefallen. Insofern denke ich, dass ich gar nicht so viel verpasst habe.

Kollegin D. beschwert sich, dass sie heute noch was schreiben muss über diese Party, und ich sage, „Schreib doch über das Klo“ und sie sagt „Ich schreibe seit zehn Jahren über diese Klos!“ und fast habe ich das Gefühl, ich bin gar nicht die Avantgarde.

Aber das hab ich ja auch nie behauptet außer heute Nachmittag.

Sitze nun wieder im Hotel und muss Kolumne schreiben. Ärgere mich maßlos, dass der einzige snackable Content, den ich mir besorgt habe, eine leere Tüte Cashewnüsse ist, eine Packung Studentenfutter und vier maoamartige Bonbons von der Rezeption. Ich esse überhaupt kein Studentenfutter. Was hab ich mir dabei gedacht? Manchmal simuliere ich gesundes Verhalten, so wie andere Leute Krankheiten simulieren, aber ich komme nie weit damit. Irgendein Spaßvogel wird jetzt kommentieren, dass ich als extremistische Radikalfeministin ja wohl Studierenden_*/futter schreiben müsste. Ich picke die Cashewnüsse raus, aber die sind in der Minderheit („Aber Minderheiten mögen Sie doch, Frau Stockowsky!“).

Liebes Tagebuch, bevor es im Trubel untergeht, will ich noch sagen, dass heute ein Kleinverleger vor mir auf die Knie gegangen ist, ohne Scheiß, aber ich sage nicht welcher, meine Agentin rät mir nämlich – immer und generell – zur Diskretion. Aber krass war’s. Er war betrunken, aber ich kenne ihn auch gar nicht nüchtern, ehrlich gesagt.

PS: Das Foto hab ich gestern gemacht, als ich durch die Schirn Kunsthalle durch musste, wo heute die Party war. Auf der Party waren Leute, aber das Foto ist entspannter und harmonischer ohne Menschen.

 

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2015/10/15/rowohlt-party-hello-kitty-ey/

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kommentare

  • Liebe Frau Stokowski,
    die Männer, die sich Ihnen auf Knien nähern, können Sie getrost vergessen – es sei denn, es handelt sich um Fliesenleger.

  • „Kollege H. erzählt, ich hätte den Suhrkamp-Empfang verpasst, da habe Peter Sloterdijk aus einem erotischen Roman vorgelesen und es sei der Ausdruck „der raue Rüssel“ gefallen.“

    Oh wie sich der Sloterdijk durchs lilitheske Hohelied schnauzbärtelte… das veranlasste die Welt im heiligen Schauder eine neue Literaturgattung, den Briefronan (wie wenn Conan einen Briefroman schreiben würde, wenn er schreiben könnte), zu erfinden.

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