vonMargarete Stokowski 16.10.2015

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Beim Fischer-Empfang muss man erst mal anstehen, mit einer ausgedruckten Mail. Wenn man am Türsteher angekommen ist und zu der ausgedruckten Mail nicht die Originaleinladungskarte hat, wird man zu einem offenbar eigens aufgebauten Büdchen geschickt, an dem man sich „nochmal akkreditieren“ soll. Heieiei. Die Frauen in dem Büdchen verzweifeln leider, weil sie nicht mehr genug Originaleinladungskarten haben, es ist ein Weh und ein Ach, und am Ende bin ich im Literaturhaus und freu mich, dass niemand meine ausgedruckte Mail so ganz genau angeguckt hat, denn sie wurde mir weitergeleitet von dem Kollegen, der mich mitnimmt und schon drin ist, mit den Worten „liebe ____ (spezifischer nicht zu veröffentlichender Name für mich), hier ist deine hochoffizielle einladung für die nicht so glamouröse fischerparty“.

Da bin ich dann also auf eben jener. Rechts neben der Tür stehen die Weingläser bereit und links neben der Tür ein heftig gestikulierender Richard David Precht. Das ist der doch, oder? Schwer zu verwechseln eigentlich. Neben der großen Treppe lehnen zwei Sanitäter. Offenbar kalkuliert man bei Fischer auf Eskalation. Obwohl die Party für „bis Mitternacht“ angesetzt ist. Oder das Publikum ist älter als woanders, wobei, nee, das eigentlich nicht.

Leider ist es viel zu eng, überall Menschen, also einmal eine Runde gedreht, hallo hier und hallo da, zwei Gläser Wasser getrunken, wieder weg. Zur Hanser-Party. Da ist schon Ibiza-Party-Licht und es läuft Helene Fischer. Auf einem Bildschirm findet ein Feuerwerk statt, das ist so albern, aber warum nicht? Andere Leute haben Bildschirme mit Kaminfeuer. Überall stehen Heizpilze rum, die eine ganz wellnessmäßige Hitze ausstrahlen, und dann e-raucht Kollegin D. auch noch etwas, was sehr gut nach Zitrone riecht. Alles erscheint mir so harmonisch und schön. SMS von B., die fragt ob alles gut ist. Ja, alles ist gut. Umarmungen überall und die Kellner sind toll. Ich trinke schon wieder nur Wasser, Wasser, Wasser den ganzen Tag, wie ein Model, nur ohne Koks.

Ich treffe wieder Ronja, sie erklärt, warum früh schlafen gut ist und schläft dann selber nicht früh, wir verabreden uns lose für bald. Kollege D. und A. stehen rum und erzählen sich, wie betrunken sie sind. „Wir sind alle betrunken“, schließen sie, „nein! Der Heizpilz ist nicht betrunken.“ Zeit, ein Taxi zu nehmen.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2015/10/16/fischer-und-hanser-mit-feuerwerkattrappe/

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kommentare

  • „Offenbar kalkuliert man bei Fischer auf Eskalation.“ Das klingt für mich wie der erste Satz aus einem bislang unentdeckten Kafka-Roman, könnte natürlich auch ein Krimi-Fragment sein, entpuppt sich dann aber leider nur als Vorwarnung zu Helene Fischer auf der Hanser-Party. Und wieder einmal bestätigt es sich: Genialität und Banalität sind ein siamesischer Zwilling mit zwei Köpfen, einem Arschloch und Musik.

  • Aha! „Wasser“ hier & „Wasser“ da und „Kollege D. und A. stehen rum“.
    Welchen Wert sollte derlei Geschreibsel für taz-user haben?
    Ausserdem fehlt bei diesem, Ihrem Tages-blog von der Buchmesse der konseguent verlinkte Hinweis auf IHRE S.P.O.N.-Kolumne beim SPIEGEL (!) …. lag ’s am „Wasser“?

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