vonHeiko Werning 25.03.2010

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Die beste Nachricht zuerst: Anders als 2007 in Frankfurt/M. bin ich diesmal nicht zu spät zu meiner Solo-Lesung gekommen, sodass sie diesmal sogar stattfand. Und zu meiner eigenen Überraschung waren sogar freundliche, buchkaufwillige Menschen da, obschon ich mit dem ersten Termin am Sonntagmorgen, eine halbe Stunde nach Messeöffnung in einer Halle, die zu erreichen man sonntagmorgens eigentlich länger als 30 Minuten benötigt, eindeutig die Arschkarte gezogen hatte. Aber vor allem die fast beängstigend netten Menschen vom Berliner Börsenverein haben mir den Morgen vergoldet. Das sind bestimmt gar keine Berliner. Der Börsenverein ist schlau.

Der Abend zuvor bei der jungle world bot den Rumpf-Brauseboys Frank Sorge, Volker Surmann und mir dann etwas überraschend eine der lustigsten Lesungen der jüngeren Vergangenheit. Nein, nicht nur, weil wir selbst gelesen haben – das machen wir ja ständig. Vielleicht, weil der Penner, den wir vor dem Bahnhof aus dem Rinnstein gezogen haben, sich unter seiner unfassbaren Mütze bei näherer Betrachtung als der Kollege Anselm Neft entpuppte, der sich zuvor schon als Helene-Hegemann-Double im Zug für Zitty verhurt und dessen Verstand sich entsprechend längst atomisiert hatte, sodass Kollege Neft eher entrückt zwischen all den Elfen, Gnomen und Killerkaninchen durch die Messehallen und Leipzig schwebte. Und Kollege Surmann ließ alle Hemmungen fallen und irriterte mich vollkommen mit seiner, sicher von den am Abend genossenen Getränken nicht unberührten Ansage: “Ach, komm, eine Runde lesen wir noch!” Das ich das noch erleben durfte. Ansonsten war das Superkronik so, wie ich es mir in einem Text kaum auszumalen gewagt hätte: Denken Sie sich einfach alles, was Ihnen zu “linksalternativem selbstverwalteten Underground-Jugendzentrumdiscoraum” einfällt, und denken Sie es sich noch etwa 15 Grad kälter. Dann haben Sie eine grobe Vorstellung. Die eine Hälfte des Publikums jedenfalls, die wegen der lausigen Verspätung von gut einer Stunde wieder abgerauscht war in die Leizpiger Lesenacht, hat einen wunderbaren Abend verpasst. Dank an die wackeren Kollegen der jungle world, die dem Chaos tapfer die Stirn boten und dabei stets freundlich blieben. Nach uns spielten noch die “Endlichen Automaten”, ein Laptoporchester. Das ist für weniger kunstbeflissene Menschen wie mich zumindest ein eigenartiger Anblick, wenn da sechs Leute hinter ihren Laptops stehen und – tja. Was eigentlich? Auf jeden Fall äußerst konzentriert gucken. Und hier und da irgendwo drauf drücken. Derweil interessante, nun ja: Geräusche durch den Keller wabern. Ich sag mal: interessant.

Das kann man bedenkenlos auch von unserem Auftaktabend sagen. Wir stellten das “Heimat, Heimweh, Heimsuchung”-Buch im Asisi-Panometer vor, eine vollkommen rätselhafte Einrichtung, die, wie Kollege Liske vermutete, wohl in erster Linie als Steuermillionengrab dient, aber wie das so ist mit Grabkammern: Sie können von ungeahnter Pracht sein. Ich jedenfalls habe mich sehr wohl gefühlt im Leipziger Regenwald, und die Lesung war schön und gut besucht und höchstens eine Stunde zu lang, eigentlich aber gar nicht. Nur zur Party der Jungen Verlage mochte ich dann nicht mehr mit, für so was bin ich zu alt. Dafür haben wir ja den Kollegen Sorge bei, der kann noch hüpfen.

Die Fotos hat Volker Surmann gemacht – ich habe natürlich wie immer die Kamera vergessen.

Bei Frank Sorge gibt es noch viele weitere schöne Bilder und Betrachtungen aus Leipzig, Teil 1, 2, 3.

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