Zensuraffäre in der niederländischen Stadt Utrecht – ein Bürgermeister keilt gegen die freie Presse. Der Mann heisst Aleid Wolfsen, ist Sozialdemokrat – und scheint sich im Nebenberuf auch als „Stalinist“ (Website GeenStijl) zu betätigen. Jedenfalls sorgte er eigenhändig dafür, dass die komplette Auflage – 120.000 Stück – einer kostenlosen Wochenzeitung namens „Ons Utrecht“ (Unser Utrecht) eingestampft wurde. Grund: in der ursprünglichen Fassung gab es da einen Artikel, der ihm nicht passte. Es geht kurz gesagt um ihm zustehende (oder eben nicht zustehende) Vergütungen rund um seine Wohnung.
Tja, da derlei Titel in den Niederlanden abhängig von den Anzeigen der Gemeinde sind, konnte er den Verlag hinter dem Rücken des Chefredakteurs Robert-Jan van der Horst davon „überzeugen“, die Auflage noch mal ohne den fraglichen Artikel zu drucken. Er muss dabei übersehen haben, dass es heutzutage Internet gibt und der Artikel dann eben einen anderen Weg an die Öffentlichkeit findet. Nun geht es schon gar nicht mehr um seine Vergütung (übrigens 17.000 Euro) sondern eben um eine Zensur-Affäre. Die in den landesweiten Medien heute großes Thema ist.
Obendrein hat die (postmaoistische) Sozialistische Partei Utrecht auch noch eine Eildebatte im Gemeinderat angefragt und Unterstützung bei den Parteien Leefbaar Utrecht, D66 und „Groep Mossel“ gefunden.
Ein Hauch von DDR – ich erinnere mich daran, dass mir das auch mal passiert war. Es dürfte das Jahr 1987 gewesen sein, ich war Praktikant bei der Betriebszeitung des Fischkombinates in Rostock. Ich hatte einen Artikel über eine Versammlung irgendeiner Brigade geschrieben, die sich darin über den Mangel an Arbeitsgeräten beklagt hatten. Wegen des Artikels wurde die gesamte Auflage eingestampft, so ca. 4000 Exemplare…