Von Christian Dombrowski:
Warum wünscht man sich „Gesundheit!“, wenn einer niest, sagt aber keinen Ton, wenn einer hustet? Obgleich Husten, medizinisch betrachtet, zu durchaus größeren Sorgen Anlass bietet als Niesen?
Vermutlich, weil Niesen jäh an die Ohren schlägt. Das Überraschungsmoment ist stärker.
Husten kündigt sich umständlich-langwierig an, während das Niesen einem rapiden kleinen Überfall gleicht, der die Mitwelt heimsucht. Nur aus diesem Grund fühlt man sich überhaupt genötigt zu reagieren, fürchte ich. Das Wort „Gesundheit!“ ist kein dringlicher Wunsch, eher eine Art Abwehrzauber – eine sinnleere Äußerung, willkürlich aus der Luft gegriffen.
Eigentlich täte es IRGEND ein Wort.
Da gibt es nun in Sichtweite der griechischen Stadt Nauplion die kleine Insel Burzi (häufig auch „Bourtzi“ transkribiert). Sie liegt mitten in der Hafeneinfahrt und zeigt, zum Greifen nah, eine venetianische Festung. Die Insel ist grade einmal so groß wie die Festung – viel mehr Platz ist da auch nicht – und wäre nicht weiter bemerkenswert, trüge sie nicht diesen lustigen Namen.
„Burzi“ – klingt das nicht unwiderstehlich?!
Warum könnte nicht der Name dieses Inselchens die übliche Entgegnung auf ein urknallartiges Niesen werden? Nur zu! „Burzi!“ ist kürzer als „Gesundheit!“ und bildet überdies das Niesgeräusch lautmalerisch wenigstens ebenso gut ab wie das läppische „hatschi“.
Sagen wir künftig also getrost „burzi“, wenn’s niest!
„Burzi!“ = sinnfreie Entgegnung auf ein plötzliches Niesen (ggfs. Husten); vormals: „Gesundheit!“