Die Kontrolleure der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind offenbar mit viel Elan und guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet. Seit die Weihnachtsferien zu Ende sind, patrollieren sie allmorgentlich auf der Linie 8 zwischen Berlin-Gesundbrunnen und Berlin-Alexanderplatz. So kommt man dazu, fast täglich seinen Fahrschein vorzeigen zu dürfen.
Vermehrte Kontrollen scheint es auch auf der Linie 7 in Charlottenburg zu geben. Jedenfalls ist das Engagement der beim Securitas-Konzern beschäftigen Kartengucker beträchtlich.
Erst vor zwei Monaten hatte es Streit gegeben, weil die Firma für ihre über 100 Kontrolleure mehr Geld wollte. Begründung, oft würden die freundlichen Herrschaften nach dem sonoren „Fahrscheine bitte“ angegriffen. Überhaupt ist die Entlohnung der Kartengucker mit 6,54 Euro die Stunde zwar übertariflich, aber nicht wirklich hoch. Hat Verdi eigentlich diesen Tarifvertrag ausgehandelt?
Meine Verwunderung war so groß, dass ich eine Kurzrecherche begann. Rund 400.000 Schwarzfahrer sollen danach im Jahr in Berlin erwischt werden. 900 Millionen Fahrten werden mit der BVG absolviert. Es gibt also große Wachstumschancen. Inzwischen bin ich überzeugt, dass ich weiß, warum die Kartengucker sich so offensiv zeigen.
Die Wirtschaftskrise: Die Kontrollierenden haben sich über Weihnachten von all den tätlichen Angriffen erholen können und versuchen nun bei Schnee und Eis ihre Fangprämien von bis zu 1,50 Euro pro Schwarzfahrer einzufahren. Zwei Schwarzfahrer mehr in der Woche wenigstens bis Juni, dann sinken ja die Krankenkassenbeiträge. Was man hat, das hat man. Und Sparen tut der deutsche Kontrolleur ja auch gern
Provisionsgetrieben: Da unterscheiden sich U-Bahn-Kontrolleure auch nicht von Bankangestellten und Versicherungsverkäufern. Für Provision legen die leute sich ins Zeug. Nur sind die Kartengucker viel preiswerter als die Geldverbrenner, hätte Frau Prokop angemerkt. Liebe BVG, was erst passiert, wenn ihr fünf Euro pro gefangenem Schwarzfahrer auslobt.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1210/berlin/0015/index.html
http://www.tagesspiegel.de/berlin/BVG-Securitas;art270,2670638