vonDetlef Guertler 17.05.2009

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Eine noch, aber nicht mehr lange unbekannte Krankheit: Cedulitis hat, wer in seinem Depot “cédulas hipotecarias” hat, also spanische Pfandbriefe. Anders als bei deutschen Pfandbriefen handelt es sich bei diesn um  hochgradig unwerthaltige Wertpapiere, da erstens in Spanien auf geradezu kriminelle Weise die Wertgutachten für Immobilien nach oben manipuliert wurden, da zweitens in Spanien die Immobilienpreise seit zwei Jahren dramatisch sinken und noch einige Jahre weiter sinken werden, und da drittens die Zahl der faulen, also nicht mehr bedienten Hypothekenkredite in ähnlich dramatischem Tempo steigt. Ach ja, und viertens laufen die cédulas nur fünf bis sieben Jahre, während die dahinter stehenden Hypotheken auf 20 bsi 30 Jahre abgeschlossen wurden, so dass die spanischen Banken in den kommenden Jahren seeeehr viele Investoren brauchen, die in die auslaufenden Cedulas neu einsteigen.

Wie hässlich diese “Anlage”form ist, weiß Edward Hugh besser als ich. Wer immer Cedulas hat oder über Erwerb nachdenkt, sollte auf jeden Fall seinen sehr hilfreichen und augenöffnenden Text dazu lesen. Wobei Hugh davon ausgeht, dass sich das Cedula-Problem auf elegante Weise dadurch lösen lässt, dass die EZB diese Papiere in großem Umfang aufkauft. Dann hätte zwar unser aller Zentralbank eine heftige Cedulitis, aber Spanien zumindest eine Chance, ohne Staatsbankrott durch den ökonomischen Zusammenbruch der kommenden fünf Jahre zu kommen. Und die sich in Spanien gerade erst entwickelnde, hausgemachte Bankenkrise dürfte sich zwar weiterhin auf das dortige Finanzsystem katastrophal auswirken – aber es gibt zumindest eine Chance, dass nach dieser Katastrophe noch so etwas ähnliches wie ein spanisches Finanzsystem existiert.

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