Bei der Privatisierung des kommunalen Wohnungseigentums, von dem es in Berlin West und Ost besonders viel gab, bevorzugten die sogenannten Stadtväter zunächst zwei bereits übel beleumdete CDU-Freunde – mit zu wenig Kapital (weswegen jetzt u.a. Landowsky als Banker im Nebenberuf vor Gericht steht), bei der zweiten Privatisierung gingen sie dann auf Nummer Sicher – und entschieden sich für das internationale Großkapital („Das war, als wenn man von Schmidtchen zu Schmidt kommt,“ so ein ehemals Beteiligter an dem „Deal“). Zu den Schmidts gehört unter anderem der sogenannte Finanzinvestor Cerberus. Dieser Höllenhund (wie die Übersetzung aus dem Griechischen lautet) bekam den Zuschlag bei der GSW, der wohl bekanntesten Westberliner Wohnungsbaugesellschaft.
Sie hieß in den Zwanzigerjahren „Wohnungsfürsorgegesellschaft Berlin mbH“, die Nazis nannten sie dann „Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft“ und die Sozis privatisierten sie zuletzt als GSW Immobilien.
Der Finanzinvestor Cerberus „verarbeitet“ Risikokapital und „arbeitet“ dabei primär mit (Gewinn-)Versprechen. So wie er z.B bei seiner milliardenteuren Übernahme des von Mercedes abgestoßenen Autokonzerns „Chrysler“ versprach, dieses Unternehmen (wieder) in die Gewinnzone zu „bringen“. Dies wurde vornehmlich durch Betriebsstillegungen und Entlassungen von Mitarbeitern – „Rationalisierung“ genannt – in die Wege geleitet. Gelehrt wurde solch gewinnversprechendes Tun u.a. an der worlds greatest „Harvard Business School“, wo jahrelang der 2002 pleite gegangene Heiße-Luft-Konzern „Enron“ als der diesbezüglich weltweit am besten gemanagte „Global Player“ galt. Enron durfte sich deswegen quasi zu Recht als „The World’s Greatest Company“ bezeichnen. Die betrügerischen Enron-Manager bekamen anschließend z.T. lebenslänglich, einer hängte sich auf, ein anderer heiratete eine Striptease-Tänzerin, der Hauptgeschädigte war „Lehmann Brothers“ (über den die taz in der nächsten Woche eine Sonderbeilage veröffentlicht).
Als ein Als-ob-Energiekonzern war Enron, hervorgegangen 1985 aus der Fusion von „Houston Natural Gas“ mit „Internorth“, einem Erdgas-Konzern aus Omaha, noch im Übergang zum quasi reinen „Finanzinvestor“ gewesen. Wie die Spekulanten von Cerberus z.B., die jedoch nicht versuchen, in immer dünnere Luftschichten vorzustoßen (sas sog. „Richthofen-Syndrom“), sondern andersherum versuchen, sich in der Produktionssphäre gewissermaßen zu erden, wobei sie diese „Deals“ (Übernahmen) mit Bankkrediten finanzieren. Bereits nach wenigen Jahren mußte Cerberus Chrysler in die Insolvenz entlassen.
In Berlin gehört wie gesagt die Wohnungsbau-Gesellschaft GSW mit ihren 75.000 Wohnungen seit 2004 zum globalen Streubesitz von Cerberus. Die Süddeutsche Zeitung schrieb lapidar: „Aus den Mieteinnahmen bedienten sie die Zinsen“ die sie für die Übernahme-Kredite zahlen mußten. Der Berliner Mieterverein präzisierte dies in seinem „Schwarzbuch Privatisierung“, in dem die bisherigen Erfahrungen mit den privatisierten Kommunalbetrieben GSW, GEHAG, BEWAG, Wasserbetrieben und GASAG verarbeitet wurden: „Die Investoren haben schnelle und hohe Renditeerwartungen. Diese realisieren sie durch folgende Strategien, die sich unterschiedlich auswirken: 1. Ausschlachten der Unternehmen durch Weiterverkauf werthaltiger Teilbestände. 2. maximale Mieterhöhungen. 3. teure und z.T. unökonomische und unsinnige Modernisierungen. 4. Unterdrucksetzung von Mietern, die ihre Wohnung nicht kaufen bzw. einer Modernisierung nicht zustimmen wollen. 5. Betriebskostensteigerungen. 6. Unterstützung von Mieterbeiräten wird eingeschränkt. 7. rechtliche Schikanen. 8. Beeinträchtigung stadtentwicklungspolitischer Ziele. 9. Unterlassung bzw. Rückstellung notwendiger Instandhaltungen. 10. Gefährdung vertraglicher Vereinbarungen mit Kommunen und karitativen Organisationen. 11. Entlassung von Mitarbeitern und Schwächung der regionalen Wirtschaftsstruktur.“
Der Berliner Kurier fand zudem heraus: „…auch hier funktionierte das Spiel mit prominenten Namen. Als Beraterin der neuen Geschäftsführung rekrutierte man die frühere Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (SPD)“. Privatiseur war der SPD-Finanzsenator Thilo Sarrazin, der das Privatisieren zuvor in der Treuhandanstalt gelernt hatte – anhand von Ostbetrieben. Ein Geschäft, das er dann auf der anderen Seite der verschwundenen Mauer fortsetzte – mit den selben Sprüchen gegen die bei der Privatisierung arbeitslos gewordenen: „Auf die ewigen Jammerer können wir verzichten“, Hartz-IV-Empfänger sollen wegen der gestiegenen Energiekosten gefälligst „die Zimmertemperatur auf 15 Grad Celsius drosseln und Pullover anziehen“. Reinster Darwinismus!
Aber auch das half nicht, denn die Cerberus-GSW verlangte ab 2008 trotzdem satte Heizkosten-Nachzahlungen: Für eine Zweieinhalb-Zimmerwohnung einer Hartz-IV-Empfängerin z.B. 1031 Euro. Jetzt wollen deswegen einige Abgeordnete den GSW-Mietern helfen. Ungeklärt ist auch noch der staatliche Zigmillionenzuschuß für das 1996 gebaute „Öko-Hochhaus“ der GSW-Verwaltung in der Kochstraße, das Cerberus 2005 an spanische Kollegen/Konkurrenten (Immobilienspekulanten) weiterverkaufte. Die GSW hat, obwohl dazu verpflichtet, bisher noch nie eine Öko-Bilanz für das vielphotographierte Hochhaus vorgelegt. Auch darum sollten sich die Abgeordneten kümmern, denn wegen der staatlichen Öko-Förderung ist der Hochhaus-Besitzer auch öko-bilanzpflichtig.
Das bis heute vielphotographierte Bauwerk, schreibt Wikipedia, „war registriertes Projekt“ der Birgit-Breuelschen Expo 2000. „Es hat ein Niedrigenergiekonzept, das den Verbrauch durch eine Frischluft/Abluft-Thermik um bis zu 40 % senkt. Ein Doppelfassaden-System aus Glas sorgt für saubere Raumluft und gute Tageslichtausnutzung. Gekrönt wird der Bürobau in 81 Meter Höhe von einem Windsegel, das zugleich maßgeblicher Bestandteil des Energiekonzeptes ist.“
Und das mit dazu beiträgt, dass sich auf der nunmehrigen Rudi-Dutschke-Straße niemand aufhalten kann, weil dort ständig der Wind pfeift, weil reguläre Geschäfte sich deswegen dort nicht lange halten, hat man das Arbeitsamt in die Springer-Häuserzeile hinter dem GSW-Gebäude einquartiert. Nun stehen dort schon ab 7 Uhr morgens die Hartz-IV-Empfänger Schlange vor den Job-Centern, -Beratern, -Coaches und sonstigen Arbeitslosen-Verarschern, die ihnen dann ausgerechnet dort auch noch was vom „rauhen Wind der Marktwirtschaft“ erzählen wollen.
Die Cerberus-GSW-Mitarbeiter spüren den in ihrem Hochhaus natürlich nicht so, dafür ärgern sie sich über das ganze „Öko“ in diesem Scheißgebäude: Sie dürfen nichts selbst verändern – am Raumklima. Das ist aber unabdingbar, wenn man sich an seinem Arbeitsplatz einigermaßen wohl fühlen soll.
Und nun müssen sie auch noch um ihren Arbeitsplatz bangen, wie der ehemalige GSW-Deputy-Facility-Manager Willi Petzold (56) meint, denn Cerberus laufen seit der Finanzkrise die vornehm Risiko-Investoren genannten Gewinn-Spekulanten weg.
Der österreichische Standard meldet: „Die US-Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management will Anlegern den Abzug ihrer Mittel aus neuen Hedge Fonds untersagen. Die Maßnahme solle für drei Jahre gelten, erklärte am Donnerstag Cerberus-Direktor Tim Price. Am Dienstag hatte die Firma Marktgerüchte zurückgewiesen, einige ihrer Fonds stünden vor der Zahlungsunfähigkeit. Wegen hoher Verluste wollten Investoren zuletzt 4,77 Mrd. Dollar (3,33 Mrd. Euro) aus zwei Cerberus-Hedge-Fonds abziehen. Das entspricht knapp einem Fünftel des von der Gesellschaft verwalteten Vermögens.
Cerberus geriet mit Beteiligungen von insgesamt 15 Mrd. Dollar an dem US-Autobauer Chrysler und dem Finanzierer GMAC unter Druck. Bei Chrysler musste Cerberus den Großteil seiner Investitionen abschreiben, nachdem die ehemalige Daimler-Tochter in diesem Jahr Gläubigerschutz beantragt hatte. Auch die Anteile am Auto- und Immobilienfinanzierer GMAC verloren deutlich an Wert, nachdem die US-Regierung den ehemaligen Finanzarm von General Motors vor dem Kollaps retten musste“
Die Süddeutsche Zeitung ergänzt: „Auch aus dem deutschen Markt dürfte sich der Hedgefonds deshalb langsam zurückziehen.“
Zur Erinnerung (Wikipedia): „Hedgefonds (von engl. to hedge – „absichern“, engl. hedge fund; selten SAIV – sophisticated alternative investment vehicle, engl. etwa für ausgefeiltes/anspruchsvolles alternatives Investitionsvehikel) sind eine spezielle Art von Investmentfonds, die durch eine spekulative Anlagestrategie gekennzeichnet sind. Hedge-Fonds bieten die Chance auf sehr hohe Renditen und tragen entsprechend ein hohes Risiko. Typisch für Hedge-Fonds ist der Einsatz von Derivaten und Leerverkäufen.
Hiervon rührt auch der irreführende Name, da diese Instrumente außer zur Spekulation auch zur Absicherung (Hedging) verwendet werden können. Außerdem versuchen Hedge-Fonds über Fremdfinanzierung eine höhere Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften (Hebel- oder Leverage-Effekt).
Die meisten Hedge-Fonds haben ihren Sitz an Offshore-Finanzplätzen. Bekannte Hedge-Fonds sind die Quantum Funds des Investmentbankers George Soros und der Fonds Long-Term Capital Management, der 1998 zusammenbrach. Zum Jahresende 2006 hatten Hedge-Fonds weltweit ein Volumen von rund 1,6 Billionen US-Dollar.“
Das Manager-Magazin teilte mit: „Ronald Pofalla geißelt sie, Frank-Walter Steinmeier gleichfalls und die Welt will ihre Schwingen beschneiden. Hedgefonds sind vermutlich die Anlageklasse mit dem schlechtesten Leumund der Welt. Doch wer nur draufschlägt, macht es sich zu einfach.“
Die FAZ schreibt unter dem Titel „Vertrauensverlust: Amerikanische Hedge-Fonds, deren Anlagen im Zuge der Finanzkrise stark an Wert verloren haben, leiden unter Mittelabflüssen. Am Wochenende war bekanntgeworden, dass Kunden der prominenten New Yorker Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management 5,5 Milliarden Dollar oder 71 Prozent des insgesamt verwalteten Vermögens aus zwei Hedge-Fonds abgezogen haben.“
Der Hausmeister eines der im Osten übernommenen GSW-Wohnblocks, Michael „Maik“ Loewig (41) meint dazu: „Uns und den Mietern kann das nur recht sein!“