Was treibt unsere Literaturnobelpreisträgerin, wenn sie mal gerade nicht an einem Netzroman schreibt? Elfriede JELINEK sammelt mit anderen prominenten Österreichern Geld für ein Denkmal zu Ehren eines mörderischen Revolutionärs.
41 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod im Hochland Boliviens soll eine realistische Bronzebüste des argentinische Rebellen Ernesto »Che« GUERVARA DE LA SERNA den Wiener Donaupark verschönern.
Da das Werk der Bildhauerin Gerda FASSEL satte 28.000 Euro kostet, hat Jelinek mit dem SP-Pensionspolitiker Karl BLECHA, mit dem Literaturprofessor Wendelin SCHMIDT-DENGLER, u.a. ein Personenkomitee ins Leben gerufen, das die notwendige Summe bei einem Golfturnier unter dem augenzwinkernden Titel »Che-rity« hereinbringen will.
Golf? – Aber ja doch, denn ironisch gibt man sich in Österreichs am lieben. Ausserdem soll der Bilderbuchrevolutionär Che, dem sich im Kiino demnächst ein viereinhalbstündiges Epos von Steven SONDERBERGH widmen wird, in Echt ein begeisterter Golfspieler gewesen sein.
Der Mann ist bei der heutigen Jugend in grosser Munde; also da kann der linke Kitsch in Wien gar nicht dick genug aufgetragen werden. Dass sich der Commandante nach dem Umsturz in Kuba durch besondere Härte gegenüber seinen politischen Gegnern auszeichnete (179 Erschiessungsopfer verzeichnen die von ihm betriebenen Revolutionsgerichte, Schätzungen reichen bis zu 2.000 Menschen), dass Che das erste Arbeitslager zum Umerziehung der Andersdenkenden in Kuba ins Leben rief – was bitte kümmert das die linke Wiener Schickeria!
Che Guervara – ein heroischer Kämpfer? Lächerlich! Das war immer schon eine verschwitzte Bubenfantasie. Dieser kommunistische Reserve-Christus floh vor der Realität, wo immer er seinen missionarischen Fuss hinsetzte. Als ausgebildeter Mediziner trat er in die erste Reihe der Militärs über. Als kubanischer Industrieminister und Leiter der Zentralbank strickte er am eigenen Ruhm eines Jugendhelden. Nach dem Bruch mit den Brüdern Castro scheiterte Guevaras Versuch im Kongo eine Guerilla aufzubauen. Jede neue Linie seiner Biographie bricht vorzeitig ab…
Dass Che Guevaras Konterfei später zum trendigen Pop-Ikone aufsteigen konnte, verdankt es einerseits den jugendlich-grimmigen Zügen, anderseits der Exekution des ewigen Pistoleros durch seine Gegner, was sich von Fans leicht als Selbstopfer an die Weltrevolution deuten liess.
Was soll also nun am 23. September im Beisein von Che Guevaras Tochter im Donaupark enthüllt werden? Woran möchten Jelinek & Co uns gemahnen? – Der Donaupark liegt nicht zufällig zu Füssen der UN-City, dem weltweit drittwichtigsten Sitz der Vereinten Nationen.
Man hat an diesem Ort vor gar nicht so langer Zeit eine Büste des marxistischen Antisemiten und gescheiteren Präsidenten von Chile, Salvador ALLENDE, ins Gras gesetzt. So stelle ich nun mal die bescheidene Doppelfrage: Braucht Wien und brauchen die in ihrer Mittagspause im Donaupark herumschlendernden UN-Beamten wirklich eine Büstensammlung gescheiterter linksradikaler Illussionen?
Es war Che Guervara, der Pate stand an der Wiege von Guerilla-Organisationen wie den Revolutionären Streitkräften Kolombiens (FARC), die seit drei Jahrzehnten kolumbianische Kokabauern mit Terror und die internationale Öffentlichkeit mit erpresserischen Geiselnahmen in Atem hält. Zu dieser terroristischen Gewalttätigkeit der FARC war von Jelinek, Schmiedt-Dengler und Blecha bisher nichts zu hören.
Merke: Die Schwäche der Linken erkennt man nicht an ihren Wahlergebnissen, die katastrophale Schwäche der Linken erkennt man an den Illusionen, die sie auf Fahnenstangen vor sich herträgt.
© Wolfgang Koch 2008
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