vonJakob Hein 01.02.2010

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MODERATOR
Guten Abend, meine Damen und Herren! Schreckliche Szenen spielten sich heute ab beim Einsturz der Brücke der Intoleranz, das große Jahrhundertbauwerk über die Alpen. Hunderte Tote mussten geborgen werden, Tausende haben beim Einsturz der Brücke ihr Dach über dem Kopf verloren. Unser Reporter vor Ort ist Jürgen Trömmdorf. Guten Abend, Jürgen.

REPORTER
Guten Abend.

MODERATOR
Jürgen, was können Sie uns über das Ausmaß der Katastrophe derzeit berichten?

REPORTER
Nun, Matthias, die Lage ist noch sehr unübersichtlich und die verschiedenen Rettungskräfte sind sehr zurückhaltend, was genaue Auskünfte betrifft, aber es ist in jedem Fall klar, dass wir es hier mit einer riesigen Katastrophe zu tun haben.

MODERATOR
Liegen denn schon genauere Erkenntnisse über den Hergang des Unglücks vor?

REPORTER
Die erst vor zwei Tagen eingeweihte Brücke, die sich von Augsburg bis nach Klagenfurt erstreckte, ist offensichtlich ziemlich kurz nach ihrer Eröffnung eingestürzt. Auf ihr befanden sich Tausende von Fahrzeugen, die eine Jungfernfahrt auf diesem Jahrtausendbauwerk machen wollten, und darunter unzählige Behausungen.

MODERATOR
Nun hatten ja Experten schon seit langem vor genau dieser Gefahr gewarnt. Wie konnte es trotzdem dazu kommen?

REPORTER
Ja, das ist ein Problem, das vermutlich in den kommenden Monaten der Untersuchung und Aufarbeitung eine Rolle spielen wird. Statiker, Architekten und Ingenieure standen dem Projekt ja von Anfang an skeptisch gegenüber, aber das war für Henryk Broder offensichtlich gerade eine Motivation, dieses Vorhaben weiter voranzutreiben.

MODERATOR
Von Henryk Broder ist in den letzten Tagen ziemlich viel gesprochen worden. Wie konnte es dazu kommen, dass er mit der Konstruktion eines solchen Bauwerks beauftragt wurde, obwohl er doch keinerlei Sachkenntnis besitzt?

REPORTER
Broder ist ja ein bekannter Skeptiker, ein mutiger In-Frage-Steller des Etablierten. Und so hat er eben auch all die Experten Lügen strafen wollen, die seit Jahr und Tag behaupteten, eine Brücke über die Alpen wäre technisch nicht machbar.

MODERATOR
Nun, ganz ist ihm das ja nicht gelungen.

REPORTER
Broder selbst bestreitet das auf seiner Website und verlangt, zunächst das Ende der Untersuchungen abzuwarten. Womöglich, so Broder, könnten auch seine zahlreichen Gegner im Zuge ihrer Weltverschwörung gegen ihn einen Akt der Sabotage an seiner Brücke der Intoleranz verübt haben.

MODERATOR
Nachdem es Broder zunächst ja gelungen war, ziemlich viele Anhänger hinter seine speziellen Thesen zur Klimaerwärmung und zur multikulturellen Gesellschaft zu bringen – die Brücke war ja nach seinem bevorzugten Lösungsansatz für die Integrationsfrage benannt -, dürfte jetzt der Zuspruch für ihn schwinden?

REPORTER
Das ist sehr gut möglich. Aus Kreisen der Staatsanwaltschaft habe ich auch gehört, dass auch seine Kette „Steuerberatung ohne Konventionen“ sowie sein Krankenhauskonzern „Therapie ohne Medizin“ mit den umstrittenen Operationssälen ohne Chirurgen genauer unter die Lupe genommen werden sollen.

MODERATOR
Das heißt, Broders größter Triumph könnte sich am Ende zu seiner größten Niederlage entwickeln?

REPORTER
Das ist im Moment nicht auszuschließen, wobei er dafür jetzt schon vorsorglich die monopolisierte Meinungsmache der Medien als Ursache ausgemacht hat.

MODERATOR
Jürgen Trömmdorf, vielen Dank für Ihre Einschätzung!

REPORTER
Vielen Dank!

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