vonClaudia Mussotter 19.03.2009

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Heute ist Josefstag, Día de San José – 
und gleichzeitig Vatertag. Da jede/r Zweite
José, Pepe, Fina, Pepa oder Josep heißt, gibt’s viel zu feiern, weshalb an diesem Tag in der Regel auch nicht gearbeitet wird. Und am nächsten auch nicht. Puente, Brücke, nennt sich das lange Wochenende, das die meisten ausnützen. Vielleicht fährt man raus aufs Campo und brutzelt eine Paella oder Lammkoteletts, zum Nachtisch gibt es traditionell die Crema de San José, besser bekannt als Crema catalana, zweifelsfrei das typischste Dessert Kataloniens.
Laut der Vereinigung der Pasteleros der Provinz Barcelona liegt sein Ursprung in der jüdischen Küche, denn die Hebräer seien große Liebhaber der süßen Kreationen aus Milch und Ei gewesen. Wie die Konditormeister berichten, existiert auch eine Anekdote um die beliebte Crema catalana. Sie soll sich in einem Kloster ereignet haben, wo man den Besuch des Bischofs erwartete. Um ihn gebührend zu empfangen, ließen sich die Nonnen ein gutes Mahl einfallen. Doch der Bischof verspätete sich, und der berühmte Flan des Konvents geriet nicht wie sonst. Um ihn zu retten, dachte die unglückliche Schwester: Ich mische ein bisschen Speisestärke drunter, und der Flan wird schon fest werden. Der Bischof wurde ungeduldig und bat um den Nachtisch. Um Seine Eminenz nicht länger warten zu lassen, stürzten sie den Flan auf einen Teller; das Resultat war ein flacher Brei, bedeckt von Karamell. Und der kam direkt vom Herd.
Der Monsignore hatte Eile, und im Glauben, dies sei der famose Flan des Klosters, den man normalerweise kalt serviert, nahm er hastig einen Löffel – worauf er sich so den Mund verbrannte, dass ihm die Tränen kamen. Laut und ungehalten beschwerte er sich: ¡Crema!, auf Katalanisch ¡Quema!, ein Ausruf, wenn’s zu heiß ist. Doch weil die Creme so köstlich war, fuhr er fort, das Dessert zu verspeisen, nun aber mit Vorsicht.
Seit damals sei der beste Nachtisch des Klosters nicht mehr der Flan gewesen, sondern die Crema tostada… oder quemada, die gebrannte Creme. Charakteristisch für dieses Rezept war fortan der Karamell, der die Creme krönte. Dazu streut man Zucker auf die Creme und röstet ihn mit einem heißen Eisen, bis er Farbe nimmt. Die Creme kann übrigens auch noch mit Schlagsahne oder Biskuits angerichtet werden. Üblich ist, sie portionsweise in Schälchen zu servieren.

Crema de San José
Für 6 Pers.: 12 Eier (Kl. M), 100 g Zucker, 1 Zitrone, 1,5 l Milch, 100 g Speisestärke, 6 EL Zucker für den Karamell
Eier trennen (Eiweiß anderweitig verbrauchen). Eigelb und die 100 g Zucker in einen hohen Topf geben. Sehr fein abgeriebene Zitronenschale zufügen. Einen Liter Milch aufgießen und mit dem Mixstab kurz durchrühren. Speisestärke mit der restlichen Milch glatt rühren.
Eiermilch unter Rühren bei milder Hitze nur leicht erwärmen, dann die angerührte Stärke zugeben. Mischung unter ständigem Rühren auf kleinem Feuer erhitzen, bis die Stärke das Eigelb bindet und eine dickliche Creme entsteht. Sie darf auf keinen Fall kochen! Topf vom Herd nehmen und sofort in ein kaltes Wasserbad stellen. Die Creme auf sechs flache braune Tonschälchen verteilen und vollkommen abkühlen lassen.
Kurz vor dem Servieren das typische Brenneisen vorheizen. Jede Portion mit einem Esslöffel Zucker bestreuen. Das Eisen sehr dicht an die Oberfläche halten, dass der Zucker karamellisiert. Sofort servieren.
Aufbewahrt wird die Crema catalana bei Raumtemperatur, so kann sie ihren vollen Geschmack entfalten.

Bon profit!

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