vonBlogwart 28.07.2011

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Seit über zwei Jahren beobachte ich die Entwicklungen im Bereich Crowdfunding, vorrangig im Filmbereich. Damals hatte das Team von IndieGoGo damit begonnen, sich von einer DIY-Plattform für Filmemacher langsam zu einer Crowdfunding-Plattform zu entwickeln. Ich fand die Idee von Anfang an spitze: Filme mit Hilfe der Fans zu finanzieren UND zu promoten bzw. zu vertreiben. Kurz nach dem Launch von IndieGoGo ging mit Kickstarter eine weitere Plattform an den Start. Beide haben in den vergangenen Jahren wesentlich dazu beigetragen, das Thema Crowdfunding in Amerika voranzutreiben.

Letzten September habe ich im Rahmen der stARTconference einen Vortrag über “Crowdfunding im Filmbereich” gehalten. Damals mangelte es mir noch an Beispielen aus dem deutschsprachigen Raum. Mittlerweile gibt es auch bei uns nennenswerte Beispiele, etwa Carl Fechner’s “Die 4. Revolution“, “Water makes money”, “Bar 25“, “Sie nannten ihn Spencer” oder “13 Stufen“.

Und das Interesse steigt, vor allem unter den Filmschaffenden. Das habe ich nicht nur im Gespräch mit Filmemachern bemerkt. Auch die steigende Zahl der Anfragen, die ich nach Vorträgen bei Festivals erhalte und das Ergebnis der Crowdfunding-Studie von ikosom geben mir recht. Letztere erfasst alle 125 Projekte, die bis zum 15. April 2011 auf den sechs Plattformen inkubato.de, mySherpas.de, pling.de, respekt.net, startnext.de und visionbakery.de abgeschlossen wurden. Und laut der Studie sind es vor allem Filmprojekte, die auf den relativ jungen deutschsprachigen Plattformen eingestellt werden.

Die Gründe für dieses Interesse sind sicherlich vielfältig. Eine fehlende Vertriebsförderung etwa veranlasste die Berliner Regisseurin Claudia Rorarius dazu, für den Kinostart ihres Debutfilms CHI L’HA VISTO – WO BIST DU auf Crowdfunding zu setzen.

“Zwar werden unabhängige, deutsche Produktionen in der Herstellung massiv gefördert, im Vertrieb dagegen bleiben die kleinen Filme seit einigen Jahren auf der Strecke”, resümiert Claudia Rorarius. “Bei ca. 190 deutschen Filmen pro Jahr sind die Mittel bei weitem nicht ausreichend, um alle Produktionen entsprechend zu unterstützen. Deshalb habe ich mich entschieden, neue Wege zu gehen und den Kinostart von CHI L’HA VISTO – WO BIST DU mit Hilfe der Fans über Crowdfunding zu realisieren. Die vielen begeisterten Stimmen auf den Festivals und auf facebook ermutigen mich, diesen ungewöhnlichen Schritt zu wagen. Auch viele Kinobetreiber, die meinen Film auf einem der Festivals gesehen haben, unterstützen mich dabei. Das ist natürlich ein sehr wichtiges Signal.“

Über die Plattform Startnext können Fans, Freunde und Filmliebhaber noch bis 7. August das Projekt unterstützen und erhalten dafür als Gegenleistung kleine Dankeschöns, etwa in Form eines persönlichen Videos von Hauptdarsteller Gianni Meurer, einer signierten DVD oder sogar eines Abendessens mit der Regisseurin. Bisher wurden rund 40% der gewünschten Summe erreicht, noch ist es also nicht geschafft!

Aber vor allem im Endspurt können viele Projekte noch punkten, wie etwa das Vorzeige-Projekt “A Year Without Rent” des US-Filmemachers Lucas McNelly Anfang des Jahres gezeigt hat. 24 Stunden vor Beendigung seiner Kampagne fehlte McNelly noch mehr als die Hälfte seiner Zielsumme. Erst als er Unterstützung von Kollegen und Freunden via Twitter und Facebook bekam, kam seine Kampagne auf kickstarter in die Gänge. Und das wenige Stunden vor der Schluss.

Welche Faktoren ausschlaggebend für diesen Erfolg waren, wird Lucas McNelly am 13. August bei einem Seminar zum ThemaCrowdfunding für unabhängige Filmemacher in Berlin erzählen. Zuvor werde ich eine Einführung in das Thema geben und zahlreiche Beispiele aus der internationalen Filmwelt zeigen. Auch werde ich über meine Erfahrungen zum Crowdfunding von CHI L’HA VISTO – WO BIST DU berichten, da ich das Projekt im Bereich Social Media und Online-PR betreue. Das Seminar selbst wird übrigens über die Plattform mySherpas crowdgefunded, wobei die Teilnehmer ihren Eintrittspreis quasi selbst bestimmen können.

Ich würde mich freuen, euch am 13. August persönlich kennenzulernen, um mit euch über die Möglichkeiten von Crowdfunding für die Filmbranche zu diskutieren und lege euch abschließend noch den Trailer zu CHI L’HA VISTO – WO BIST DU ans Herz!

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/crowdfunding-und-film/

aktuell auf taz.de

kommentare