vonWolfgang Koch 26.10.2008

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23-10-08
Tanz den Jörg Haider 3. »Sein neuestes Projekt dürfte darin bestanden haben, den postfaschistischen Konsens und die postnazistischen Ressentiments gegen jene Nazis zu organisieren, die vom Hitlergruss nicht lassen konnten« (Stephan GRIGAT).

24-10-08
Frauen machen Schwierigkeit in den Top-Positionen der Kulturindustrie. Die geliehene Macht scheint ihnen schneller zu Kopf zu steigen als den männlichen Kollegen, und ehe sie’s recht begreifen, haben sie auch schon ihre Grenzen überschritten. Beispiel 1: Sigrid LÖFFLER, der noch vor zehn Jahren alle Türen im deutschen Feuilleton offen standen. Beispiel 2: Elke HEIDENREICH. Das ZDF feuert die Moderatorin, nachdem sie ihren Kollegen Thomas GOTTSCHALK öffentlich für einen Job, den sie selbst gerne gemacht hätte, geohrfeigt hat. Nun winseln die deutschen Verleger vor der Intendantentür und beschwören das »Einzigartige« der Dame.

Der persönlichkeitsgestörte Inzest-Täter aus Amstetten, Josef FRITZL, 73, hofft allen Ernstes, den Lebensabend im Kreise seiner Familie verbringen zu können. Das erfahren wir aus dem Mund der psychiatrischen Gerichtsgutachterin Adelheid KASTNER in der Süddeutschen, während Österreichs voyeuristische Blätter diese Woche seitenlange Textpassagen aus dem Gutachten abdrucken.

»Es ist eine Sache, über die Lebensumstände zu reden. Eine andere, dieses Leid und Elend mit eigenen Augen zu sehen«. Topmodel Nadja AUERMANN über ihren Kampf gegen Tetanus als UNICEF-Botschafterin und Pampers-Werbeaufputz in Liberia.

25-10-08
Das Auktionshaus Christie’s ändert die Zahlungsmodalitäten für Käufer. Kunstwerke werden in Zukunft nicht mehr herausgegeben, ehe die Kunden den vollen Preis bezahlt haben.

Die Ökonomin Anna J. SCHWARZ, 92, sie hat zusammen mit Milton FRIEDMAN die US-Wirtschaftsgeschichte erforscht, kritisiert die staatliche Kapitalbeteiligung an Banken, um diese vor dem drohenden Konkurs zu retten. »Banken, die falsche Entscheidungen getroffen haben, sollen Pleite machen«.

Tod von Altbürgermeister Helmut ZILK, 81, einer besonders gelungene Dublette des »Herrgotts von Wien«, Karl LUEGER.

26-10-08
Erstmals greift am Nationalfeiertag keine der drei Sonntagsausgaben österreichischer Zeitungen den Begriff Neutralität auf. Die Blätter haben buchstäblich vergessen, dass vor 53 Jahren das kluge österreichische Neutralitätsgesetz beschlossen wurde. Statt dessen bringt das Fellner-Blatt Österreich ein 64-Seiten-Sonderheft prallvoll mit PR-Schmus und einem Ranking prominenter Österreicher. Der Kurier nimmt sich der »Gesichter Amerikas« an, als ob wir hier den nächsten US-Präsidenten wählen könnten. Am überraschendsten aber ist die Leerstelle zum Thema Neutralität beim Marktführer Kronenzeitung, der sich in den letzten Jahren kontinuierlich für die Doktrin der östereichischen Aussen- und Verteidigungspolitik stark gemacht hat. Die heutige Ausgabe liefert den besten Beweis dafür, dass Herausgeber Hans DICHAND die Zügel in der Muthgasse nicht mehr in der Hand hält.

© Wolfgang Koch 2008
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Selbstkorrektur
Mit der letzten Bemerkung tat ich DICHAND und der Kronenzeitung Unrecht. Ich habe übersehen, dass der Reimer-Wolf an diesem Tag eine seiner üblichen sprachlich verhatschten Verszeilen positiv auf die Neutralität bezogen hat. Meine Notiz wirkte aber auch Wunder, denn am nächsten Tag, dem 27.10., wurde dem Nationalfeiertag eine ganze Kolumne von Adrian Hollaender nachgesandt, sowie das Wort Neutralität gewollt in den Bericht von der Bundesheerschau am Wiener Heldenplatz eingefügt.

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