Das ägyptische Sandmännchen streut wieder ein wenig Wüstensand in unser aller Augen. „Ägyptern, die eine israelische Frau geheiratet haben, kann die Staatsbürgerschaft entzogen werden,“ lauteten nicht nur die Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen, sondern auch die Überschriften in den staatlichen ägyptischen Tageszeitungen. Das klingt dramatisch. Genauso wie das „Ägypten öffnet die Grenze zum Gazastreifen“ von letzter Woche, das suggerieren sollte, dass Ägypten nun nicht mehr zusammen mit Israel an der Blockade des Gazastreifens teilnimmt.
Es stimmt: es gibt ein Gerichtsurteil, das von der Möglichkeit spricht, Ägyptern mit einer israelischen Ehefrau die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Und es gibt ein Präsidial-Dekret mit der Anweisung die Grenze zum Gazastreifen zu öffnen
Aber manchmal lohnt es sich genauer hinzusehen. Weder werden morgen alle Ägypter mit einer israelischen Ehefrau ihren ägyptischen Pass verlieren, noch steht der Schlagbaum in Rafah offen. Näheres dazu hier in meinem Artikel in der Presse mit dem Titel „Ägyptens Schattenboxen gegen Israel“
Die ägyptische Regierung und ihre Institutionen sind sicherlich Weltmeister in der Ankündigung von bahnbrechenden Maßnahmen. Aber die Umsetzung? Schweiya, Schweiya, immer langsam.
Der Grund für diesen Widerspruch ist im Falle der beiden oben angekündigten Maßnahmen schnell entdeckt. In Sachen Israel klafft nach drei Jahrzehnten Camp David Vertrag eine riesige Lücke zwischen der öffentlichen ägyptischen Meinung und der Position der Regierung.
Um den wachsenden Unmut der öffentlichen Meinung zu kanalisieren, werden schon einmal drastische Massnahmen angekündigt, deren Umsetzung dann aber schon wesentlch weniger drastisch aussieht. Eine Nebelwand hinter der sich die Regierung verstecken kann,bis das Allergröbste wieder vorbei ist. Aber Netanjahu macht es Mubarak dieser Tage wahrlich nicht leicht.