vonDetlef Kuhlbrodt 24.11.2008

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war auch noch ganz okay. Er schien sein Werk auf eine ganz okaye Weise zu pflegen.

schade, dass es keinen authentischen Laughing Gnome-Film gibt..

Ein wenig war er unsicher oder tat so als ob, 2002, als er the bewley brothers zum ersten mal live spielte.

5 years von ganz früher, 1978, in Hongkong:

Das war einer der Entwürfe, die ich für den Text gemacht hatte, aber ich war nicht zufrieden und hatte es dann da liegen gelassen. Dirk hatte mich dann gestern darauf angesprochen.

Ü
U

Manchmal wundert man sich über die Entscheidungen von Plattenfirmen, etwas zu veröffentlichen oder von Veröffentlichungen abzusehen; Material also weiter in der Hinterhand zu behalten. Gerade im Fall David Bowie, dem, neben Bob Dylan, wohl am meisten gebootlegten Musiker der Popgeschichte.

Über dreihundert gebootlegten Konzerten stehen lediglich drei offizielle Live-Doppelalben gegenüber – sieht man einmal von den remasterten, titelmäßig teils umgestellten Wiederveröffentlichungen, einem LIVE-Album aus der Tin-Machine-Episode und Live-Versionen von Songs ab, die es als Bonustracks auf Neuveröffentlichungen schafften.

Die offiziellen LIVE-Alben – Stage (…), David Live at the tower of Philadelphia(…) und Ziggy Stardust, The Motion Picture leiden alle mehr oder weniger an den typischen Krankheiten von Live-Platten großer Künstler. Sie wurden mit großem Aufwand aufgenommen („recorded as if it was a studio album“, wie Tony Visconti über die Aufnahmen von „Stage“ einmal sagte). Dieser große Aufwand führte aber zu einer Schwächung der Live-Situation: man spielte ja nicht mehr nur für das tatsächlich anwesende Publikum, sondern gleichzeitig auch für das Album, das aus dem gespielten Material bestehen würde und für die Nachwelt, die sich das alles dann später mal im Wohnzimmer anhören sollte.
Außerdem wurden die Aufnahmen später in einer Weise im Studio nachgearbeitet, die der Eitelkeit der Musiker (und Toningenieure) vermutlich schmeichelt, die ihre Musik nun so hören, wie sie gedacht und gemeint war – niemand verspielt sich, deutlich voneinander abgegrenzt hört man die verschiedenen Instrumente, das Publikum wird nur am Ende der einzelnen Stücke hochgedreht. Nur: im echten Konzert hatte es sich nie so angehört. Für „Stage“ etwa wurde der Anfang von „Station to Station“ in Boston, der Mittelteil in Providence und das Finale dann wieder in Boston aufgenommen. (Der Drummer – …. – war angewiesen worden, exakt immer das gleiche Tempo zu spielen. Das tat er dann auch und so ließen sich die Teilstücke tatsächlich sehr schön aneinander fügen)

Der grundlegende Unterschied zwischen einem Studio- und einem Live-Album besteht darin, dass es im Falle des Studio-Albums kein zeitlich begrenztes Ereignis gibt, das wie beim LIVE-Album versucht wird, zu reproduzieren.

Aber eigentlich gibt es das auch bei LIVE-Alben eher selten. Die meisten LIVE-Alben sind ja Idealisierungen, die nicht ein einzelnes Konzert abbilden, sondern eine Idee (Woodstock, die Mutter aller Live-Alben) oder die eben die Quintessenz einer Tournee (für die Fans: einer Lebensphase ihres Stars) liefern sollen. „Stage“ war die „Station-To-Station“-Tournee (die Drogenphase); „David Bowie at the Tower of Philadelphia“ die Diamond-Dogs-Tournee (die Wiederauferstehung-nach-Ziggy-Stardust-Phase).
Wie bei jeder Idealisierung geht der reale Körper dabei ein bißchen verloren.

Der Fan aber sehnt sich nach Kommunikation mit seinem Star; nach dem individuellen Körper, der sich durch verborgene Risse mitteilt. Das Herz des Fans bebt, nicht bei der perfekten Aufführung, sondern bei Versprechern, fehlerhaften Einstiegen (legendär dies Konzert in Los Angeles – auf dem Bowie zweimal versehentlich TVC15 angespielt und dann wieder abgebrochen hatte), wenn der Sänger den Text des Lieds plötzlich vergessen hat, dass er doch schon tausendmal gesungen hatte (wie damals in New York, als Bowie dies Vergessen mit einem charmanten Lachen … vergessen machen wollte), wenn er abweicht vom gewohnten Text (wie 1976 in Zürich zum Abschluß der Bandvorstellung: „I‘m David Bowie and you are the audience“; wie bei der Serious Moonlight Tour ‚83, als er das „do you remember president Nixon“ aus „Young American“ aktualisierte) (oder Berlin, 1976) oder auch die 18th Floor Show, eine amerikanische Produktion, bei der das „Suicide“ in „Rock‘n Roll Sucide“ mit Piepsen übertüncht worden war.

So gibt es – gerade bei Bowie – zwei Werkebenen; das offizielle Werk für das Normalpublikum; mehr als 300 Bootlegs für die Fans; teils mit exotischen Aufnahmen („Love you till tuesday“ auf deutsch etc.) vor allem aber unbearbeitete Mitschnitte von Konzerten mit sprechenden Titeln: „Wild Panic Bitch“ (Zürich, 76), „Neo-Expressionism“, „Wealth & Authority“, „My Radio Sweetheart“, „Rock‘n Roll Suicide“ und das berühmteste: „His Masters Voice“, das Konzert also, mit dem er sich am … von seiner Ziggy-Stardust-Rolle verabschiedet hatte. Mit den berühmten Worten: „Not only is it the last show of our tour. It‘s the last show we’ll ever do“ und einer fabelhaften Koppelung von „Jean Genie“ und dem Beatles-Klassiker „Love Me Do“, die in der offziellen Veröffentlichung des Albums fehlt, da der Gastmusiker Jeff Beck, aus welchen Gründen auch immer, seine Zustimmung verweigerte. (das Video davon kommt später weiter hinten; ist erst seit kurzem im Netz glaube ich(

(Es gibt aber auch Bootlegs, auf denen Sachen drauf sind, die bei dem gebootlegten Konzert nicht gespielt wurden – auf einer der drei unter dem Namen „His Master‘s Voice“ … wird ein Text über Orgien verlesen)

„LIVE in Santa Monica“ ist die Radioaufzeichnung des Konzerts, dass David Bowie mit den Spiders from Mars am 20.10.1972 in Santa Monica gab. Die Ziggy-Stardust-Tour hatte am … in England begonnen und ihn zwischendurch auch nach Japan, dem damals zweitwichtigsten Plattenmarkt auf der Welt geführt. Erklärtes Ziel war es gewesen, den amerikanischen Markt zu erobern und die Nachfolge der Beatles anzutreten; ein Vorhaben, an dem Bowies konkurrierender Jugendfreund Marc Bolan zu etwa der gleichen Zeit in den USA gescheitert war.

Bowie zielte gleichzeitig auf die Teeniebopper, die zehn bis zwölfjährigen, die von T.Rex, Donny Osmond, David Cassidy, Slade, Sweet (die hatten alle Nummer 1 Hits) bedient wurden und das erwachsenere Publikum, das auf Gruppen wie Genesis, Led Zeppelin oder die drogenaffinen Überbleibsel der Hippieära (Jefferson Airplane, Grateful Dead) stand, den verblichenen Supergroups (Beatles, Cream) und den großen Toten der 60er – Ché Guevara, Jim Morrisson, Jimi Hendrix, Janis Joplin nachtrauerte.

Es war von Vorteil, dass er aus der Ursprungsbesetzung des Rock kam, aber gleichzeitig bis dahin keinen richtig großen Hit hatte – („Space Oddity“, das Lied, mit dem in England die Übertragung der Mondlandung illustriert worden war, war nur ein Achtungserfolg gewesen; erst die Wiederauflage, 1982 (?) wurde Nummer 1).

Um dies Ziel zu erreichen, war Bowie mit seiner Band in den USA als der Superstar verkauft worden, der er erst werden sollte. Er hatte provozierende Interviews gegeben; Journalisten hatten immer wieder gefragt, wie die Ehe zwischen einem schwulen Sänger und seiner lesbischen Frau funktionieren könne und er versuchte immer wieder, ihnen den Unterschied zwischen „gay“ und „bi“ zu erklären.

Während des amerikanischen Teils der Ziggy Stardust-Torunee hatte man in den teuersten Hotels logiert, alle wichtigen Leute aus dem Kunst- und Showbussiness getroffen, viele Groupies beglückt, die bis zum Frühstück das Hotel zu verlassen hatten und mit Geld nur so um sich geschmissen. Nach der Tour, die am … mit einem triumphalen Konzert im Londoner Hammersmith Odeon und dem Abschied von der Ziggy Stardust-Figur endete, war David Bowie tatsächlich auch in Amerika ein Superstar, ohne bis dahin allzuviele Platten verkauft zu haben.
Finanziell war die Tour jedoch ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft) gewesen: man hatte …. ausgegeben und … eingenommen. (Bei der anschließenden Diamond-Dogs-Tour, deren immenser und recht störungsanfälliger bühnentechnischer Aufwand erst zehn Jahre später von Michael Jacksons „Thriller“-Tour übertroffen werden sollte, verhielt es sich ähnlich)
Das Konzert wurde live im Radio übertragen und von vielen Menschen mitgeschnitten. Deshalb gibt es von dem Konzert etwa 30 unterschiedlich betitelte Bootlegs. 1994 wurde es zum ersten Mal offiziell auf Platte veröffentlicht und nun zum ersten Mal auf einer schön gestalteten CD.

Weil es nicht, wie tatsächlich mit der Neunten von Beethoven beginnt, sondern mit der Ansage eines Radiomoderators, ist der Hörer dieser CD nicht in der – vielleicht zu weit entfernten Position des tatsächlichen Konzertbesuchers, sondern in der Position dessen, der sich das Konzert damals (am besten im Auto) am Radio anhörte.

Wie bei fast allen (?) Auftritten der Ziggy-Stardust-Tournee, eröffnet Bowie das Konzert mit dem schon fast punkrockmäßig gespieltem „Hang Onto Yourself“; macht fast ohne Pause weiter mit „Ziggy Stardust“, um dann zu „Changes“ von dem Hunky-Dory-Album überzugehen.

Dann noch ein Album weiter zurück:
Die Nietzsche-Sektion aus „The Man Who Sold The World“ sozusagen:
„The Supermen“.
Dann „Life On Mars?“ von Hunky Dory

Wie er diesen großartigen kinematografischen Song singt, ist ganz wunderbar.
Bei „Five Years“ vom Ziggy Stardust-Album geht er völlig in seiner Rolle auf, als verpeilter ausserirdischer Superstar, fünf Jahre vor dem Weltuntergang. Diese Liebesgeschichte, deren Pathos durch die Erwartung des kommenden Weltuntergang verstärkt wird, ist möglicherweise noch ergreifender, als „Life On Mars?“. Statt dem naheliegenderen „Soul Love“, dass auf dem Ziggy Stardust-Album anschließt, dreht er die Pathosschraube weiter und singt eine ganz seltsame Version von „Space Oddity“ bei der er den Synthesizer stimmlich ersetzt und auch kurz mal Marc Bolan parodiert.
Der anschließende, eher langweilige „Andy Warhol“-Song von „Hunky Dory“ ist eine irgendwie auch leicht streberhafte Huldigung an den berühmten Popartisten, den Bowie während der Tour getroffen hatte. Angeblich hatte Warhol bei diesem Treffen beharrlich geschwiegen und permanent auf Bowies Schuhe gestarrt. Zum Abschied soll er dann gesagt haben: „Oh, Sie haben so schöne Schuhe.“
Auf den Konzerten in England spielte Bowie diesen Song nicht.

Jacques Brels „My Death“. Seitdem Scott Walker das schöne Lied 1968 aufgenommen hatte, ein Klassiker für anspruchsvolle Popmusiker. Wer „My Death“ singt, stellt sich in die existenzialistisch-romantische Tradition der 50er Jahre. Bowie singt diesen Chanson angemessen, schön, stimm- und stilsicher. Nur wenig später sollte er zum ersten Mal „Amsterdam“

Dann das fast zehnminütige, „Width of A Circle“ (von „The Man Who Sold The World“), das das anfangs der Tournee oft gespielte „I Feel Free“ abgelöst hatte und wie der Cream-Klassiker viel Raum bot für diverse ausufernde Gitarrensoli, die aufzeigen sollten, dass David Bowie (naja, Mick Ronson…) auch ziemlich hart sein konnte.
„do it again, do it again, turn aroud and go back“
ein theaterhaftes Heavy-Metal-Art-Rock-Stück im Grunde genommen. bzw.:

ein … neonietzscheanisch, leicht surrealistischer (romantisch vernunftkritischer) Song. Mit Burroughselementen.

Das schön straight rock’n’roll-mäßige „Queen Bitch“;
das tolle „Moonage Daydream“ mit dem berühmten „freak out, far out“; das allgemein und drogentechnisch verstanden wurde; aber aufführungstechnisch dann wieder als Zitat verwendet wurde – Ziggy Stardust, war ja immer auch … eine Fiktion …
Dann: „John, I’m only Dancing“; ein straight bisexuelles Stück, dass Bowie bei Auftritten späterer Jahre etwas discomäßiger, also sozusagen schwuler auch, aufzuführen pflegte;
Dann die nächste an das Umfeld von Andy Warhol adressierte Velvet Underground-Song „I’m Waiting For My Man“, der sich Warhol etc. richtete und sich an die Seite der Drogenfans stellte. Ich bin oder war einer von Euch.

Und dann, nach der Huldigung der (Vorgänger und Ideengeber) eigenen Stars, „Jean Genie“; das eigene Rock’n’Roll-stück, das zum großen Klassiker werden sollte. Bowie hatte das Stück erst im Verlauf der Tournee geschrieben. Hier das Video.

Da das gleiche Stück ein halbes Jahr später; aufgenommen glaube ich bei der „18th Floor Show“ in London; der allerletzten Performance der Ziggy Stardust-Show im kleineren Kreis, für das amerikanische Fernsehen. (irre, dass es das jetzt alles im Netz gibt)

Auf späteren Konzerten der Tournee hatte er es sehr selbstbewusst mit „Love Me Do“ von den Beatles verknüpft. /…/

Plötzlich ist die Aufnahme, die zuvor weitverbreitestes Geheimwissen war, im Netz. Super!

Dann, noch schneller „Suffragette City“ mit dem berühmten „Wam-Bam-Thank-You-Man“, das in der Merchandise-Abteilung auch von sprechenden Ziggy-Stardust-Puppen aufgeführt wurde. Ein befreiendes Stück, ganz befreit auch gespielt.

Dann verläßt David Bowie die Bühne, um nach „standing ovations“ (wie der Radiosprecher bemerkt) mit dem herzzerreissend supertollen „Rock’n’Roll Suicide“ (dem letzten Stück des Ziggy-Stardust-Albums zu enden. … die pathetische Liebeserklärung an seine Fans: „You’re not alone …. cause you’re wonderful“.


(In seiner Autobiografie erzählt Marc Almond,
wie toll das war, direkt vor der Bühne, die Hand zur Bühne hinzustrecken und gerade in dem Moment, als David Bowie dies emphatische “Give me your hand” singt (Rock’n’Roll Suicide) gibt ihm David Bowie tatsächlich die Hand. ….

hier noch mal ganz:

Ich hatte dem chinesischen Künstler Wang Tao-Cheng diese Version in Bleckede vorgespielt und er hatte gesagt: „I felt like kissed“.

Sehr schön ist auch eine Bowie und Roxy Music betreffende Passage in der Geschichte „Herman-Brood-Ballade“ von Reverend Christian Dabeler:

„Zu der Zeit begann wohl seine Arty-Space-Geheimwelt. Bis dahin wurden alle Neuenrtdeckungen unter Freunden begierig ausgetauscht, aber er fing nun an, diese vor den anderen zu verstecken. Roxy Music, David Bowie und so. Der Schulhof und die darauf herumlaufenden Spacken durften das nicht entzaubern. Niemand durfte auch nur ahnen, dass Brian Eno überhaupt existierte.“

man gerät dabei auch leicht vom Hundertsten ins Tausendste: Time, aufgenommen ganz kurz nach dem Ableben von Ziggy Stardust …

und das wild-eyed-boy-from-freecloud-medley …

und Moonage Daydream (ich mag ja diesen Pennebaker-Film, aus dem die Videos vom Ziggy-Stardust-Abschiedskomnzert sind, ja sehr gerne):

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