„Königin des Sommers“ wird sie oft genannt. Und hat nicht wenige Künstler inspiriert. Ein wenig bekanntes Werk des valencianischen Malers Joaquim Sorolla (1863 – 1923) beispielsweise, „Junge, der eine Wassermelone isst“, ist eine typische Szene aus dem mediterranen Sommer. In der Tat ist die Wassermelone eine der besten Erfrischungen und aus der heißen Jahreszeit nicht wegzudenken. Das rote Fruchtfleisch ist süß und saftig und zergeht auf der Zunge wie ein duftendes Sorbet. Wassermelonen scheinen pures Wasser zu sein, was fast richtig ist, denn sie bestehen zu 93 Prozent daraus. Indes, auch Zwiebeln, Spargel, Salat, Blumenkohl oder Tomaten weisen ähnlich viel Wasser auf – doch niemand käme auf die Idee, zwischen einem halben und zwei Kilogramm davon zu konsumieren.
Man isst also mit Genuss das nötige Trinken in Form eines oder mehrerer Stücke Wassermelone, durchspült damit die Nieren, führt sich gleichzeitig wertvolle Vitamine und Mineralien zu – und muss bei 30 Kalorien pro 100 Gramm nicht mal Angst um die Figur haben.
Die bis zu 25 Kilogramm schwere Wassermelone stammt aus der afrikanischen Steppe. Den Karawanen in der Wüste und entlang der Handelswege diente sie als Wasserspeicher und war auf allen Reisen dabei. Schon sehr lange wird die Sandía – vom arabischen sindiia, was bedeutet „Land des Sind“, Pakistan – auch in den Mittelmeerländern kultiviert, wo das Kürbisgewächs Citrullus lanatus genau das richtige Klima für sein Wachstum vorfindet. Die Türkei ist einer der größten Produzenten, aber auch in Spanien gedeihen Wassermelonen vortrefflich. Angebaut werden sie in Murcia, Alicante, Valencia und Castellón, und aus Badajoz, Ciudad Real, Toledo oder Sevilla kommen ebenfalls hervorragende Früchte – da ist Frische garantiert.
Die Familie der Sandías ist groß, erhältlich sind auf dem hiesigen Markt aber vornehmlich die folgenden Sorten:
– dunkelgrüne Sandía. Dies ist die authentische, die es schon immer gab. Die Schale ist dunkelgrün, fast schwarz, das süße Fruchtfleisch ist von intensivem Rot. Es gibt ähnliche Sorten, die aus Amerika stammen und schon eine Weile in der Mittelmeerregion kultiviert werden. Die bekannteste der dunkelgrünen Melonen kommt unter dem Namen Sugar Baby auf den Markt.
– gestreifte Sandía. Die Schale ist marmoriert, sie ist von hellem Grün mit längs laufenden, dunkleren grünen Streifen. Sie besticht durch ihre Größe. Das Fruchtfleisch ist rosa oder hellrot und süß.
– Sandía mit gelbem Fruchtfleisch. Von außen ist sie ähnlich der zuvor genannten: von hellem Grün mit dunkelgrünen Streifen. Doch von innen ist sie gelb-orangefarben wie eine Ananas, weshalb die Melone auch „Sandía ananás“ genannt wird. Diese Frucht ist erst seit kurzem auf dem spanischen Markt, zu finden ist sie in den Monaten Juni, Juli und August. In Asien ist diese Art der Wassermelonen sehr populär, hierzulande ist man konservativ und bevorzugt das rote Fruchtfleisch, vor allem aber auch, weil das gelbe weniger Zucker hat und nicht so saftig ist.
– Sandías ohne Kerne. Früchte und Gemüse ohne lästige Kerne sind auch in Spanien immer beliebter, die Sandía macht da keine Ausnahme. Von außen sind die Melonen dunkelgrün, das Fruchtfleisch ist rot, aber wie gesagt ohne Kerne. Diese Melone wird auch als Miniausgabe kultiviert; sie ist ungefähr nur halb so groß und hellgrün gestreift.
– quadratische Sandía. Wassermelonen sind mittlerweile nicht mehr nur als runde Kugeln erhältlich, die uns Platz im Kühlschrank wegnehmen. In Japan handelt man sie auch in Form eines Würfels, wobei sie dieselben nahrhaften Eigenschaften aufweisen. Obwohl man es annehmen könnte, ist der Melonenwürfel keineswegs durch genetische Manipulation entstanden. Das Geheimnis ist, dass man die Melone in einer viereckigen Kiste reifen lässt, wo sie mit der Zeit ihre neue Form annimmt – und sich so wesentlich leichter transportieren und aufbewahren lässt. Frische und Geschmack bleiben dabei voll erhalten.
Zurzeit sind die viereckigen Melonen in Spanien noch nicht gefragt, aber für Japan ist dies ein Versuch mehr, die Natur zu beherrschen, wie geschehen mit den Bonsais, Zen-Gärten oder der Kultivierung von Algen und mehr.
Tipps zum Einkauf
Reife Wassermelonen zu erkennen ist nicht leicht. So empfehlen Melonenschneider in den Anbaugebieten, nicht nur auf Aussehen und Beschaffenheit der Schale sowie Größe und Gewicht zu achten, sondern auch auf den Stiel und seine gegenüberliegende Seite. Ist der Stiel verschrumpelt und an beiden Seiten eine kleine Vertiefung zu sehen, ist die Melone gut.
Beim Kauf sind feste, gleichmäßige Früchte zu bevorzugen. Wichtig ist auch, dass die Melone im Verhältnis zu ihrem Volumen viel wiegt, dann hat sie nämlich ordentlich Zucker.
Einer französischen Abhandlung aus dem Jahr 1830 ist zu entnehmen: „Die beste Art, eine gute Wassermelone auszusuchen, ist, ihre Schale mit dem Fingernagel anzukratzen. Wenn sie sich leicht löst, ist sie an ihrem Punkt. Die andere, eventuell bessere Methode ist, sich von seinem Obsthändler beraten zu lassen. Der wird vielleicht mit den Knöcheln gegen die Schale klopfen. Der Ton sollte tief sein und klingen wie bei einem vollen Fass; in der Art eines „Klock-Klock“. Oder ähnlich dem eines Violoncellos – so sagen wenigstens Experten.
Pinchitos mit Tomate und Wassermelone
Für 4 Pers.: 1/4 einer Wassermelone (geschält, die Kerne entfernt und in Würfel von fünf Zentimetern geschnitten), das schwabblige Innere mit seinen Kernchen, praktisch die „Filets“ von acht Tomaten, man kann aber auch entsprechend viele abgezogene Kirschtomaten nehmen, das geht schneller, 1 EL Zitronensaft (frisch ausgepresst), 1 TL fein abgeriebene Zitronenschale, 1/4 Tasse Olivenöl virgen extra, 1 EL Sherryessig, Meersalz nach Belieben, frische Kräuter oder auch essbare Blüten wie Lavendel oder Borretsch
Die Tomatenfilets oder Kirschtomaten auf die Melonenwürfel legen und mit einem nicht zu kleinen Holzspieß feststecken.
In einer kleinen Schüssel Zitronensaft, die Hälfte der Zitronenschale, Öl und Essig vermischen.
Die Spieße auf einer Servierplatte ausbreiten und die zuvor bereitete Mischung darübergießen. Mit Meersalz, dem Rest der Zitronenschale und frischen Kräutern oder Blüten bestreuen. Unverzüglich servieren.
Bon profit!