vonKarim El-Gawhary 12.01.2011

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Erst läuft mir Hollywood-Star George Clonney in Juba während dem Unabhängigkeits-Referendum über den Weg und dann das. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich heute die für mich exotischsten Menschen in meinem 47jährigem Leben getroffen habe. Die Begegnung der Dritten Art (und das gilt sicherlich für beide Seiten) ereignete sich eine gute Autostunde Nil-aufwärts von der südsudanesischen Stadt Juba entfernt, in der Provinz Zentral-Äquatoria. Bevor ich weitererzähle, hier ein ganz kurzes Video.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xD4pelGDGsM[/youtube]

Wir waren gerade zurück von einem kleinen, bescheidenen Projekt zu Wiederbelebung der seit dem Bürgerkrieg völlig darniederliegenden Landwirtschaft im Südsudan, das von Bruna Siricio Iro geleitet wurde. Das war an sich schon sehr interessant, sowohl das Projekt in einem Dorf namens Luri Dijeri, das in einer wunderschönen Landschaft am  westlichen Ufer des Nils gelegenen ist, als auch die Projektleiterin Bruna, eine ehemalige Bankerin, die dann irgendwann beschlossen hat, sie muss etwas für ihr Land unternehmen.

Also hat sie den Bauern des entlegenen Dorfes Saatgut und eine Dieselpumpe gekauft, damit sie beginnen ihr Land zu kultivieren. Dazu muss man wissen, dass trotz einem Überfluss an fruchtbaren Böden, der Südsudan im großen Stil Nahrungsmittel aus Uganda importiert, weil die Bauern in den Bürgerkriegstagen zu ihrer eigenen Sicherheit in die Städte geflüchtet und bis heute meist noch nicht zurückgekehrt sind. Übrigens ist Bruna leider das Geld ausgegangen, weswegen das Projekt sehr klein ist. Sie haben zwar Land, aber nicht genug Geld, um es zu umzäunen. Das ist für sie so wichtig, weil sonst das überall herumstreifende Vieh der Nomaden die ganze Ernte auffrist. Wenn jemand helfen will, kann ich den Kontakt herstellen.

Am Rande bemerkt: sie  haben in dem Dorf Luri Dijeri ganz hervorragende Mangos (Die Fotoqualität ist leider nicht so gut. Ich hatte nur mein Iphone dabei).

Aber zu diesem Projekt und dem Problem der Landwirtschaft im Südsudan werde ich sicherlich noch arbeiten. Ein kurzer Fernsehbericht für die ZIB 2, das Nachrichtenmagazin beim ORF ist schon fertig und kommt vielleicht morgen in der ZIB 2 (wenn sie für den von Wien so weit entrückten Sudan Platz finden) eine Radio-  und Zeitungsgeschichte werden sicherlich noch folgen.

Aber das eigentliche Highlight des Tages war die Begegnung mit den Viehzüchter-Nomanden auf einem kleinen Pfad, auf dem sich unser Geländewagen nur mühevoll vorwärts bewegt hatte. Das war ein recht interessanter Haufen. Das Weiße auf ihren Gesichtern ist Kuhdung-Asche. Sie verbrennen die Kuhfladen und schmieren sich die weiße Asche ins Gesicht. Das soll gegen Mücken helfen. Die Narben in den Gesichtern sind eine Schönheitsmaßnahme.

Foto: Karim El-Gawhary

Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Verständigen konnten wir uns auf Arabisch. Wobei sie weder meines noch ich ihres so richtig verstanden habe. Aber so ungefähr, konnte man raten, was die jeweils andere Seite sagen wollte. Wir hatten jedenfalls einen Mordsspaß und haben viel gelacht. Ich muss sagen, dieser Südsudan gefällt mir mit jedem Tag besser. Leider fliege ich morgen wieder zurück nach Kairo.



Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/der_exotischste_trupp_menschen_dem_ich_jemals_begegnet_bin/

aktuell auf taz.de

kommentare