vonHelmut Höge 18.03.2011

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Die „Tokio-Panik“ ist möglicherweise ebenso anstreckend wie der „Kairo-Virus“:

Vorweg:

„The Russians have an understanding of Rhizom-War,“ meinte Alexander Brener in der Prenzlauer Berg Kneipe des Anarcho-Ehepaars Papenfuß/Fellien: „Rumbalotte“ (Abkürzung von „Ruhm und Ehre der baltischen Rotbannerflotte“). Der botanische Begriff „Rhizom“ wurde von den Philosophen Gilles Deleuze und Felix Guattari aufgegriffen – als Modell für ein gleichsam unterirdisch-verknüpftes Beziehungsgeflecht Widerständiger. Der Philosoph Alexander Brener kommt aus Russland, wo er laut der Kunstkritik „zum Kulminationspunkt des Moskauer Aktionismus“ heranreifte – mit nicht selten gewalttätig endenden Performances. Als er seinen Aktionsradius nach Westen hin ausdehnte, tat er sich mit der Wiener Slawistin Barbara Schurz zusammen. Ihre gemeinsamen „Abenteuer“, etwa auf einer Lesung von Toni Negri in einer italienischen Millionärsvilla, in einer Irrenanstalt im Kongo und in der Trotzki-Villa in Mexiko, wo sie auf ein Nachkommen der einst von Trotzki gezüchteten Riesenkaninchen stießen, veröffentlichten sie als Berichte in der Zeitschrift „Gegner“ des Basisdruck Verlags. Ihre Bücher – u.a. „Was tun?“ und „The Art of Destruction“ – gab der Wiener Verlag Selene heraus. Seitdem es diesen nicht mehr gibt, publizieren sie ihre Bücher im Selbstverlag. Es sind z.T. Reiseberichte. Das letzte hieß: „Die Befreiung Istanbuls“. Ich zählte darin 32 Verbrechen und ebensoviele Obszönitäten. Es enthält daneben aber auch ein Lob auf das Unglücklich-Sein sowie die Tiqqun-„Theorie vom Bloom“. Ihr nächster Bericht – aus und über Italien – wurde soeben gedruckt und heißt „Römische Offenbarungen“.

Bevor die beiden sich jüngst wieder in Berlin niederließen, hatten sie eine Diskussion mit der Gruppe „Tiqqun“ in Paris, die sie überzeugte, den Kulturbetriebskontext, alles Spektakelige,  hinter sich zu lassen. Es ging und geht ihnen ums „Werden“, das haben sie mit „Tiqqun“ gemeinsam – und beide berufen sich dabei auf den Philosophen Gilles Deleuze. Wie dieser in dem Artefilm „Abécédaire“ ausführte, ist die Revolution keine Geschichte, sondern ein „Werden – was die Historiker nie begreifen“. Und das sie – die Revolution – noch jedesmal übel endete, „das weiß man doch! Schon die englischen Romantiker redeten über Cromwell genauso wie die heutigen Ex-Linken über Stalin. Das hält aber zum Glück doch niemanden davon ab…“ An anderer Stelle sagt er über das Werden: „Es kommt durch Bündnisse zustande. Das Werden ist eine Vermehrung, die durch Ansteckung geschieht. Es handelt sich dabei immer um ein Plural – also um Kollektive, Schwärme, Meuten, Banden…“

Die Gruppe Tiqqun sorgte jüngst für einigen Medienrummel – mit ihrem Manifest „Der kommende Aufstand“. Im Internet findet man unterdes noch einige weitaus bessere Lageberichte, Pamphlete, Manifeste von ihnen – zuletzt die „Einführung in den Bürgerkrieg“. Daneben hat der Merve-Verlag ihre „Bausteine einer Theorie des Jungen-Mädchen“ veröffentlicht und der Verlag „diaphanes“ u.a. „Kybernetik und Revolte“. Nicht wenige deutsche Kritiker tun diese „Undergroundphilosophie aus Frankreich“ als dunkel-postmodernen Theorie-Remix ab oder unterstellen ihr gleich, wie die taz, sich aus trübsten Naziquellen zu speisen. Da ist sich die Kritik in Ost und West schon lange einig: Spätestens seit Michel Foucaults Arbeiten gelten ihr die meisten linken Theorien aus Paris als unnötig verkomplizierte Irrlehren.

Die Gruppe Tiqqun knüpft bei den „Situationisten“ an, die einst schon die im „Mai 68“ kulminierende Neue Linke beflügelt hatte. Den italienischen Philosophen Georgio Agamben kann man als ihren Lehrer bezeichnen, während Tonio Negris Schriften von ihnen als üblen „Negrismus“ abgetan werden. Praktisch nomadisieren sie zwischen „Landkommunen“ und „Schwarzem Block“. Die Polizei verdächtigte sie deswegen eines Bombenattentats. Die FAZ schrieb: „In Frankreich wurde eine terroristische Zelle ausgehoben. Das von einem Philosophen angeführte Kollektiv prophezeite eine Epoche der Unordnung, brachte Züge zum Stehen und manipulierte Hochspannungsleitungen – und entfacht eine Diskussion über die Grenzen politischer Gewalt.“

Es geht dabei jedoch im Gegenteil – um die Grenzen polizeilicher Gewalt, denn deren „Beweise“ erwiesen sich als wenig stichhaltig. Im Gegensatz zu denen der Gruppe Tiqqun, die fortlaufend die alten Bedrückungen des Proletariats mit ihrer „negativen Anthropologie“ phänomenologisch in ein Leiden am Hier und Jetzt übersetzt. „Die Unterwerfung unter die Arbeit, die eingeschränkt war, da der Arbeiter noch nicht mit seiner Arbeit identisch war, wird gegenwärtig durch die Integration der subjektiven und existentiellen Gleichschaltung, d.h. im Grunde durch den Konsum, ersetzt,“ heißt es z.B. in der „Theorie des Jungen-Mädchen“. Bei dieser Figur handelt es sich um das Resultat einer  Kapitalisierung der Begehren beiderlei Geschlechts – die auf die Selbstverwertung hinausläuft. Wenn es dazu heißt: „Das Junge-Mädchen ist der Endzweck der spektakulären Ökonomie,“ dann klingt da die  „Gesellschaft des Spektakels“, wie die Situationisten sie nannten, an. Es wird in ihren Schriften ansonsten Vieles neu gedacht. In der „Einführung zum Bürgerkrieg“ schreibt Tiqqun in einer Fußnote: „Ich spreche vom Bürgerkrieg, um ihn auf mich zu nehmen, um ihn in Richtung seiner erhabensten Erscheinungsweisen auf mich zu nehmen. Das heisst: meinem Geschmack entsprechend. Und Kommunismus nenne ich die reale Bewegung, die überall und jederzeit den Bürgerkrieg zu zunehmend elaborierter Beschaffenheit vorantreibt.“ An anderer Stelle ist die Rede von „einer gewissen Ethik des Bürgerkriegs“.

Der Wissenshistoriker Michel Foucault fragte sich bereits: „Was gibt es überhaupt in der Geschichte, was nicht Ruf nach oder Angst vor der Revolution wäre?“

Statt „nach zu rufen“ bemühen  sich Tiqqun, und ebenso Brener/Schurz, gegen die Reduzierung der „formes de vie“ (Lebens- bzw. Existenzweisen), neue zu bestimmen – und das negativ, wenn es z.B. in der „Einführung zum Bürgerkrieg“ heißt: „In der ziemlich reichhaltigen Sammlung von Mitteln, welche der Westen bereit hält, um sie gegen jegliche Form von Gemeinschaft anzuwenden, findet sich eines, das ungefähr seit dem 12. Jahrhundert eine gleichermassen vorherrschende als auch über jeden Verdacht erhabene Stellung einnimmt: ich meine das Konzept der Liebe. Man muß ihm, über die falsche Alternative, die es jetzt allem aufzwingt  („liebst du micht oder liebst du mich nicht?“), eine Art ziemlich furchterregender Effizienz bezüglich dem Vernebeln, Unterdrücken und Aufreiben der hochgradig differenzierten Palette der Affekte und der himmelschreienden Intensitätsgrade, die beim Kontakt zwischen Körpern entstehen können, zugestehen. So half dieses Konzept mit, die gesamte extreme Möglichkeit der differenzierten Ausbildung der Spiele zwischen den formes-de-vie einzuschränken.“  An anderer Stelle heißt es: „Es genügt, sich in Erinnerung zu rufen, wie im Laufe des Prozesses der ‚Zivilisation‘ die Kriminalisierung von allen Leidenschaften mit der Heiligsprechung der Liebe als einzige und einzigartige Leidenschaft, als der Leidenschaft par excellence einherging. Selbstverständlich gilt dies nur für das Wort und nicht für dasjenige, was sie unabsichtlich trotzdem hat stattfinden lassen…“

Ende Januar fand in Kreuzberg eine Veranstaltung der Gruppe „Freunde der klassenlosen Gesellschaft/Redaktion ‚Kosmoprolet'“ statt, auf der es um eine Kritik an diesem und anderen  Tiqqun-Texten ging: „Anstatt sich mit den Schranken der gegenwärtigen Kämpfe zu konfrontieren, flüchten sich die Autorinnen in die Pose von Verschwörern. Weil letztlich nebulös bleibt, wie das gesellschaftliche Elend produziert wird, bleibt auch die Möglichkeit seiner Abschaffung im Dunkeln,“ hieß es dazu vorab. Im vollbesetzten Saal wurden dann jedoch eher die Tiqqun-Kritiker selbst kritisiert – als zu traditionell links argumentierend. „Die Tiqqun-Manifeste treffen genau den Nerv der Zeit,“ fanden die meisten. Aber  immerhin sorgten die „Freunde der klassenlosen Gesellschaft“ mit ihrer Kritikvorlage für eine  interessante Diskussion. Von den Autonomen wurde sie bereits vor einem Jahr geführt – „als Tiqqun noch kein Hype war,“ wie eine Genossin etwas bitter meinte. Inzwischen fand schon die fünfte Veranstaltung über ihren Text „Der Kommende Aufstand“ in Berlin statt – während der selbe in Kairo beinahe ein „Gehender“ geworden wäre. Auch Brener/Schurz haben diesem sich täglich  ausweitenden „Arabischen Aufstand“ noch nicht praktisch zur Kenntnis, im Gegenteil: Anläßlich der Vorstellung der neuen Ausgabe der Papenfuß-Zeitschrift „Konnektör“ Mitte Februar traten sie mit einer Schamlos-Performance in der Kneipe „Rumbalotte“ auf und demnächst wollen sie dort eine noch obszönere als „Hommage an JJ Allen“ aufführen. Inzwischen mehren sich jedoch hier – immerhin – auch solche Veranstaltungen, die sich mit dem „arabischen Aufständen“ befassen.

Als ich die beiden Aktionskünstler gestern in der „Rumbalotte“ erneut traf, war ich deprimiert, weil in diesen Aufständen  jetzt die Konterrevolution wieder an Boden gewinnt und wegen des japanischen Atomunfalls die Informationen aus Arabien immer spärlicher fließen, wobei mich die Katastrophenmeldungen aus Japan weitaus weniger interessierten als die Revolutionsmeldungen aus Arabien.

Es standen für mich in dieser Entgegensetzung auf Nachrichtenbasis zwei Weltkonzepte nicht nur aufmerksamkeitsökonomisch gegeneinander: Das hochindustriell wohlstandsabgefederte japanische Senioritäts-Kollektiv und die um ihre individuelle Freiheit kämpfende arabische Jugend.

Und ich fühlte mich unmoralisch, wenn ich nach Neuigkeiten vom japanischen GAU gierte. Eine Kollegin empfand Ähnliches: „Als ich vorgestern beim Putzen zuhause Phoenix nur hörte, hatte die Sprache der Berichterstattung die größte Ahnlichkeit mit Nachrichten über ein großes sportliches Ereignis,“ erzählte sie mir. Vor allen Dingen sind die ausländischen Journalisten vor Ort – in Tokio“- von der Disziplin und Ruhe der Japaner beeindruckt, die ihr Heim nicht verlassen und über Radio, Fernsehen, Internet und Telefon die Nachrichten verfolgen bzw. den Anweisungen der Regierung folgen.

„Die Hysterie steht am Anfang jeder Wissenschaft,““ meinte Jacques Lacan. So war es auch bei der Anti-AKW-Bewegung, die sich dann anderen Dingen zuwandte und nun quasi wiederauferstanden ist.In fast jeder deutschen Klein- und Großstadt kam es in den vergangenen Tagen zu Anti-AKW-Demonstrationen, in Tokio  gab es gestern die erste – mit etwa 3000 Teilnehmern. Laut der Nachrichtenagentur Reuters und des Stern waren es „einige hundert“ und laut des taz-Japanologen Felix richtete sich ihre Demonstration vor allem gegen die Informationspolitik der derzeitigen Regierung. Angeprangert wurde dabei die Gleichschaltung und Manipulation durch die Medien und die Berichterstattung unter dem Vorwand, die öffentliche Sicherheit zu wahren. Diese Form der Politik führe in den sicheren Tod. Eine Vereinigung mit den Arbeitern zu einer großen Bewegung sei notwendig.

In Deutschland schwenkten angesichts der Katastrophe in Japan sogar die  AKW-Befürworter unter den Politikern plötzlich ins gegnerische Lager über. „“Wer jetzt ‚Panikmache‘ ruft, ist vielleicht bloß nicht genug informiert“ schrieb die taz in ihrem Leitkommentar, währen ihr Korrespondent Georg Blume von einem Gespräch mit einem jungen Pärchen in einem Tokioter Café zu berichten wußte: „Sie machen sich nicht allzu viele Sorgen, aber vor einem fürchten sie sich ganz bestimmt nicht: vor einer öffentlichen Panik. ‚Das gibt es bei uns nicht. Wenn einer panisch reagiert, wird er von den anderen zur Ruhe gebracht,‘ ist sich das Paar siche“

Auch mich beeindruckte diese ruhige Haltung der Japaner, die ich auf ihre alte Kultur und ihren Insel-Kollektivismus zurückführte, zudem hat das Wort „Panik“ für mich ebenfalls einen negativen Klang. Nicht so für Brener/Schurz: Sie sehen – mit Agamben und Tiqqun – die Panik als die vielleicht letzte Möglichkeit, aus der „Normalisierung“ (Michel Foucault) auszubrechen. Ich erinnerte mich an das schöne Büchlein des Sony Konzernchef Morita und des japanischen Nationalisten  Ishihara: „Japan sagt Nein!“ – da ging es darum, dass die Amis mehr von ihrem  Warendreck in Japan verklappen wollten, die taz schrieb dazu 1990 verständnislos: In dem Buch  beschwören die beiden Autoren „die Überlegenheit Japans gegenüber dem Rest der Welt“. Angesichts der japanischen Atomkatastrophe kommt es nun aber darauf an, dass die Japaner Nein sagen – zu ihrer „Japan AG“! Oder anders gesagt, dass sie Ja, panisch Werden!

„In einer Paniksituation lösen sich Gemeinschaften vom Gesellschaftskörper, der als eine Gesamtheit konzipiert ist, und wollen ihm entwischen,“ schreibt die Gruppe Tiqqun in ihrem Büchlein „Kybernetik und Revolte“. Die Panik enthüllt neben einer unerhörten und unkontrollierten Verausgabung auch den „Bürgerkrieg“ in seiner ganzen Nacktheit: Er ist „ein Zerfall der Masse in der Masse“. Dazu zitiert die Gruppe Peter Sloterdijk: „Lebendige Kulturen sind nur durch Nähe zu panischen Erfahrungen möglich.“

Was bei der Panik „die Deiche bricht“ und sich in eine potentielle positive Ladung, „eine konfuse Intuition (in der Kon-Fusion)“ umwandelt, ist, dass jeder hier so etwas wie das lebendige Fundament seiner eigenen Krise ist, anstatt sie wie ein äußeres Schicksal hinzunehmen. „Die Suche nach aktiver Panik – ‚die panische Erfahrung der Welt‘ –  ist somit eine Technik, um das Risiko des Desintegration einzugehen, das jeder als Risiko-Dividuum für die Gesellschaft darstellt.“

In der taz vom 18.3. beschreibt die Schriftstellerin Akira Kuiroda aus Tokio, wie sie mit sich ringt: Was soll sie machen – wohin gehen, was tun?

„Mein Mobiltelefon empfing rastlos und tonnenweise sogenannte Wahrheiten, Drohungen und Propaganda, verrückte Massen von Worst-Case-Szenarien. Von all diesen Mails oder Tweets und dem Gespräch mit meinen Eltern wurde mir schwindlig, mir wurde schlecht, richtig körperlich schlecht. Ich dachte, ich müsste mich übergeben.“ Ihre deutsche Redakteurin hat ihren Text mit  „Ich entscheide mich zu leben“ überschrieben. Die Autorin beendete ihren Artikel mit dem Satz:  „Ich muss Ihnen nochmals danken, denn Ihnen zu schreiben hilft mir, in diesen außergewöhnlich gewöhnlichen Tagen mein Gleichgewicht und meinen Verstand zu bewahren. Danke!“

Mittendrin in ihren schriftlichen Grübeleien schrieb sie: „Es gibt einen schmalen Grat zwischen Optimismus und Realitätsverleugnung. Optimist zu sein, heißt, glaube ich, immer ruhig zu bleiben und abgeklärt urteilen zu können. Man kann sich so leicht etwas vormachen, indem man nicht nachdenkt oder die Situation ignoriert, und dann wird man Nihilist oder Romantiker. Aber Optimisten, so wie ich sie definiere, müssen an sich glauben, sich selbst lieben und vertrauen und ihre Verantwortung für sich selbst begreifen. Die Frage sollte lauten: Mit welcher Entscheidung bin ich am meisten zufrieden? Es gibt kein Richtig oder Falsch, keine ‚korrekte‘  Antwort im Leben wie in einem Fernsehquiz. Aber es gibt eine Antwort, deine eigene Antwort.“

Die Suche danach – das ist schon der Anfang einer panischen Flucht, bei der es darum geht, sein Leben selbst zu bestimmen, zu leben, d.h. sich aus der Umklammerung des Systems mit seinen unablässig zur Ruhe und Ordnungen mahnenden Medien zu lösen.

Die Gruppe Tiqqun schreibt: „In den letzten Tagen des Nihilismus geht es darum, die Furcht ebenso extravagant erscheinen zu lassen wie die Hoffnung.“

Aber nur die in Panik übergehende Furcht kann dem heutigen kybernetischen System und seiner Totalitätsanspruch entkommen. Es wird von ihm als Rauschen wahrgenommen. Das „Rauschen“ ist ein Verhalten, das der Kontrolle entgeht und gegenüber dem System gleichgültig bleibt und das folglich nicht mit einer binären Maschine behandelt werden und auf eine 0 oder 1 reduziert werden kann. „Dieses Rauschen, das sind die Fluchtlinien, die Irrwege der Begierden, die noch nicht in den Kreislauf der Valorisierung eingegangen sind, also das Nicht-Eingeschriebene,“ schreibt Tiqqun. An anderer Stelle heißt es weiter: „Jede Revolte im und gegen das Empire läßt sich nur ausgehend von einer Verstärkung dieses ‚Rauschens‘ konzipieren, das in der Lage ist, das zu erzeugen, was Ilya Prigogine und Isabelle Stengers – die eine Analogie zwischen physischer und gesellschaftlicher Welt herstellen – ‚Verzweigungspunkte‘ genannt haben, also kritische Schwellen, von denen aus ein neuer Zustand des Systems möglich wird.“

Was den religionsgläubigen Ägyptern das Motiv für ihre Revolution gab – das bankrotte System „Mubarak“,  ist für die technikgläubigen Japanern das AKW in seiner havarierenden Form. Aber noch ist es nicht so weit, noch hockt die Mehrzahl der 23 Millionen Tokioter vor den Nachrichtenspendern ihrer  Regimezentralen. Erst wenn nennenswerte Teile der Bevölkerung in Panik ausbrechen wird das diese „Kybernetiker“ in Panik versetzen, denn das ist für sie das „absolute Risiko“.

Noch zwei Tage vor der ersten Anti-AKW-Demo in Tokio, bei der es übrigens folgende Parole auf einem Transparent gab: „Gerade jetzt! Die amtierende Regierung stürzen! Lasst uns wie Ägypten die Gesellschaft verändern!“, schrieb die Frankfurter Rundschau:

„Der drohende GAU im japanischen Kernkraftwerk Fukushima treibt in Deutschland tausende Atomkraftgegner auf die Straße. Und in Japan? In Tokios Regierungsviertel Chiyoda herrscht am Dienstagmorgen gespenstische Ruhe. Polizisten bewachen die leeren Straßen zwischen Parlament, Ministerien und der Residenz vom Premierminister Naoto Kan. Kein einziger japanischer Atomkraftgegner, der hier ein Transparent enthüllen würde. Auch an anderen öffentlichen Plätzen sucht man vergeblich nach Zeichen des öffentlichen Protests gegen eine Energiepolitik, die Japan nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki erneut zum Opfer einer nuklearen Katastrophe machen könnte. Selbst in Landesteilen, die vom Erdbeben unbehelligt geblieben sind und in denen die Menschen nicht aus Angst vor einer radioaktiven Wolke aus Fukushima den Gang auf die Straße meiden, ist von „Atomkraft, nein danke!“ nichts zu hören. Das japanische Volk sitzt einfach vor dem Fernseher und schweigt.“

Derzeit sind es erst einmal die japanischen Journalisten die bei den stündlich stattfindenden Pressekonferenzen der Regierung und der Krafwerksbetreiber so etwas wie quasi unjapanische Panik, mindestens Ungeduld und Wut, durchblicken lassen. Dazu schreibt die taz am 18.3.:

„Mehrmals täglich treten blässliche Männer in blauen Arbeitsjacken in der Firmenzentrale des Energieversorgers Tokyo Electric Power (Tepco) im Tokioter Bezirk Chiyoda vor einen Wald von Mikrofonen. Auch Regierungssprecher Yukio Edano ist in seiner Ingenieurskluft fast rund um die Uhr vor einer Batterie von TV-Kameras präsent. Der Blaumann soll Zuverlässigkeit und Fachwissen ausstrahlen. Doch der große Aufwand ist zumeist umgekehrt proportional zum Gesagten. Im In- und Ausland wachsen Ärger und Frustration über die mangelhaften und widersprüchlichen Aussagen und Erklärungen zu den Atomunfällen.

Die Tageszeitung Asahi warf der Regierung Versagen darin vor, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Man könne nicht die Evakuierungszone verdoppeln und von einer Vorsichtsmaßnahme sprechen, ohne die Folgen einer zuvor erfolgten Explosion zu erklären, kritisierte das Blatt. Das Verteidigungsministerium warf Tepco und der Atombehörde sogar Falschinformation vor, nachdem mehrere Soldaten bei einem Einsatz im Kraftwerk verstrahlt wurden. ‚Wir haben ihnen geglaubt, als sie gesagt haben, dass es sicher ist‘, klagte ein Beamter. Bei den Tepco-Pressekonferenzen gibt es ebenfalls fast nur vage Auskünfte. Ein Sprecher konnte den ganzen Donnerstag über nicht erklären, wie weit die Arbeiten an einer neuen Stromleitung zum Kraftwerk fortgeschritten seien. Essenzielle Informationen werden der Öffentlichkeit vorenthalten, zum Beispiel aktuelle Kühlwasserpegel in Reaktoren und Abklingbecken oder der Zustand der Brennelemente. ‚Dazu habe ich keine Informationen, ich werde nachfragen‘, gehört zu den Standardantworten von Tepco-Sprechern. Ständig werden Auskünfte zurückgenommen oder relativiert. ‚Ihr Tepco-Leute sagt jedes Mal etwas anderes‘, beschwerte sich ein japanischer Journalist wutentbrannt. ‚Wir wollen wissen, was los ist!‘ Als ein Sprecher neue Erklärungen für Probleme im Kraftwerk lieferte, schnauzte ein Reporter zurück: ‚Wenn Sie denken, dass wir nichts von Nukleartechnik verstehen, dann sind Sie auf dem Holzweg!'“

In Summa: In Japan triumphiert noch die Konterrevolution, in Arabien ist sie laut FAZ kurz davor. In beiden Fällen geht es jedoch darum, herauszufinden, was die Leute dagegen tun – und nicht, wie der Reaktor auf die Löschmaßnahmen reagiert oder die arabischen Herrscher auf die Drohungen aus dem Westen. Die Gruppe Tiqqun schreibt über die taz- und Grünen-Berichterstattung:

„Das aktuelle Alternativbewußtsein zeichnet sich durch etwas aus, was man als pragmatisches Verhältnis zur Katastrophe bezeichnen könnte.“

Das ist noch höflich ausgedrückt. Man könnte auch sagen: Die taz-Redakteure glauben im Gegensatz zu den anderen taz-Mitarbeitern in ihrer Mehrheit nicht mehr an die Revolution – und dass man die heutige warenproduzierende Gesellschaft hinwegfegen kann und muß. Dabei ist im Vergleich zu dem was jetzt in Arabien passiert die leninistische russische Revolution ein Scheißdreck gewesen. Das wußte übrigens schon Lenin selbst – viel wichtiger wäre ein Sieg der deutschen Revolution gewesen, meinte er. In Arabien geht es jetzt um den Anfang einer ersten globalen Revolution, die mehr oder weniger explizit antileninistisch ist.

Der taz-Kairokorrespondent Karim El-Gawhary gab vorgestern dem Wiener Falter ein Interview, in dem er sich u.a. über die taz beklagte:

Die Auslandsberichterstattung hat sich stark verändert. Früher begleitete sie einen Prozess. Man hat regelmäßig über ein Land geschrieben, das hat sich sehr gewandelt: Jetzt gehen wir Journalisten immer dorthin, wo es gerade brennt. Wir sind Feuerwehrleute geworden. Die kontinuierliche Berichterstattung ging verloren. Deswegen scheint es oft so, als würden Konflikte vom Himmel fallen. Zum Beispiel der Libanon-Krieg 2006. Wenn ich zwei Wochen vorher eine Hisbollah-Geschichte vorgeschlagen hätte, hätte man mich angegähnt. Dann bricht der Krieg aus, und man hört morgens, mittags und abends vom Libanon. Wir Journalisten laufen den großen Events hinterher, aber es werden keine Prozesse mehr abgebildet.

Es geht um den Revolutionsprozeß – und nicht um irgendwelche Strahlenwerte und technische Einzelheiten der Events. Arschlöcher!

Vor einigen Tagen fand im Haus der Kulturen der Welt eine Diskussionsveranstaltung „Über Lebenskunst“ statt. Vor allem bezog man sich dort auf Canettis Buch „Masse und Macht“, weil der Autor darin das Wort „Überleben“, das uns inzwischen lieb geworden ist, vehement ablehnt: Das Überleben findet nach ihm stets auf Kosten anderer statt, über die ich notfalls rübertrampel. So wie z.B. auf der „Loveparade“ in Duisburg: Eine völlig von oben – durch Veranstalter, Politiker und vor allem Polizei – organisierte und kanalisierte Schweineveranstaltung, auf der etliche Teilnehmer nur dadurch überlebten, indem sie andere zerquetschten. Ganz anders – unschuldiger – wäre es mit dem Wort „Selbsterhaltung“ – als Alternative zum „Überleben“, das nur mit einer großen Schuld möglich sei.

Die BBC interviewte gestern ein japanisches Ehepaar, das den von der Regierung und dem AKW-Konzern gefütterten Medien nichts mehr glaubt, es satt hat, immerzu die Nachrichten zu verfolgen – und abhauen will. Die Flugpreise haben sich unterdessen bereits verdoppelt.

Guillaume Paoli, Philosoph am Leipziger Stadttheater, schrieb auf dessen Internetseite – über Libyen:

GESAMTKUNSTWERK GADDAFI

PROLOG – Im Jahr 1986 besetzten Punks die libysche Botschaft in London. Das prächtige Haus am Hyde Park stand seit zwei Jahren leer, nachdem von dort aus eine englische Polizistin erschossen worden war und die diplomatischen Beziehungen abgebrochen wurden. Die schlauen Besetzer nutzten den Umstand, dass die Immobilie weiterhin einen exterritorialen Status besaß und folglich von der britischen Polizei ohne offizielle Genehmigung Libyens nicht betreten werden durfte. Als die Besetzer dann in Tripolis anriefen, wurden sie herzlich beglückwünscht, man freute sich ja, dem Vereinigten Königreich ein weiteres Ärgernis zu bereiten. So durfte monatelang ein skurriles Happening stattfinden, in einem gemischten Ambiente aus Londoner Subkultur und arabisch-revolutionärem Kitsch. Dort, zwischen zwei heißen Partys, wurde ich auf Gaddafis „grüne Buch“, das kistenweise herum lag, aufmerksam.

THEATRALITÄT- Fast in jedem Bericht über Gaddafi werden Metaphern aus dem Theater bemüht. Das hängt primär mit seiner äußeren Erscheinungsform zusammen: mit den (möglicherweise selbstironischen) operettenhaften Uniformen und sonstigen Kleidungsstücken, die aus dem Requisitenfundus hergeholt scheinen, auch mit seinen unberechenbaren Auftritten, seiner sexy Leibgarde, die wie ein Frauenchor regelmäßig seine Monologe mit Losungen unterbricht. Offensichtlich hat Gaddafi Spaß an die Selbstinszenierung. Laut WikiLeaks beschreibt ihn der ehemalige US-Botschafter als “sprunghafte und exzentrische Figur, die unter schwerwiegenden Zwängen leidet, den Flamenco-Tanz sowie Pferderennen liebt, sich von Marotten leiten lässt und Freunde wie Feinde gleichermaßen aus der Fassung zu bringen pflegt.” Doch ist er nicht nur ein launiger Komödiant, sondern auch eine dramatische Gestalt irgendwo zwischen König Ubu und Macbeth (was nicht als verklärendes Lob verstanden werden sollte, schließlich sind die meisten Tragödienhelden keine erbauliche Figuren). Im übrigen hat auch das Theater spätestens seit „Gaddafi rockt“ von Oliver Czeslik das Potential des Charakters entdeckt. Aber das Verhältnis zwischen Gaddafi und dem Drama geht noch tiefer. Weit davon entfernt, ein rückständiger Exot zu sein, hat der Mann aus Tripolis die Theatralisierung der Politik auf die Spitze getrieben, was wiederum die alte Frage der Politisierung des Theaters in ein neues Licht stellt.

WERKTREUES DEBÜT – Muammar al Gaddafi ist so alt wie Mick Jagger, beide haben ihre Karriere als revolutionäre Ikone angefangen und sie als unausstehliche Altdiva ewig andauern lassen. Auf ihre alten Tage wurde gar eine gewisse physische Ähnlichkeit auffällig, noch dadurch verstärkt, dass sie dieselben Sonnenbrillen tragen. Überdies heißt ein Spätwerk des Libyers „Escape to hell“, möglicherweise eine Reminiszenz aus „Sympathy for the devil“. Doch als Gaddafi sein viel beachtetes Debüt machte, hatte Jaggers Band bereits das Beste von sich gegeben – gerade war Brian Jones im Swimmingpool ertrunken. Übernacht wurde der damals gut aussehende 27jährige Beduine weltberühmt, als er die Rolle seines Jugendhelds Gamaal Abdel Nasser blendend nachspielte. Ein gelungenes Remake: Wie sein Vorbild setzt er sich an die Spitze eines „Bund der freien Offiziere“, schasst den alten König und erklärt die Ankunft der sozialistischen Revolution. Die Aufnahmen von damals zeigen, wie der massiv umjubelte Putschist seine Restschüchternheit hinter einem ständigen Lachen verbirgt. Ehe er im darauf folgenden Jahr starb, erklärte Nasser, sein junger Nacheiferer würde die Vision verwirklichen, an der er selbst gescheitert war: Die Vereinigung der gesamten arabischen Nation über alle bestehende Landesgrenzen. Dieses ehrgeizige Ziel nahm sich Gaddafi zu Herzen. Als er später selbst daran scheiterte, versuchte er ebenfalls vergeblich die „Vereinigten Staaten von Afrika“ auszurufen. Übrigens geben sogar seine erbittertsten Gegner zu, dass die Anfänge seiner Ära für Libyen trotz Unterdrückung der politischen Opposition eine Zeit des Aufschwungs war, es fand eine tatsächliche Umverteilung statt, für die libyschen Verhältnisse war die Stellung der Frauen fortschrittlich. Doch war die Aufgabe, seinem Vorbild treu zu sein, eine Herausforderung. Da Nasser seine Rolle selbst entwickelt hatte, wäre dessen bloße Imitation ein Verrat gewesen. Der Libyer musste seinen eigenen Charakter kreieren, dafür einen Schritt weiter in die Extreme gehen. Diese Triebfeder mag seinen exotischen Auftritt auf der Weltbühne erklären.

DER EINZIGE STAATSMANN DER WELT, DER OFFENSICHTLICH VERRÜCKT IST – So lautet jetzt das einstimmige Urteil der Weltöffentlichkeit über Gaddafi, wobei der Akzent auf „offensichtlich“ gesetzt werden sollte. Über den geistigen Zustand der politischen Eliten weltweit und ungeachtet des Regierungssystems wären einige Fragen berechtigt. Wie viel Größenwahn steckt in der „Durchsetzungsfähigkeit“, die nötig ist, um an die Spitze eines Landes zu gelangen? Wie viel Rücksichtslosigkeit, um die Konkurrenz zu beseitigen? Wie viel Selbstverleugnung, um die „bedauernswerte Kluft zwischen Ideal und Realpolitik“ auszuhalten? Wie viel Verachtung, um täglich tausende Hände mit einem Lächeln zu schütteln? Wie viel Realitätsferne, um die konkreten Sorgen der Menschen systematisch zu ignorieren? Ein Psychogramm des homo politicus würde wenig ruhmreiche Charaktereigenschaften zu Tage bringen. Vielleicht besteht der Vorteil westlicher Demokratien einzig darin, dass sie ihren Regierenden nicht die Zeit lassen, die entwickelten Stadien ihres Wahns zu manifestieren. Was Diktatoren betrifft: Es ist anzumerken, dass weder Ben Ali noch Mubarak für wahnsinnig gehalten werden. Da weiss man wohl, weshalb sie an der Macht festhielten: Take the money and run. Sobald die regelrechte Plünderung des Landes nicht mehr möglich war, traten sie zurück, um ihren Reichtum in Ruhe zu genießen. Diese Motivation ist für westliche Politiker durchaus verständlich, die ihre Amtsperiode als Vorstufe der Bereicherung managen. Wir leben ja in einer Welt, die Gier als Kern der Rationalität erklärt. Wenn Geld das Tatmotiv ist, ist ein Mord noch nicht vergeben, doch immerhin nachvollziehbar. Wahnsinn wird dann diagnostiziert, wenn kein Geldinteresse feststellbar ist. Obwohl er genug Vermögen ergattert hatte, ist Gaddafi nicht diskret abgehauen, sondern scheint bereit, seine Rolle bis zum Tode spielen zu wollen. Das ist doch das Verrückte in den Augen aller Nihilisten, die sich nicht vorstellen können, für etwas anderes als das eigene Bankkonto kämpfen zu können. Gerade interessant an Gaddafi ist, dass er ein überflüssiges Drama entwickelte. Für die normale Usurpation hätte er es nicht nötig gehabt.

DER GRÜNE STOFF – Sehen wir kurz von dem Kontext ab, um nur den Text zu betrachten. Mit minimalen Veränderungen hätte „Das grüne Buch“ heute noch seinen Platz in jeder linken oder (deutsch)grünen Buchhandlung. Es enthält alle Elemente, um radikale Staatskritiker und Anhänger des “dritten Wegs“ zu begeistern. Der Gedankenrahmen schwebt zwischen zwei vertrauten Polen: der Rousseau’schen Beschwörung eines „Naturzustands“, als es noch keine Ausbeutung und kein Eigentum gab (hier das nomadische Leben in der Wüste), und zugleich der Vervollkommnung der modernen Zivilisation, welche eine Beseitigung „überholter“ Gesellschaftsstrukturen voraussetzt. Die Vorstellung ist universalistisch, sie gibt keiner Nation, Klasse oder Kultur den Vorrang. Die Gleichberechtigung der Frauen und Minderheiten wird hervorgehoben. Die politische Auffassung erinnert an die der Rätekommunisten von 1918: Abschaffung der Parteien und Parlamente, Einführung der direkten Demokratie auf allen Ebenen. Die ganze Macht wird von den Volkskomitees ausgeübt, das Gewaltmonopol durch die Volksbewaffnung ersetzt. Ökonomisch wird die „Lohnsklaverei“ zugunsten der freien Assoziation freier Produzenten abgeschafft.
Hier wird nicht wie bei Lenin oder Mao die (vorübergehende) Notwendigkeit des omnipotenten Staates behauptet, sondern dessen absolute Abwesenheit. Es ist die alte anarcho-kommunistische Utopie wie sie in allen revolutionären Bewegungen des 20. Jahrhunderts mit Gewalt unterdrückt wurde. Ob diese machbar und gar wünschenswert ist, steht auf einem anderen Blatt, immerhin findet sich in ihr keine Rechtfertigung von Terror und Diktatur. Alles Frieden, Freude und Basisdemokratie. Das ist schon für ein Staatsprogramm sonderbar, sonderbarer noch die Behauptung, die Utopie sei bereits Realität.

IM JAHR DES PUNK 1977 inszeniert Gaddafi die Ankunft der Jamahiriya (Anarchy in Lybia). „Das Grüne Buch“ wird sofort umgesetzt, die Macht an das Libysche Volk komplett übergeben. Gaddafi selbst verzichtet auf sämtliche politische Funktionen, um nur noch als „Symbol“ bzw. „Revolutionsführer“ zu fungieren (daher sagt er jetzt, er könne nicht zurücktreten, nominell habe er ja keine Macht). Wo ein gewöhnlicher Diktator sich zum Marschall oder Kaiser aufbläst, rühmt sich der Oberst der Selbstauflösung ins Volke. Von nun an setzt ein wahrer schizophrener Zustand im Land ein. Selbstverständlich fand keine Revolution statt, sondern ein (wenn auch weitgehend unblutiger) Militärputsch. Intakt bleibt der Staatsapparat inklusive Gefängnisse, Polizei, Armee, sowie die zentrale Verwaltung der Ressourcen. Es ist der Antistaatsstaat. Eine solche Dissoziation der Ideologie und der Wirklichkeit kann nur durch eine permanente Inszenierung fortbestehen. Das war im Faschismus nicht anders. Walter Benjamin erklärte den Erfolg Hitlers mit der „Ästhetisierung der Politik“ die ihm erlaubte, die Gewalt über die Massen zu behalten. Doch gibt es einen wesentlichen Unterschied. In Libyen wurden die Massen nicht durch die Zurschaustellung des Staates, sondern durch seine organisierte Unsichtbarkeit glorifiziert.

STAATSSITUATIONISMUS – „Das grüne Buch“ zeichnet sich von  antiquierten Machtergreifungsfibeln dadurch aus, dass es sich nicht nur auf Politik und Wirtschaft konzentriert. Im dritten Teil wird eine fundamentale Kulturkritik erläutert, die durchaus auf der Höhe ihrer Zeit ist, eine Kritik der Trennung zwischen Akteuren und Zuschauern wie sie archetypisch in Theatern herrscht:

„Menschen, die kein heroisches Leben führen können, Menschen, die von der Geschichte nichts wissen und der Zukunft nicht entgegensehen, Menschen, die die eigene Existenz nicht ernst genug nehmen, solche Menschen sitzen in Theater- und Kinosälen, um Ereignisse zu beschauen in der Hoffnung, daraus etwas lernen zu können. Sie sind wie noch unwissende Schulkinder im Klassenzimmer.
Wer ein wirklich selbstbestimmtes Leben führt, der hat kein Bedürfnis, zuzuschauen, wie Schauspieler auf Bühnen oder Leinwänden das Leben vorführen. So wenig hat der Reiter, der den Zügel des eigenen Pferdes hält, das Bedürfnis, auf Pferderennbahntribünen zu sitzen. Hätte jeder Mensch ein Pferd, würde keiner zuschauen und klatschen. Sitzende Zuschauer sind einfach zu hilflos, um selbst aktiv werden zu können. Man geht auch nicht in ein Restaurant, einfach um Essende zu beschauen. Beduinen haben kein Interesse an Theater oder Shows, dafür sind sie zu ernst und arbeitsam. Weil sie das Leben ernst nehmen, verpönen sie die Schauspielerei. Sie sind keine Zuschauer, sie spielen selbst und nehmen an fröhlichen Feste teil, weil sie die natürliche Notwendigkeit solcher spontanen Aktivitäten anerkennen.“

Das erinnert stark an ein Kultbuch der 68er Generation, Guy Debords „Gesellschaft des Spektakels“ in dem behauptet wird: „Alles, was unmittelbar erlebt wurde, hat sich in einer Repräsentation entfernt“ – da spielt Debord auf die Polysemie des Wortes „Repräsentation“, das auf französisch sowohl (politische) Vertretung, als auch (Theater) Vorstellung und (künstlerische) Abbildung bedeutet. Parlamentarische Demokratie, Konsumgesellschaft, entfremdete Arbeit, das sind bloß Phänomene. Grundlegend ist das allgemeine passive Verhältnis, das die Zuschauer von der Macht über das eigene Leben trennt. Diese Kritik der Entfremdung stammt aus den künstlerischen Avantgarden. Demnach geht es nicht nur darum, die Politik demokratischer und die Arbeit gerechter zu gestalten. Das Leben soll zum Kunstwerk und alle Menschen zu Künstlern werden. Es gibt nur ein revolutionäres Ziel: die Selbstabschaffung des Zuschauers. Wie im Theater die „vierte Wand“ müssen alle Trennungen zwischen spezialisierten Bereichen, alle institutionelle Vermittlungen abgerissen werden, um an das unmittelbare Leben kommen zu können.

SELBSTDARSTELLUNG – Darin liegt die Besonderheit des Gaddafi-Spektakels: Inszeniert wird nicht nur (wie in staatssozialistischen Ländern) die Macht des Volkes, sondern die Abschaffung der Inszenierung. Im Grunde beschäftigt sich der „Revolutionsführer“ mit einer Frage, die antikapitalistisch gestimmte Regisseure und Dramaturgen sehr gut kennen: Wie führe ich den Aufstand vor? Oder anders gesagt: Wie schaffe ich das Theater ab mit den Mitteln des Theaters? Für die gute Sache sind kleine Tricks unvermeidlich. Unauffällig werden die tatsächlichen Rahmen (Bühne, Kulissen, Zuschauerraum bzw. Gefängnisse, Kasernen, Fabriken) ausgeblendet. Der Regisseur lässt seine Schauspieler improvisieren, wobei diese Improvisationen unter sorgfältigen Anweisungen geprobt worden sind. Der Chor (die Revolutionskomitees) ist die Stimme der Zuschauer (des Volkes), die nun Zuschauer der eigenen Nichtexistenz sind. Wie in einer berühmten Szene aus Monty Pythons „Life of Brian“ ruft der Revolutionsführer: „Ihr seid alle selbständige Individuen!“ Das Volk: „Wir sind alle selbständige Individuen!“ Ein Einzelner: „Ich nicht“ (er wird von den Anderen zusammengehauen).

Eine konsequente Umsetzung des Stoffes würde heißen, der Regisseur schafft sich selber ab bzw. verschwindet in die Wüste, doch ist die Inszenierung allein in seinem Kopf geboren, ohne ihn würde sie sich sofort in dem formlosen, reaktionären Alltag auflösen. Und darin liegt die Tragik dieser Position: Ganz gleich, wie genuin sein Wille ist, die bestehenden Verhältnisse umzuwälzen, der Revolutions(vor)führer handelt primär aus dem Impetus, selbst ein „heroisches“ Leben zu führen. Er kämpft um Anerkennung, doch kann diese Anerkennung nicht von dem imaginierten „Volk“ gewonnen werden, sondern von der real existierenden Zuschauermasse, die er wiederum zutiefst verachtet. Theoretisch sollte die Vorführung die Zuschauer dazu bringen, selbst Spieler zu werden. Faktisch können sie höchstens Statisten in einem Spiel sein, das sie nicht selbst definiert haben. Dieser extreme Widerspruch lässt sich nur durch einen Fluchtweg aushalten: Die Selbstdarstellung. Gaddafi wird die Rolle personifizieren, die er seinen Untertanen zuschreibt und zugleich verbietet – die Rolle des heroischen Spielers. Er verweist auf die Möglichkeit, souverän zu handeln, und macht dabei diese Möglichkeit zunichte. Insofern sind die bizarren, gekünstelten Erscheinungen Gaddafis kein Produkt seiner launigen Willkür, sie folgen einer zwingenden Logik.

TOTALE KUNST – Der bildende Künstler Gaddafi hat die monochrome Flagge kreiert. Der Designer Gaddafi entwarf ein ziemlich schickes Automodell, „The Rocket“, mit libyschen Teppichen ausgekleidet. Im Musikbereich wurde er erst nach diesjährigem Aufstand berühmt, mit dem Videoclip „Zenga Zenga“ (das auch noch von einem Israeli montiert wurde!). Der Dichter Gaddafi hat u.a. einen Essayband mit dem Titel verfasst: “Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde und der Selbstmord des Astronauten“. Von der literarischen Qualität des Werkes waren die Kritiker nicht ganz begeistert, immerhin kann man als prophetisch eine Stelle nennen, wo sich der Autor über die Tyrannei der Massen beklagt, die dazu neigen, ihre Führer in die Wüste zu schicken.
Doch zweifelsohne ist Gaddafi vorerst Aktionskünstler gewesen. Jahrelang kursierten unter schmunzelnden Arabern die jüngsten Einfälle des Politprovokateurs. Einmal kommt die algerische Fußballmannschaft nach Tripolis für ein Freundschaftsspiel. Vor dem Anpfiff steht Gaddafi auf und erklärt „aus Freundschaft zu unseren algerischen Brüdern“ diese kurzerhand zum Sieger. Die von dem Spiel frustrierten Fans randalieren im Stadion (stand doch in seinem „grünen Buch“: „nur Idioten sitzen im Stadion um Sportlern zu applaudieren anstatt selber Sport zu praktizieren“). Ein anderes Mal bestellt er Journalisten vor das Tor eines Gefängnisses, wo politische Opponenten (natürlich ohne Urteil) sitzen. Dann erscheint der Revolutionsführer höchst persönlich am Steuer eines Baggers, rammt die Mauer ein und lässt großzügig die Insassen durch die zerstörte Umwallung fliehen – ein klarer Fall der stellvertretenden Befriedigung unser aller Zerstörungsphantasien, wie es auch jene Rockbands der 60er taten, die genüsslich ihre Gitarren und Hotelzimmer kaputt machten. Manche Einfälle lehnen sich eher an die Kyniker an. Bei einem afrikanischen Gipfeltreffen geht Gaddafi demonstrativ zur Toilette, wartet, bis man ihn dort aufsucht und behauptet, er sei davon ausgegangen, dies wäre der eigentliche Verhandlungsraum gewesen. Noch vor kurzem bei einem Italienbesuch bestellt er unweit vom Vatikan 200 hübsche Callgirls, hält ihnen einen Predigt über die Vorteile des Islams, woraufhin sich zwei von ihnen auf der Stelle bekehren lassen. Gaddafi, ein schlechter Künstler? Schlingensief hat es nicht besser gemacht. Der Unterschied ist nur: In der Regel wird man Künstler, um das tun zu dürfen, was sonst nur Diktatoren können. Umgekehrt wurde Gaddafi Diktator, um Dinge zu tun, die sich sonst nur Künstler gönnen.

OUT OF TIME – Irgendwann in den neunziger Jahren soll es dem „Revolutionsführer“ klar geworden sein, dass er in all seinen Zielen völlig gescheitert ist: militärisch im Tschad, politisch in seinen Beziehung zu anderen Staaten der Region, historisch mit dem weltweiten Sieg des liberalen Kapitalismus über selbsternannte Befreiungsbewegungen. Vor allem ist er zu Hause gescheitert, als sich seine Familie und sein Klan wie die üblichen Despotensippen nur noch für die schnellstmögliche Bereicherung und die Plünderung der Ressourcen interessierten. Schlimmer noch: sein Sohn war Fußballfreak geworden und erkaufte sich eine Mannschaft. Aus der ursprünglichen Ambition des „grünen Buches“ blieb nur noch ein Scherbenhaufen. Der tragische Kern, der Konflikt zwischen revolutionärem Anspruch und diktatorischer Wirklichkeit, war längst zu einer schlechten Farce geworden. Selbstverständlich betraf auch dieser Verfall Gaddafi selbst, der zu lange Zeit die Gelegenheit hatte, aus seiner Position außerordentliche Privilegien zu ziehen. Die Macht korrumpiert, die absolute Macht korrumpiert absolut, die als nicht-existent erklärte Macht ermöglicht, die Korruption unsichtbar zu machen. In seinem Buch hat Gaddafi seinen Hass auf die Großstadt und seine Liebe zur Wüste besungen, die er auch demonstrativ vorführte, als er sich mit Kamelen und Beduinenzelt in den Hauptstädten Europas aufhielt. Aber in der Heimat haust er in luxuriösen Palästen – die natürlich „Geschenke des Volkes“ sind. Das Zelt war nur ein Traum der Kindheit. Der Palast hat gesiegt, die Korruption des Alters.

FALLENDE HANDLUNG – Von nun an verbündet sich Gaddafi mit dem Feind, den er nicht zu besiegen vermochte. Und er wird herzlich aufgenommen. Ruckzuck wird das Embargo aufgehoben, der Staatsterrorist zum salonfähigem Ansprechpartner und der „Schurkenstaat“ zum vollberechtigten Mitglied der internationalen Gemeinschaft. Bemerkenswert ist: Gerade zu diesem Zeitpunkt, wohlwissend, dass die westliche Öffentlichkeit wegschauen wird, entwickelt sich das absurde Theater in ein absolutes Theater der Grausamkeit. Der neue Akt fängt im Gefängnis von Abu Selim an, als die 1200 Gefangenen bis zum letzten abgeschlachtet werden. Der Fall löst keine internationale Empörung aus. Der Grund dafür ist bekannt. Von nun an weiss der Mann aus Tripolis, mit den zwei größten Ängsten zu spielen, die Europa aus dem satten Schlaf bringen: Die Einwanderung von Millionen aushungernden Afrikanern und die Ölknappheit an den Tankstellen. Um beide Drohungen zu vermeiden, ist den Europäern kein Verbrechen zu grausam, vorausgesetzt, es wird von anderen begangen. Es sind Italien, Frankreich und Deutschland, die Gaddafi mit Waffen reichlich beliefert haben (zu welchem Zweck denn?), es ist die EU, die ihm jährlich 50 Millionen Euro überwies, um Flüchtlings-KZs in der Wüste zu errichten, es ist die deutsche Polizei, die seine Sicherheitskräfte ausbildete, es sind deutsche Ingenieure, die seine Giftgasfabrik bauten. Heute wettern all diese feinen Seelen gegen den bösen, bösen Diktator.

Wenn man so will, ist es ein Verdienst Gaddafis, nachgewiesen zu haben, wie korrupt, heuchlerisch und zynisch die ach so demokratischen Regierungen Europas sind. Auch das tat er gekonnt mit großem Gespür für das Theatralische. In einem letzten Hauch von Antiimperialismus ließ er genüsslich die Vertreter des Westens, allen voran Bonga-bonga-Burlesconi, sich im Schlamm suhlen und ihm zu Füßen kriechen. Eine gelungene Erniedrigungsshow.

KRISIS – Und dann kommt die unerwartete Wendung. Auf einmal hören die Araber auf, Zuschauer von Palastrevolutionen zu sein und übernehmen die Regie. Die Rebellion fängt bei den Westnachbarn an, geht bei den Ostnachbarn weiter, schließlich steckt sie die Massen in Bengazi und Tripolis perkolativ an. Diese fangen an, das zu werden, was von ihnen immer behauptet wurde. Es werden tatsächliche Volkskomitees gegründet, Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen, Waffen zu Selbstverteidigungszwecken ergattert. Jetzt wird Gaddafis Vision real umgesetzt, aber gegen Gaddafi selbst. Somit wird die als-ob-Inszenierung abrupt abgebrochen. Die Fiktion platzt wie eine Thermoskanne. In der Logik des „Revolutionsführers“ kann dieser Einbruch der Wirklichkeit nur einer kollektiven Halluzination zugeschrieben werden, wahrscheinlich unter Drogeneinfluss der Teilnehmer. Die Störer der fortdauernden Komödie werden als „Komödianten“ beschimpft, sie seien Statisten einer Inszenierung unter der gemeinsamen Regie von Al Qaida und Al Jazeera.
Plötzlich gibt es keine Zuschauermasse mehr, sondern ein Volk. Im Alltag existiert das Volk nicht, nirgends. Das Volk gibt es nur dann, wenn (und solange) es sich auf der Straße sichtbar macht und sich als solche behauptet. Sobald es „Wir sind das Volk“ sagt, ist es eine reale Kraft. Und dieser Moment ist gewöhnlich kurz. Hingegen ist das Volk des „grünen Buchs“ eine Chimäre, nicht mehr und nicht weniger als das Volk der Bundesverfassung. Im Berliner Hauptbahnhof steht auf einem Riesenplakat: „400 Meter von hier regiert das Volk“ – unausgesprochen: doch hier pendelt ein Humankapital, das gar nicht so aussieht, als ob es irgend eine Macht über das eigene Leben hätte.
In dem Moment, als die libysche Menge das „grüne Buch“ öffentlich verbrennt, realisiert sie das Programm des „grünen Buches“. Doch wahrscheinlich ist es ihr nicht bewusst. Die Parolen sind längst vergiftet, die Begriffe entleert, die Utopie disqualifiziert. Und was dieses Vacuum jetzt füllen mag, ist nicht unbedingt aussichtsreich. Es kann ein fortdauernder Stammeskrieg sein, oder ein neokoloniales Protektorat (1)
Noch ist der Vorhang nicht gefallen. Gaddafi wird lieber die Szenerie mit Blut  (leider kein Theaterblut) übergießen und heldenhaft sterben, als seine Fiktion aufgeben. Derzeit wird er häufig mit Nero verglichen, wieder eine Figur, die Theater mit Politik vermischte.
Welcher Schluss auch immer kommen mag, es ist anzunehmen, dass die Bevölkerung nunmehr einer eher unspektakulären, postheroischen Form der Repräsentation den Vorzug geben würde.  In Zeiten der  „Facebook-Aufstände“ ist die Romantik der Unmittelbarkeit definitiv vorüber. Nicht mehr Kunst und Theatralik beflügeln die Revolte,  sondern die Generierung und Regulierung von  Informationsströmen.  Vielleicht ist das keine schlechte Sache.

Anmerkung:

(1) „My own impression, partly as a result of visiting Tripoli four years ago, is that the current rebellion is a much more mixed bag, with serious potential internal contradictions. Unlike Egypt, Libya is not a populous historic state with thousands of years of history, a strong sense of national identity and a long political culture.  Half a century ago, it was one of the poorest countries in the world, and still has not fully emerged from its clan structure. Qaddafi, in his own eccentric way, has been a modernizing factor, using oil revenues to raise the standard of living to one of the highest on the African continent.  The opposition to him comes, paradoxically, both from reactionary traditional Islamists on the one hand, who consider him a heretic for his relatively progressive views, and Westernized beneficiaries of modernization on the other hand, who are embarrassed by the Qaddafi image and want still more modernization.  And there are other tensions that may lead to civil war and even a breakup of the country along geographic lines.“ (Diana Johnstone: „Libya: Is This Kosovo All Over Again?“, www.counterpunch.org)

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