von 13.12.2010

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Schluckt einiges an Ressourcen: der Kassenbon (Foto: Corinna Klingler)

„Mit Kassenzettel?“, fragte mich neulich der Kassierer des Penny-Markts um die Ecke. Ich war verwirrt. Ich hatte das große, grüne Plakat nicht bemerkt, das neuerdings hinter der Kasse hängt: „Der Umwelt zur Liebe verzichten wir ab sofort auf den Ausdruck von Kassenbons.“ Nur noch auf Wunsch bekommt der Kunde seinen Kassenzettel ausgehändigt.

Mit Aktionen dieser Art ist das immer so eine Sache: Dass die paar Kassenbons weniger die Welt nicht retten werden, ist jedem klar. Aber sind auf dem Weg dahin nicht auch kleine Maßnahmen, auch solche mit symbolischem Wert, hilfreich?

Mir fällt es schwer, diese ernst zu nehmen, wenn sich mit anderen Schritten viel effizienter Ressourcen sparen ließen. „Einen wesentlich effektiveren Beitrag zum Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz würden die Rewe-Gruppe und deren Mitbewerber erreichen, wenn die wöchentliche Flut der in Millionenhöhe erscheinenden Werbeprospekten eingedämmt würde“, sagt Jürgen Knirsch von Greenpeace. Wer samstags vor lauter Werbung im Briefkasten die Zeitung nicht mehr sieht, weiß, wovon er redet.

Etwas seltsam mutet die Aktion auch vor dem Hintergrund an, dass Penny der erste Discounter war, der die Einweg-Dose wieder eingeführt hat. Das war im Juni dieses Jahres, die Grünen-Politikerin Dorothea Steiner sah darin einen „Anschlag auf das Mehrwegsystem“ (Spiegel), die Rewe-Gruppe feierte das „Comeback“ der „praktischen Getränkedose“.

Die Wiedereinführung der Dose stehe einem Unternehmen wie der Rewe-Gruppe „schlecht zu Gesicht, das sich in einer Vorreiterrolle als nachhaltigstes Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel sieht“, meint Knirsch. Und sie deklassiere Maßnahmen wie den Verzicht auf Kassenbons zu PR-Gags.

Einen gewissen Nutzen sieht er dann nämlich doch in der Aktion, wenn auch eher einen pädagogischen: Als „Denkzettel mag der Verzicht auf einen Kassenbon – sofern er mit einer entsprechenden Bemerkung der Kassiererin verbunden ist – einen Denkanstoß auslösen“.

Wenn mich der Kassierer das nächste Mal fragt, werde ich trotzdem wieder mit „Ja“ antworten, auf den Kassenzettel möchte ich auch in Zukunft nicht verzichten. Ich führe zwar kein Haushaltsbuch, aber das bisschen Überblick über meine Ausgaben muss sein.

Text: Jakob Rondthaler

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