vonClaudia Mussotter 15.10.2010

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„Frühstücken wie ein König, zu Mittag essen wie ein Edelmann und zu Abend wie ein Bettelmann“, das Sprichwort kennt jeder, doch nur die wenigsten halten sich daran. Dabei gilt, ein guter Start am Morgen gibt den richtigen Kick und hilft, mit dem Rest des Tages fertig zu werden. Und, wie Studien beweisen, wer regelmäßig frühstückt, ist nicht so anfällig für das leidige Übergewicht.
Leider hapert’s bei der Ausführung oft daran, dass man wieder mal in Eile ist – oder noch nicht ganz wach. Was letztendlich auf den Frühstückstisch kommt, ist von Land zu Land verschieden und unterscheidet sich in Gestaltung, Zeitpunkt, Dauer und vor allem Umfang erheblich.
Das traditionelle englische „breakfast“ beispielsweise ist eine komplette Mahlzeit und wohl eher für hart arbeitende Bergleute als den Büromenschen gedacht; trotzdem erfreut es sich gleichbleibender Beliebtheit: Speck und Würstchen, Tomaten, Pilze, Eier und Baked Beans, Bohnen, und natürlich Toast, das ist ein wahrhaft königliches „Morgenessen“ und nicht mal schlecht, wenn man sich an salz- und fettarme Nahrungsmittel hält.
Kaffee, Milch, Saft und Kakao, Brot und Brötchen mit Aufstrich wie Honig oder Marmelade oder belegt mit Käse oder Wurst sowie Joghurt, Müsli, Obst, vielleicht ein Ei kommen in Deutschland und Österreich auf den Tisch, das nennt sich dann in den Hotels „Continental Breakfast“. In Frankreich wie in Italien gestaltet sich mit Croissants und Kaffee oder heißer Schokolade das Frühstück sparsam, während in der Schweiz – je nach Region – reichlich aufgetragen wird; Milchkaffee, Ovomaltine, Tee, Kakao, Orangensaft, ein Ei, Wurst und Käse zum Brot, das am Sonntag durch einen Hefezopf ersetzt wird.

Spanien dagegen ist kein Frühstücksland. Man steht auf und nimmt in einer dem Arbeitsplatz nahe gelegenen Cafetería im Stehen einen schnellen starken Cortado, einen Espresso mit einem Schuss Milch, dazu gibt es vielleicht ein süßes Teilchen, eine Magdalena, oder, als salzige Variante, eine Tostada (geröstetes Weißbrot) mit Olivenöl – oft auch mit Tomate; erst zum Almuerzo, dem zweiten Frühstück um etwa elf Uhr, darf es dann schon etwas Warmes sein. Eine Tapa etwa, mit der man die Zeit bis zum Mittagessen überbrückt.
Typisch und in ganz Spanien beliebt sind die fettgebackenen Churros, die man in dicke, heiße Schokolade tunkt, vor allem nach einer „Marcha“ durch die Bars während der vergangenen Nacht – oder auch an festlichen Tagen. Traditionell sind ebenfalls Torrijas, Arme Ritter, die auch schon mal reich daherkommen können.
Nicht selten wird schon frühmorgens, speziell an den kälteren Tagen, von der körperlich hart arbeitenden Bevölkerung ein Anis oder gar Sol y Sombra zum Cortado bestellt, eine hochprozentige Mischung aus zwei Flaschen. Gibt man die Spirituose in den Kaffee hinein, handelt es sich um einen sogenannten Carajillo.
Doch auch frisch gepresster Orangensaft wird in fast jeder Bar angeboten, eine gesunde und günstige Alternative.
In einigen ländlichen Gebieten im Innern Spaniens pflegt man das Frühstück auch mit Messer und Gabel zu sich zu nehmen – etwas Deftiges, Warmes, für die schwere Arbeit auf dem „Campo“.

Doch zurück zum guten Start in den Tag. Zerealien wie zuckerarme Cornflakes sind eine gute Wahl und sehr populär. Man nimmt halb entrahmte oder entrahmte Milch, Vollkornflakes und für einen extra Vitaminkick ein paar Trockenfrüchte, Beeren oder ein paar Scheibchen Banane, das schmeckt und ist gesund – solange man sich nicht zu viel der leckeren Knusperflocken in den Teller füllt.
Toast geht schnell, ist köstlich und der perfekte Partner für eine Tasse Tee am Morgen. Die gesunde Variante ist aus Vollkorn, das hält länger satt. Und: Anstatt Butter gibt es auch Light-Produkte. Vor allem sollte Butter nicht direkt aus dem Kühlschrank kommen, will man sie dünn aufs Brot streichen. Ein Stück zerdrückte Banane auf den Vollkorntoast drauf, das ist überraschend lecker und hält den ganzen Morgen an.
Ebenso wie frischer Fruchtsalat zum Frühstück. Den kann man gut am Abend vorher zubereiten. Bananen allerdings sollten erst kurz vor dem Verzehr zugegeben werden, weil sie sich schnell hässlich verfärben.
Auch der sogenannte Smoothie liegt im Trend. Den puren Fruchtdrink kann man vorbereiten und im Kühlschrank bis zu drei Tagen frisch halten. Da bieten sich gefrorene Früchte an; einfach mit ein bisschen Saft oder Milch mixen. Oder einen Joghurt zufügen, dann hat man gleich noch das nötige Calcium.

Bananen-Passionsfrucht-Smoothie
Für 4 Pers.: 4 Bananen (die Schale dranlassen), 4 Passionsfrüchte (halbiert), 400 ml gekühlten Naturjoghurt, 100 ml kalte Milch, 2 TL flüssiger Honig
Die Bananen für eine oder zwei Stunden in den Kühlschrank geben. Dabei wird die Schale schwarz werden, aber das macht in diesem Fall nichts.
Das Fruchtfleisch der Passionsfrüchte auslösen und durch ein Sieb drücken.
Bananen schälen und alles zusammen: Banane, Joghurt, Milch und Honig, im Mixer pürieren. In Gläsern servieren.

Rührei auf Toast
Für zwei bis drei Pers.: 6 große Eier (am besten von freilaufenden Hühnern), 25 g eiskalte Butter (in kleine Würfel geschnitten), 1 EL Crème fraîche, Meersalz und Pfeffer, gehackter Schnittlauch, 2 bis 3 Scheiben rustikales Brot
Eier in eine kalte Pfanne mit möglichst dickem Boden schlagen, Herd auf kleinste Hitze stellen. Die Hälfte der Butter zufügen. Mit einem Spatel umrühren, um Eigelb und Eiweiß zu verbinden.
Wenn das Ganze beginnt fest zu werden, restliche Butter zugeben. Die Eier werden vier bis fünf Minuten brauchen, um die richtige Konsistenz zu haben: immer noch weich und saftig, aber schon stückig. Sie dürfen nicht zu heiß werden, deshalb die Pfanne ab und zu vom Herd ziehen.
Inzwischen die Brotscheiben toasten. Crème fraîche und Gewürze in der letzten Minute dazugeben, dann den Schnittlauch.
Toast auf warmen Tellern mit dem Rührei obendrauf servieren.

Eier im Näpfchen
Hier braucht man keine Pfanne. Einfach kleine runde Porzellanförmchen bzw. Cocottes mit etwas Olivenöl ausstreichen. Eine Scheibe Serranoschinken hineinlegen. Ein Ei hineinschlagen. Mit Sahne bedecken, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Bei 180 Grad im heißen Ofen backen, bis das Ei gar ist.
Oder Ofen auf 180 Grad vorheizen. Jedes Förmchen mit etwas Butter oder Öl einfetten. Mit einer Scheibe Tomate und einer kleinen Scheibe Serranoschinken auslegen, das Ei hineinschlagen. Dann das Ganze auf einem Ofenblech zehn bis 15 Minuten backen, bis das Ei fest wird. Dabei heißt es aufgepasst: Auch wenn die Förmchen nicht mehr im Ofen sind, bleiben sie noch eine Weile heiß, weshalb das Ei nachziehen wird. In einem guten Backofen auf der mittleren Schiene dürften zwölf Minuten ausreichen. Mit Salz und Pfeffer bestreut servieren.

Torrijas – Arme und reiche Ritter
Eine ganz traditionelle Methode für ihre Zubereitung ist, einen Sirup aus Wasser, Zitronenessenz, Zucker und Zimt herzustellen, in dem die etwa zwei Zentimeter dicken Brotscheiben baden müssen, bevor sie mit Ei umhüllt im heißen Fett ausgebacken werden. Am besten drei bis vier Minuten in Sonnenblumenöl, dessen Temperatur „nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig“ sein sollte, wie es in überlieferten Rezepten heißt. Nach dem Frittieren werden die Torrijas durch Zucker und Zimt gezogen und mit dem Sirup beträufelt. Andere, neuere Rezepte sehen stattdessen Honig vor und weichen das Brot zuvor in Milch ein.
Sollen aus den armen reiche Ritter werden, empfiehlt sich die Herstellung mit Brioches: Drei Eier schaumig schlagen, mit etwa der gleichen Menge Milch vermischen, Zucker und Zimt nach Geschmack; eine Prise Salz wäre nicht schlecht. Vier trockene Briochescheiben in der Milch einweichen, in Butter braten, ohne dass diese braun wird.
Tipp: Noch köstlicher wird’s mit in Rum eingeweichten Rosinen und vielleicht noch der Zugabe von einem Pflaumenkompott.

Ideen für den Frühstückstisch

Joghurt-Drink 3 Joghurt mit 1/2 Glas Wasser, 1/2 Schale Himbeeren und 3 EL Zucker mit dem Mixstab pürieren. Statt Himbeeren gehen auch Pfirsich, Kokosmilch, Banane, Apfel, Mango…
Butter einmal anders 100 g zimmerwarme Butter cremig rühren, mit 2 El Dulce de leche (aus dem Glas) sanft vermischen, die Butter sollte marmoriert aussehen. Auch Vanille, Zimt, Café etc. schmecken gut.
Aufgefrischte Marmelade Pfirsich schälen und klein würfeln, unter gekaufte Pfirsichmarmelade mischen. Andere Geschmacksrichtungen: Himbeere, Birne, Apfel, Zimt.
Fast ein Dessert ein Stück Frischkäse mit roten Früchten belegen, darüber zerstoßenen Karamell (einfach Honig-, Karamell- oder anderes Bonbon im Mörser zerstoßen) und 1 EL Honig geben. Mit Minzblatt garnieren.
Aromatisierte Schokolade – 1/2 l Milch mit 5 g Gewürzen wie Zimt, Safran oder Vanille erhitzen. Topf vom Herd nehmen, 200 g zerbröckelte beste Schokolade darin auflösen. Gut vermischen.
Litschi-Saft Dosen-Litschis mit der Hälfte ihres Sirups pürieren, absieben und kühlen. Ideen: Ananassaft und Fenchel, Orangensaft und Möhre, Apfelsaft und Sellerie…
Spritziger Orangensaft Orangen für 3/4 l Saft auspressen, absieben. In einen Syphon mit Sodakapsel füllen, bis zum Gebrauch kühlen.

Bon profit!

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