vonEva C. Schweitzer 15.04.2010

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Amerikanische Logik ist unergründlich. Da erklärt uns Jeff Jarvis auf der Berliner Bloggerkonferenz Re:Publica, er versteht überhaupt nicht, dass die Deutschen kein Problem damit haben, nackt in der Sauna zu sitzen, aber ihr Privatleben wollen sie nicht im Internet ausbreiten. Häh? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Schön, Amerikaner sind prüde, selbst gute Freunde brechen in hysterisches Kreischen aus, wenn sie einander in Unterhosen sehen, und Kinder dürfen ihre Eltern nicht nackt sehen. Hingegen wissen Amerikaner gar nicht, was Datenschutz ist, jeder Security Guard kann sich den Führerschein zeigen lassen — der in den USA als Perso-Ersatz dient —, wer mit dem Gesetz in Konflikt kommt, steht mit vollem Namen und Foto in der Zeitung, auch als 16-Jährige, und US-Großstädte sind flächendeckend mit polizeilichen Überwachungskameras  überzogen. Und wenn der Amerikaner wählen geht, wissen die Wahlhelfer, bei welcher Partei er registriert ist.

Was aber das entspannte Verhältnis zu Sex damit zu tun, ob man seine Steuererklärung ins Netz stellen möchte? Muss eine Frau, die am Strand nur einen knappen Bikini, wenn überhaupt einen, trägt, auch damit einverstanden sein, wenn die Nachbarn erfahren, was sie verdienen? Und: Muss man Puritaner sein, um ein normales Verhältnis zu seinen Körper als exhibitionistisch zu empfinden? Ich glaube, ja.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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