Juan MacLean besuchen anlässlich der Beck’s Fashion Experience Berlin und die New Yorker Kollegen von Fischerspooner legen Platten auf.
Nun scheint es in Berlin so zu sein, dass – ganz gleich welche Art von Veranstaltung die Stadt gerade in Beschlag nimmt – letztlich alles in einer großen Party kulminiert, ohne gepflegten Exzess, scheint es, kann man sich in Berlin nicht blicken lassen. Der Modezirkus gastierte in der vergangenen Woche in Berlin und das war, wie es mittlerweile Usus ist, ein willkommenes Stelldichein für Großsponsoren und Moderedakteurinnen und eben die Branche hinter den Stoffen, die die Welt bedeuten sollen. Im neuen, sehr großen und vor allem sehr großraumigen WMF in der Klosterstraße gastierte dazu die sogenannte Beck’s Experience Modenschau, die sich als Bühne für junge Modemacher einerseits und selbstverständlich für den namensgebenden Sponsor andererseits versteht.
Selbstverständlich war die Fashion Week für das Berliner Publikum – wie eigentlich jeder Anlass – vor allem guter Grund, sich am Freibier zu vergreifen und die Toiletten durch Grüppchenbesuch zu blockieren. Natürlich waren außerdem die Jungens von Virginia Jetzt! da und rissen später angetrunken Zoten auf dem Herrenklo, natürlich war Markus Kavka da, den man aber naturgemäß aus den Augen verlieren musste und natürlich war irgendwo auch Anna Maria Mühe.
Aber zunächst stolzieren sehr dürre Mädchen und sportliche junge Männer über die Bühne und zeigten, was die Jury als wegweißend für den modischen Nachwuchs hielt. Interessant waren da vor allem die stilvollen Papagenotrenchcoats und Safarihütchen von Julia Kim aus Antwerpen – und die lückenhaften Wollpullover der ebenfalls in Antwerpen wohnenden Ann Eckers. Das Interesse war groß, das Publikum reckte sich, der Applaus war höflich, eher selten aber euphorisch. Aber wer weiß schon, ob das nicht den Gepflogenheiten des Modezirkus geschuldet ist.
Doch auch gemeinhin war der Abend der Beck’s Experience Treffpunkt junger Designer und Modeblogger, vor allem Modebloggerinnen, aber auch des üblichen Berliner Publikums, das sich wenig um die von der Jury um Adriano Sack ausgewählten Nachwuchsmodestar scherte, sondern vielmehr The Juan MacLean und Fischerspooner an den Turntables.
Im Gegensatz zum insgesamt durchaus gelungenen Abend waren die DJ-Sets wenig spektakulär (denn wer sich während des Tanzen nicht ganz sicher ist, ob er „Mr Vain“ von Culture Beat nun wirklich ganz geil oder doch bloß ironisch witzig findet, der schert sich auch nicht groß, ob das Lied von einem New Yorker Star oder von DJ Fix und Foxi aufgelegt wird), was aber der Sache insgesamt keinen Abbruch tat.
Schließlich, und das muss man eben mit so einem gewissen Schulterzucken hinnehmen, handelt es sich auch bei einer Hochglanzabendveranstaltung wie der Beck’s Experience im Rahmen einer solchen Fashion Week vor allen Dingen um die Feierlichkeit einer Businessmesse.
Und so gesehen war das ein tatsächlich unterhaltsamer und auf eine Weise auch lehrreicher Abend.
(Text und Bild: Daniel Erk)
Im Netz:
* Beck’s Fashion Experience
* Juan MacLean MySpace
* Fischerspooner MySpace
* Culture Beat: „Mr. Vain“ Video