vonDaniel Erk 11.02.2010

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Und wenn man gerade eben den Eindruck gewonnen hat, die schier unendliche Obsession der Deutschem mit Hitler wäre zu einem kleinen, kurzen Halt gekommen, dann kommt eine Zahnärztin aus Krefeld namens Menevse Deprem-Hennen mit einer Doktorarbeit unter dem Titel „Dentist des Teufels“ um die Ecke. Einmal ganz davon abgesehen, dass man sich vielleicht eher nicht von einer Ärztin behandeln lassen mag, die die langen Jahre ihrer Promotion in Archiven verbracht hat statt über Kiefern, ist schon der Titel besonders irre: „Dentist des Teufels“ – bitte geht’s noch?

Jedenfalls handelt diese Doktorarbeit von Johannes Blaschke, der Hitlers „persönlicher“ Zahnarzt war – und von der Mundhygiene des Führers. Interessanter als die zahnärztlichen Befunde sind, einmal mehr, natürlich die Wege der Unterlagen nach dem Krieg, aber genau davon handelt die Doktorarbeit ja nicht.

Wie man so der Presse entnehmen kann, sind die Erkenntnisse dann auch eher banal bis vollkommen egal:

Aus dem Vernehmungsprotokoll von Nürnberg „…geht klar hervor, dass Blaschke stolz auf seine Rolle als Leibzahnarzt Hitlers war, weil das ja seine medizinischen Fertigkeiten bewies.“ (Rheinische Post)

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass Adolf Hitler starken Mundgeruch gehabt hat. Er hat sich sehr schlecht ernährt und litt unter Parodontose (Zahnbettschwund).“ (Kölner Stadtanzeiger und n-tv)

„Wahrscheinlich hatte Hitler, wie viele Menschen, Angst vor dem Zahnarzt.“ (Bild.de)

Immerhin, so wurde einmal mehr Hitler die Nazisau durch’s publizistische Dorf getrieben.

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