vonDaniel Erk 14.07.2010

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Dieser Text ist so ungefähr das Lustigste, was ich in langer Zeit zum Dritten Reich, zum Holocaust und zum Zweiten Weltkrieg gelesen habe (bzw., um die Kritik gleich abzuschmettern, es ist eine besonders gewitzte Parodie des Umgangs mit dem Dritten Reich. Gelacht wird über uns – nicht über die Opfer des Holocaust).

Ein Scott, offenbar SciFi-Fan, schreibt das auf, was ihn an den Zweiter-Weltkrieg-Filmen im History Channel stört: Die Protagonisten sind total eindimensional, die Geschichte macht wirre Wendungen und ist überhaupt total unglaubwürdig und schlecht erfunden:

Let’s start with the bad guys. Battalions of stormtroopers dressed in all black, check. Secret police, check. Determination to brutally kill everyone who doesn’t look like them, check. Leader with a tiny villain mustache and a tendency to go into apopleptic rage when he doesn’t get his way, check. All this from a country that was ordinary, believable, and dare I say it sometimes even sympathetic in previous seasons.

I wouldn’t even mind the lack of originality if they weren’t so heavy-handed about it. Apparently we’re supposed to believe that in the middle of the war the Germans attacked their allies the Russians, starting an unwinnable conflict on two fronts, just to show how sneaky and untrustworthy they could be? And that they diverted all their resources to use in making ever bigger and scarier death camps, even in the middle of a huge war? Real people just aren’t that evil. And that’s not even counting the part where as soon as the plot requires it, they instantly forget about all the racism nonsense and become best buddies with the definitely non-Aryan Japanese. (…)

I’m not even going to get into the whole subplot about breaking a secret code (cleverly named „Enigma“, because the writers couldn’t spend more than two seconds thinking up a name for an enigmatic code), the giant superintelligent computer called Colossus (despite this being years before the transistor was even invented), the Soviet strongman whose name means „Man of Steel“ in Russian (seriously, between calling the strongman „Man of Steel“ and the Frenchman „de Gaulle“, whoever came up with the names for this thing ought to be shot)(hier der gesamte Text)

Wie immer kann man das empört falsch, gemein und geschmacklos finden – oder kurz nachdenken, worum es eigentlich geht. Ja, gute Frage, worum geht es eigentlich? Einerseits darum, wie sehr das Dritte Reich mit seinen Insignien, seinem Völkermord und dem Zweiten Weltkrige das Genre des Science-Fiction-Kriegsfilm geprägt hat. Dann aber auch, wie sehr man sich an diese Erzählungen gewöhnt hat, Gut gegen Böse, Welteroberung, wirre Diktatoren, schwarze Uniformen, Wunderwaffen. Und letztlich, dass die Wahrheit oft so absurd und bescheuert ist, dass SciFi niemals Schritt halten wird.

Vor allem der zweite Punkt scheint mir verblüffend: Könnte es sein, dass wenn nicht die Mehrzahl, dann zumindest eine große Zahl an SciFi-Geschichten Variationen der Geschichte Nazideutschlands und Hitlers sind? Und wenn das zumindest in Ansätzen stimmt, was macht das dann mit der Wahrnehmung des Dritten Reiches? Gibt es diese Menschen schon, die SciFi nicht mehr von Historie unterscheiden können?

Ja.

(Danke, Giles!)

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