Der Mord von Dresden beschäftigt immer noch die gesamte deutsche Presse. Ein bisschen spät, aber erst hatten ja alle gedacht, es sei bloß ein gewöhnlicher Mord an einer Frau; wer wird sich denn darüber aufregen. Dass Frauen von wütenden Männern umgebracht werden, ist doch ganz normal und keine Schlagzeile wert.
Jetzt aber stellt sich heraus, das hat politische Implikationen: Ein russischer Einwanderer hat eine Frau aus Ägypten umgebracht, die ein Kopftuch trug. Es ist ein bestialischer Mord, er geschah in einem Gerichtssaal vor den Augen des Staatsanwaltes, und man sollte sich mal fragen, ob die in Dresden nicht ganz generell mit der Strafverfolgung überfordert sind – sind das nicht die gleichen, die im Fall Mario Mederake unfähig waren, einen vorbestraften Vergewaltiger in ihrem eigenen Polizeicomputer zu finden?
Die Diskussion darüber verläuft allerdings eher merkwürdig: Die Linke beharrt darauf, dass es sich um den Mörder um einen Deutschen handelt. Der Mann ist Russlanddeutscher, was heißt, kulturell ist er Russe, seine Ururgroßeltern kommen aber aus Deutschland (vielleicht, man liest ja auch von gefälschten Papieren), und weil er genetisch Deutscher ist, durfte er ja auch hierher ziehen. Komisch nur, die Linke hatte bisher eher einen kulturell geprägten Begriff von der Zugehörigkeit zu einem Volk und keinen genetischen. Andererseits, vielleicht wirkt die Prägung durch Adolf ja doch ein bisschen stärker in den Köpfen als mancher meint. Tja, so outet sich mancher als Anhänger eine Rassenlehre, die er, offen damit konfrontiert, ablehnen würde.
Selbst der Perlentaucher – das ist eine Presseschau im Internet über die Feuilletons des Tages, garniert mit besserwisserischen Bemerkungen spätpubertierender Möchtegernredakteure – besteht darauf, der Mann sei ein „durch und durch deutsches Gewächs“. Ja, die Gene sind halt doch das wichtigste. Wer sagte das gleich wieder? Ein Hinweis, lieber Thierry: Ein Mann, dessen großes Vorbild Napoleon war.