Es sieht einfach zu bizarr aus: Die in die Alpen gereisten Hannover-96-Fans, die mit deutscher Ernsthaftigkeit ihre Hymne intonieren und darunter der Text, den alle so gerne vergessen würden: Deutschland, Deutschland, über alles.
Ein sogenannter „Skandal“, vollkommen klar. Auch wenn die Detailfragen offenbar nicht nur beim Schweizer Fernsehen, sondern auch bei der schweizerischen Zeitung „Blick“ unbekannt sind. Der „Blick“ schreibt nämlich nicht nur vom „schlimmen Fehler beim Euro-Knüller Deutschland – Österreich am Montagabend auf SF 2: Wer den Teletext auf Seite 777 eingeschaltet hatte, staunte, als in den eigentlich für Gehörlose gedachten Untertitelungen folgende Worte zur deutschen Nationalhymne eingeblendet wurden (…)“, sondern auch von einer „Nazihymne“. Und auch wenn man versteht, dass der gemeine Schweizer von der Nazizeit, von Nazis, der Finanzierrolle der eigenen Banken und der xenophoben Anfälligkeit des eigenen Landes lieber nichts wissen will, so spricht das Unwissen Bände.
Die deutsche Hymne ist die dritte Strophe des sogenannten „Deutschlandliedes“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Das gesamte Lied mit allen dreit Strophen war bis 1945 die deutsche Nationalhymne, allerdings nicht allein im dritten Reich – davon abgesehen, dass zwischen ’33 und ’45 zudem die NSDAP-Hymne, das Horst-Wessel-Lied als Hymne genutzt wurde.
Das sind Dinge, die man nicht wissen muss, aber wissen kann. Und Dinge, die man gut und schnell nachschlagen kann, gerade dann, wenn man sich in eben dieser Sache zu Wort meldet. Aber dazu hat man offenbar weder beim Schweizer Fernsehen noch beim „Blick“ ausreichend Zeit, Muße – und Interesse.