vonDetlef Guertler 13.12.2008

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Klaus Jarchow hat im Stilstand mal wieder neugewortet. Oder heißt es geneuwortet? Jedenfalls heißt die entsprechende Passage so:

Bei den Dickschiffwörtern vollends, bei diesen sprachlichen Großindustrieanlagen für Sinnproduktion – ob nun ‘Kultur’, ‘Gesellschaft’, ‘Kunst’, ‘Technologie’ oder ‘Freiheit’ – hat noch nie jemand in der Realität etwas geortet, was diesen ‘Begriffen’ entspräche. Vom ‘Staat’ lässt sich kein Foto machen: Trotzdem gibt das Phantasiegebilde einem Haufen von Beamten den Lebensunterhalt, weil wir gewissermaßen alle diesem sprachlichen Märchen glauben.

Jarchow macht gleich zwei Anläufe, um den Begriff Dickschiffwort plastisch zu machen – obwohl ja das Dickschiff als solches auch schon über eine gewisse Plastizität verfügt. Das ist zum einen Indiz für Jarchows manchmal etwas überwortenden Stil, zum zweiten aber auch Zeichen einer eher mäßigen Deutlichkeit des Begriffs: Wortteile aus drei verschiedenen Bilderwelten, zusammen ziemlich viele Buchstaben, vor allem ziemlich viele Konsonanten, und das als Sammelbegriff für zwar getragene, aber klare und kurze Wörter wie Staat, Kultur oder Freiheit. Das muss doch besser gehen!

Allerdings ist mir nach gehörigem Grübeln noch kein besseres Wort eingefallen für diese Gruppe von Wörtern, die gehäuft in Festreden und Neujahrsansprachen auftreten. Ich habe Schwerwort probiert und Breitbegriff, Über- und Oberwort, und noch ein paar andere mehr, aber nichts davon überzeugend. Noch am ehesten ginge Paradewort, aber das ist fast schon zu positiv, und nicht gravitätisch genug.

Bessere Vorschläge?

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