von 13.12.2010

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Julian Assange ist ein Popstar und seine Geschichte filmreif. Wie auch immer man dazu stehen mag, dass Wikileaks und sein prominentestes Gesicht in den letzten Wochen mehr und mehr Mythos geworden sind – ignorieren lässt sich das nicht.

Assanges Geschichte ist anschlussfähig an Agentengeschichten, Monstererzählungen – Popstar und Monster sind, wie beispielsweise bei Michael Jackson zu sehen, schließlich nur zwei Gesichter der gleichen Figur – und die Legenden der erweiterten Science-Fiction, insbesondere des Cyberpunk und seiner Ausläufer.

Im Netz wird der Wikileaks-Mitbegründer als „Captain Neo“ bezeichnet, Assoziationen zu Figuren wie Hagbard Celine, Philo Dufresne oder den vernetzen Welten im Rollenspiel-Universums-Shadowrun oder der Roman-Vierer Otherland von Tad Williams bieten sich ebenfalls an. Meines Erachtens nach ist Julian Assange auch deswegen so populär, weil er diese kulturellen Codes so treffsicher bedient, die viele seiner netzaffinen Unterstützer verinnerlicht haben dürften.

Wir haben uns deswegen entscheiden, ein Kinoplakat für die Aufschlagseite des zweiten Teils der taz zeichnen zu lassen und konnten den Zeichner Felix Gephart dafür gewinnen. Inspiration für den Titel waren Die 1000 Augen des Doktor Mabuse, ein etwas angejahrtes Werk. Die Matrix-Filme und Science-Fiction-Werke lagen uns zu nahe, ältere Leser kennen diese oftmals zudem gar nicht.

Illustration: Felix Gephart

Außerdem ging es uns auch um das Monströse des Außenseiters in der Figur Assange, das ihm des Öfteren mitgegeben wird, ganz ernst nehmen wollten wir die fast schon messianischen Heilserwartungen einiger Zeitgenossen an den guten Mann zudem auch nicht.

Ich hoffe, es gefällt und glaube angesichts der Flut an Ikonografien, die Leuten wie Wolfgang Schäuble oder Ursula von der Leyen zu teil wurden, dass die Karriere von Assange als Bildmaterial noch lange nicht zu Ende ist. Er arbeitet auch ganz gut daran. In den Anfangszeiten von Wikileaks kritisierte er noch Menschen, die mal einen Anzug trugen, inzwischen sieht er aus, als würde ihn bei seinen Einkäufen Oscar Wilde beraten.

Heute schrieb uns eine Journalistin aus Italien, wir wären nur beinahe die ersten gewesen. Denn der italienische Rolling Stone hat Assange als „Rockstar of the Year“ auf seinem Cover.

Nun denn, ich finde den Gephart schöner. Aber wie gesagt, Assanges Karriere als Götze ist noch ganz am Anfang.

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