Am Ende waren es zwei Helden, die nicht in Deutschland geboren sind, aber in diesem Land Unglaubliches leisten: Die diesjährigen Panter Preise gehen an Kazim Erdogan, der den Preis der Jury entgegennahm, sowie Hadje Kitagbe Kaba, die von den taz-LeserInnen ausgezeichnet wurde. Er, weil er in seinen türkischen Männergruppen in Berlin-Neukölln Väter zum Weinen bringt. Sie, weil sie, weit entfernt von ihrem Heimatland Guinea, gegen die brutale Tradition der weiblichen Beschneidung kämpft.
Das Preisgeld von jeweils 5.000 Euro fließt in die ehrenamtliche Arbeit der zwei Gewinner. “Merci, merci, merci, encore merci”, entfuhr es Hadje Kaba, als sie den in eine taz gewickelten Panter entgegennahm. Mutter, Tochter, eine komplette Frauenriege war zu ihrer Unterstützung ins Deutsche Theater gekommen. “Ihre eigene Geschichte zeigt, dass nichts bleiben muss, wie es ist, dass wir zu Veränderungen in der Lage sind”, sagte die Schauspielerin Jasmin Tabatabai in ihrer Laudatio. Kaba nämlich wurde selbst beschnitten, als Mädchen von sieben Jahren.
“Ich danke allen Nominierten, weil ein Projekt schöner ist als das andere”, sagte Kazim Erdogan. Gemeinsam mit Kaba und ihm waren Rosemarie Lüttich, die Analphabeten das Lesen und Schreiben beibringt, und Eberhard Radczuweit nominiert, der überlebende sowjetische Kriegsgefangene um Verzeihung bittet und Spenden für sie sammelt, sowie Petra Wollny, die die Talente sozial benachteiligter Kinder fördert, und Norbert Denef, der sich für Betroffene von sexualisierter Gewalt einsetzt.
In seiner Laudatio lobte der Kabarettist und Journalist Martin Stankowski Kazim Erdogan als Vorreiter: “Erdogan glaubt nicht an die verpflichtenden Gebote dieser Welt, die auch immer von Männern formuliert und kontrolliert werden. Sein Projekt sollte auf die ganze Republik ausgeweitet werden.”
Durch die zweistündige Verleihung führten Katrin Bauerfeind und Gereon Asmuth als Moderatoren-Paar sowie musikalisch die Kölner Indie-Band Erdmöbel. Der taz Panter Preis ist ein Projekt der taz Panter Stiftung und wird jedes Jahr sozial engagierten “HeldInnen des Alltags” verliehen, die ihre gesellschaftliche Verantwortung erkannt haben und sich in ihrem Umfeld für eine gute Sache einsetzen.
Siehe auch: Rede von Elke Schmitter, taz-Chefredakteurin von 1992 bis 1994, zur Verleihung des taz Panter Preises