vonBlogwart 14.07.2009

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Von Simon Goebel, einem der Teilnehmer an der zweiten taz-Akademie, auf der er zusammen mit 19 Kollegen ein Wochenende lang in der taz lernen, arbeiten und vier Seiten füllen könnte.

Severin Weiland: 10 Jahre taz, dann zu SPIEGEL-Online. Michael Sontheimer: Mitbegründer der taz, inzwischen irgendwann mal bei der ZEIT gewesen, heute beim SPIEGEL. Ute Scheub: Ist freie Publizistin. Die drei bereicherten unseren taz-Workshop mit spannenden Seminaren und Diskussionen.

Ist es Zufall, dass uns nicht wenige Personen begegneten, die mit der taz zu tun hatten und inzwischen die großen, auflagenstarken Blätter bedienen? Dient die taz womöglich bloß als Karriere-Sprungbrett?

In den Redaktionsräumen der taz arbeiten viele junge JournalistInnen. Diese Jüngeren zeichnen sich besonders durch zwei Eigenschaften aus: Sie schreiben noch nicht sehr lange für die taz und kommen mit weniger Geld aus. Taz-lerInnen verdienen etwa 2000 Euro brutto. Das ist toll nach 13 unbezahlten Praktika. Doch dann ziehen die Jahre ins Land. Der WG-Single-Haushalt ist passé, eine Kleinfamilie bezieht nun eine kleine Altbauwohnung in Kreuzberg. Wer den Wunsch nach einer größeren Altbauwohnung oder gar nach einer Neubauwohnung mit funktionierender Heizung verspürt, darf sich zu den Älteren zählen. Die merken dann: Der SPIEGEL zahlt mehr, die ZEIT zahlt mehr, eigentlich zahlen alle mehr als die taz. Und Abwechslung tut auch mal gut. Also: Warum nicht wechseln?

Doch bei dieser Frage erinnert sich vielleicht die eine oder der andere an Ideale. Flache Hierarchien. Umwelt-Schwerpunkt. Latenter Antikapitalismus. Oder doch eher Green New Deal? Jedenfalls diskussionsintensive Redaktionssitzungen statt autoritärer Strukturen. Ach: Linksgedöns eben. Dann erinnert man sich an die faden Alternativen. Der SPIEGEL steht dauerhaft unter Kritik, sprachlich banal zu sein. In den letzten Jahren war er auch gerne mal für islamophobe Titelgeschichten zu haben. Und Josef Joffe macht die ZEIT auch nicht gerade sympathischer. Die Entscheidung heißt dann: Geld oder Ideale?

„Ideale!“ würde Ute Scheub vermutlich sagen. Denn – und das macht die taz eben doch zu etwas Besonderem: Von ihr geht man nicht einfach weg. Vielleicht schreibt man für ein anderes Blatt oder geht zum Fernsehen, vielleicht arbeitet man zwischendurch für eine PR-Agentur oder schreibt ein Buch. Aber man kommt wieder zurück, sei es als Stiftungs-KuratorIn oder einfach, um ein Seminar zu halten.

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