Man ist ja viel gewohnt bei den Onlineumsetzungen deutscher Zeitungen und hat sich schon mit Fotostrecken abgefunden oder Frage-Antwort-Kataloge, die den Nutzer zwingen, zwanzig Mausklicks für die eine gewünschte Information zu liefern, weil leider immer noch in den Köpfen der Werbewirtschaft Pageimpressions als allein seligmachende Währung akzeptiert werden. Geschenkt, dass Verweilzeiten und Unique Users die – eben gerade auch aus Sicht der Werbung – sinnvollere Einheit wäre, das Klickmonster scheint nicht totzukriegen zu sein.
Vielleicht ist folgendes Beispiel auch gar keine Besonderheit, sondern schon Usus und mir lediglich nicht aufgefallen, weil ich mich zu selten zu Berliner Kurier und Konsorten verirre, aber dieses Interview mit Mickey Rourke, dieser Irrsinn, kann nur einer völligen Verachtung der eigenen Leser gegenüber entspringen.
Der erste Versuch das ganze Interview mit der Hollywood-Ikone zu lesen, schlug fehl. Ich hatte die gefettete Zeile für eine Verlinkung auf das Interview gehalten – wie man das eben in den letzten 15 Jahren Netz so gelernt hatte: ist ein Hinweistext unterstrichen oder hebt sich ab, dann handelt es sich um einen Link. Weit gefehlt!
Danach dachte ich: ok, der Berliner Kurier bringt nur einen Teaser online, damit sich die Menschen am Kiosk das Blatt in Papier kaufen, was ja eine durchaus legitime Vorgehensweise wäre – aber auch hier: Irrtum. Denn direkt darunter findet sich ein kleiner Kasten, überschrieben mit „Interview mit Mickey Rourke“, in dem man tatsächlich das komplette Interview Frage für Frage einzeln weiterklicken muss.
Klick 1:
Klick 2:
Klick 3:
etc…
Das, lieber Berliner Kurier, liese sich aber vielleicht noch optimieren, denn bereits der Teaser-Text besteht ja aus 13 Sätzen – die sogar hintereinander auf einer Seite stehen! Oder anders gesagt: Zwölf verschenkte Klicks. Kein Wunder, dass das mit dem Online-Journalismus in Deutschland nichts wird, wenn man die ökonomischen Potentiale derart sträflich brach liegen lässt.